Der Baukonzern Bilfinger kommt nicht zur Ruhe. Nach schwacher Performance im vergangenen Geschäftsjahr und dem Abgang von Vorstandschef Roland Koch hatte sich das Unternehmen zuletzt einen strikten Sparkurs verordnet. Am Wochenende erschütterte ein Korruptionsskandal das Mannheimer Unternehmen. Der Aktienkurs gerät unter Druck.
Die Vorwürfe lauten, dass der Baukonzern Bilfinger im Vorfeld der Fußball-WM 2014 in Brasilien mehr als 20 Millionen Euro Schmiergeld an brasilianische Lokalpolitiker und FIFA-Funktionäre bezahlt haben soll. Wie der Konzern mitteilte, hat das Unternehmen im vergangenen Jahr entsprechende interne Hinweise erhalten und "umgehend eine umfassende Untersuchung eingeleitet." Der Vorwurf betrifft angebliche Bestechungszahlungen durch Beschäftigte der Bilfinger-Tochter Mauell. Der Verdacht habe sich inzwischen erhärtet, die Untersuchungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen, hieß es in der Mitteilung.
FIFA weist die Vorwürfe zurück
Bilfinger Mauell hatte an den zwölf WM-Austragungsorten in Brasilien Verkehrsleitzentralen zur Koordination von Polizei- und Rettungseinsätzen mit Monitorwänden und Software ausgestattet. Manager des Unternehmens sollen das Schmiergeld beim Ein- und Weiterverkauf von Softwareprodukten abgezweigt und an brasilianische Politiker und FIFA-Funktionäre ausgezahlt haben. Mehr als 20 Millionen Euro sollen dabei geflossen sein. Das gesamte Auftragsvolumen soll nach Unternehmensangaben allerdings nur rund sechs Millionen Euro betragen haben. Der Konzernvorstand, damals noch mit Roland Koch an der Spitze, soll von den Vorgängen nichts gewusst haben. Auch die FIFA wies die Vorwürfe in einem Statement zurück.
Kein Kauf
Nach dem Krisenjahr 2014 gab sich das Unternehmen zuletzt vorsichtig optimistisch. Trotz schwieriger Bedingungen wolle man durch ein striktes Sparprogramm und die Neubesetzung der Konzernspitze zumindest mittelfristig wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Dennoch gehört das Unternehmen auch in diesem Jahr zu den Underperformern im MDAX. Die jüngsten Korruptionsvorwürfe dürften weder für den Aktienkurs, noch für das Vertrauen in das Unternehmen förderlich sein. DER AKTIONÄR bleibt daher bei seiner Einschätzung und rät vom Kauf der Bilfinger-Aktie ab.
(Mit Material von dpa-AFX)