Nach der Talfahrt im vergangenen Jahr haben Bitcoin und Co in den letzten Tagen eine Erholungsrally gestartet. Am Sonntag notiert Bitcoin wieder über 20.000 Dollar. Auch die Aktien vieler Unternehmen aus der Kryptobranche haben wieder kräftig angezogen. Euphorie will in der Branche deshalb aber noch nicht aufkommen, im Gegenteil: Der Krypto-Winter fordert schmerzhafte Einschnitte.
In einer regelrechten Entlassungswelle hat am Freitag der Kryptobörsen-Betreiber Crypto.com einen weiteren, drastischen Stellenabbau bekanntgegeben. In der zweiten Kündigungsrunde innerhalb von sechs Monaten müssen diesmal rund 20 Prozent der verbliebenen Belegschaft gehen. Bereits im vergangenen Juli hatte das Unternehmen zahlreiche Mitarbeiter entlassen müssen.
Crypto.com steht damit aber nicht alleine da, im Gegenteil: Nach Informationen von Bloomberg haben Krypto-Firmen alleine in den ersten beiden Wochen des Jahres 2023 rund 1.600 Stellen abgebaut. Ebenfalls in dieser Woche hat beispielsweise auch Coinbase erneut den Rotstift angesetzt und fast 1.000 Beschäftigte vor die Tür gesetzt (DER AKTIONÄR berichtete)
Die Krypto-freundliche US-Bank Silvergate musste als Reaktion auf einen Bankrun im Geschäft mit digitalen Assets zuvor sogar 40 Prozent der Mitarbeiter entlassen. Der Krypto-Broker Genesis hat laut der Nachrichtenagentur Reuters in der Vorwoche rund 30 Prozent der Stellen gestrichen.
Die zehn Krypto-Firmen mit den größten Einschnitten haben laut dem Bloomberg-Bericht seit 2022 insgesamt über 6.500 Mitarbeiter entlassen. Rund zwei Drittel entfallen davon aber alleine auf Crypto.com und Coinbase.
Krypto-Winter noch nicht vorbei
Die Gründe dafür lauten immer ähnlich: Crypto.com-Mitgründer und -CEO Kris Marszalek spricht in seinem Statement von „anhaltendem Gegenwind und unvorhergesehenen Ereignissen in der Branche“. Konkret sind damit einerseits Makro-Faktoren wie stark gestiegen Zinsen und die Angst vor einer Rezession und andererseits die teils spektakulären Pleiten von großen Krypto-Projekten im vergangenen Jahr gemeint.
Die Folge war ein heftiger Crash am Kryptomarkt und ein neuer Krypto-Winter, der bis heute deutlich zu spüren ist. Vor diesem Hintergrund habe er die „schwierige, aber notwendige Entscheidung“ getroffen, weitere Stellen abzubauen, um den langfristigen Erfolg der Firma zu sichern, so der Marszalek.
Coinbase-Chef Brian Armstrong hatte zur Wochenmitte in einem Blogeintrag auf Stresstests seines Unternehmens verwiesen, wonach weitere Kostensenkungen und Stellenstreichungen alternativlos seien. Zudem kündigte er das Ende für weniger aussichtsreiche Projekte an.
Armstrong und Marszalek machten in ihren Statements insbesondere auch die Pleite von FTX für das Chaos in der Kryptobranche verantwortlich. Der Coinbase-Chef warnte dabei erneut explizit vor potenziellen Ansteckungsrisiken.
Um Kosten zu sparen und liquide zu bleiben, müssen viele der erfolgsverwöhnten Krypto-Shooting-Stars den Gürtel nun dramatisch enger schnallen. Viele Firmen räumen zudem ein, im vergangenen Bullenmarkt zu schnell expandiert zu haben.
Auch wenn die Kurse von Bitcoin und Co zuletzt ebenso wieder angezogen haben wie die Aktien von Krypto-Unternehmen, scheint man in der Branche nach wie vor eher skeptisch in die Zukunft zu blicken. Auch DER AKTIONÄR sieht trotz der erfreulichen Kursentwicklung der letzten Tage noch keinen Grund, direkt in Euphorie zu verfallen. Stattdessen sollten Krypto-Investoren weiterhin langfristig agieren und noch etwas Pulver trockenhalten.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
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Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.