Warren Buffett ist zweifelsohne einer der talentiertesten und erfolgreichsten Investoren des vergangenen Jahrhunderts. Viele Anleger, die über die Jahre ihrem Investment in Berkshire Hathaway treu geblieben sind, konnten damit prächtig Geld verdienen. Doch wie der Nachrichtensender CNBC nun berichtete, steht der Meister des Investierens nun unter starkem Beschuss.
David Rolfe, Chief Investment Officer von Wedgewood Partners, äußerte in einem Brief an seine Kunden harsche Kritik am Orakel aus Omaha. Zudem gab er bekannt seine komplette Position an der Buffett-Holding abgebaut zu haben. Vor allem die riesigen Cash-Berge und die verpassten Investment-Gelegenheiten kritisierte Rolfe hart.
„Buffett hat seine Position in Heinz während des großen Bullenmarktes der letzten Jahre nicht zurückgefahren.“ Auch an IBM verlor Rolfe kein gutes Wort. Diese Beteiligung hatte Buffett bis Anfang 2018 fast vollständig mit Verlust abgestoßen.
Die Buffett-Holding sitzt derweil auf gewaltigen Cash-Bergen. Im letzten Quartal betrug dieser rund 120 Milliarden Dollar. In seinem alljährlichen Brief an seine Anleger bekundete Buffett zwar, dass er eine sehr große Akquisition geplant hatte, allerdings seien die Preise aktuell einfach viel zu hoch.
Dagegen hätte das Orakel aus Omaha die größten Investment-Gelegenheiten verpasst beziehungsweise nicht richtig ausgebaut. So zum Beispiel Mastercard und Visa. Hier besitzt Berkshire Hathaway zwei Positionen, allerdings sind diese im Vergleich zum Gesamtportfolio eher vernachlässigbar. Dabei haben diese seit 2009 eine beachtliche Performance hingelegt. „Diese beiden Aktien hätten Korbleger für Buffet sein können“, so Rolfe.
Mit 48.000 B-Anteilsscheinen dürfte Rolfes Position wohl keinen großen Einfluss auf den Kurs haben. Allerdings ist die Kritik nicht ganz unberechtigt. Bei IBM und Kraft Heinz hatte die Investorenlegende kräftig daneben gelangt. Bei Wachstumswerten wie Amazon hatte man einen gewaltigen Kursanstieg verpasst und erst die jüngere Reihe hinter Buffet war im Frühjahr eine kleine Position beim Bezos-Konzern eingegangen.
Dennoch kann Buffett auf einen großen Erfahrungsschatz an der Börse zurückgreifen. Die Bewertungen sind derzeit auf Rekordniveau und die Wirtschaft befindet sich zumindest in den USA in der längsten Wirtschaftserholung seit 1800. Zudem steigt seit einiger Zeit die Rezessionangst unter den Investoren. Daher machen größere Engagements in einem aktuell schwierigen Marktumfeld aus Sicht eines klassichen Value-Investors der alten Schule nur wenig Sinn.
Der Autor Nicola Hahn hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Berkshire Hathaway.