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09.10.2017 Florian Söllner

Bitcoin- und ICO-Boom: „Einsteigen, auch wenn es nur 50 Euro sind!“

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Bitcoin ist innerhalb von zwei Jahren um über 1.000 Prozent gestiegen. Nobelpreisträger Robert Shiller sieht eine „spekulative Blasenbildung“. Doch es gibt auch Bitcoin-Superbullen. Wie Blockchain-Experte Dr. Julian Hosp, der selbst ein ICO (Initial Coin Offering) durchgeführt hat.

Herr Dr. Hosp, TenX hat im Sommer 2017 selbst eine Art eigene Kryptowährung ausgegeben, die einen Marktwert von fast 200 Millionen Euro hat. Was hat es damit auf sich und ist TenX diese Summe wert?

Julian Hosp: Der Netzwerk-Wert des Tokens ist nicht gleich der Wert unserer Firma – das ist ein Unterschied. Das TenX –Token ist nichts anderes als ein Treue-Programm wie Lufthansa-Meilen oder Punkte bei Payback. Der einzige Unterschied ist, dass die Coins nicht vermehrt werden können. Jedes Mal, wenn einer unserer knapp 10.000 Kunden mit unserer Karte einkauft, dann verwenden wir einen kleinen Teil des Einkaufs, um Coins zu kaufen, die der Kunde erhält.

Mittlerweile gibt es über 1.000 solche Kryptowährungen beziehungsweise Tokens. Wie schätzen Sie diesen Wildwuchs ein?

Wir selbst haben uns hohe Standards gesetzt. Wir konzentrieren uns auf den Erfolg unserer Firma. Ich will die Investoren nicht enttäuschen. Aber noch sind ICOs wenig reguliert. Hier wird viel abgezockt – viele, die ICOs anpreisen, werden mit Coins bestochen. Wenn jemand nicht operativ vorhat, was er vorgibt, dann ist das Abzocke.

Wie viel Prozent der neuen ICOs sind aus ihrer Sicht wirklich werthaltig?

Ich glaube, dass weniger als zehn Prozent in eine Kategorie fallen, in der ein ernsthaftes Geschäft dahintersteht. Ich sehe dies sehr, sehr kritisch. Doch ICOs sind an sich eine gute Idee: Das wird ein sehr wichtiges In­strument werden für Tausende Mittelständler, um zu starten. Doch Länder wie Deutschland, Österreich, Schweiz sollten es regulieren, um schwarze Schafe auszusortieren.

China hat dies gerade getan und ICOs einen Riegel vorgeschoben ...

Einige Länder wie China schreiten gerade ein und wollen ICOs komplett verbieten. Ich denke nicht, dass das der richtige Weg ist, aber ich verstehe, dass Otto Normalverbraucher geschützt werden muss.

ICOs zeigen, was per Blockchain möglich ist, und ermöglichen es Kunden, am Erfolg eines Start-ups zu partizipieren. Eine direkte Beteiligung bietet ein Token nicht ...

Das Ziel ist die Beteiligung per Blockchain am Eigenkapital. Noch gibt es aber kein Token, das rechtlich wirklich einen Wert im Firmenbuchregister hat. Doch die USA sind Vorreiter, bald könnte es hier möglich sein.

Wer kauft derzeit so massiv ICOs?

Viele Leute wie ich, die in den letzten Jahren unglaublich viel Geld mit Bitcoin verdient haben. Man sieht, dass nun auch große Investoren beginnen, zu investieren. Doch das große Geld in ICOs kommt wohl erst, wenn es hier eine klare Regulierung gibt.

Was würden sie Neueinsteigern raten?

Seriös kann keiner genau sagen, wie die Lage in drei Jahren sein wird. Dennoch würde ich Neueinsteigern auf jeden Fall raten, sich etwas Kryptowährungen ins Depot zu legen. Auch wenn es nur 50 Euro sind, die man sofort abschreibt. Denn man lernt extrem viel dadurch.

(Dieses Interview ist in der AKTIONÄR-Ausgabe 37/2017 erschienen)

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