Steigende Rohstoffkosten, Lieferengpässe - die Kosten bei BASF & Co steigen. Und nun fordert auch die IG BCE für die gut 580 000 Beschäftigten in der deutschen Chemie- und Pharmabranche deutlich mehr Geld. Ziel müsse sein, die Kaufkraft der Menschen nachhaltig zu steigern, sagte Ralf Sikorski, stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie.
"Es steht außer Frage, dass am Ende ein Entgeltplus oberhalb der Teuerungsrate stehen muss", sagte Sikorski, ohne die Forderung genau zu beziffern. Dafür werde man auf die Inflationsrate im Frühjahr schauen, wenn die Gespräch mit den Arbeitgebern beginnen sollen. Diese lehnten umfangreiche Forderungen ab.
Von einer Krise der Chemie- und Pharmaindustrie könne keine Rede sei, sagt Sikorski mit Blick auf jüngste Konjunkturdaten des Verbands der Chemischen Industrie. Demnach erwartet die Branche 2021 Rekordumsätze von 220 Milliarden Euro - ein Plus von 15,5 Prozent zum Vorjahr.
Die IG BCE peilt in den Gesprächen, die am 21. März auf Bundesebene beginnen sollen, einen Tarifvertrag mit kurzer Laufzeit von zwölf Monaten an. Die Inflationsrate in Deutschland war im Oktober auf 4,5 Prozent geklettert. Die Bundesbank erwartet, dass der Preisdruck 2022 sinkt, rechnet aber für längere Zeit mit Raten über 3 Prozent.
Arbeitgeber lehnen hohe Forderungen ab
Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) lehnte die Forderungen ab. "Die IG BCE kann nicht einerseits Milliarden-Investitionen der Unternehmen einfordern und ihnen andererseits tief in die Tasche greifen", kritisiert Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. Auch die aktuelle Preisentwicklung sei als Begründung für Entgeltzuwächse nicht geeignet. Diese sei Folge der wieder regulären Mehrwertsteuersätze sowie kurzfristiger Lieferengpässe. Es gebe beim Entgelt auch keinen Nachholbedarf in der Branche. Im Schnitt verdienen Tarif-Beschäftigte in Vollzeit rund 64 000 Euro jährlich.
Die bestehenden Tarifverträge laufen am 31. März aus. Die IG BCE will ihre Forderung am 22. Februar 2022 beschließen. In der vergangenen Runde hatte sich die Gewerkschaft mit dem BAVC auf eine sehr lange Laufzeit bei moderaten Lohn- und Gehaltszuwächsen geeinigt, aber eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung durchgesetzt.
Die Kosten dürften bei BASF weiter steigen. Doch auf der anderen Seite hatte der Chemie-Weltmarktführer in den vergangenen Wochen und Monaten auch selbst immer wieder an der Preisschraube gedreht und dürfte daher in der Lage sein, höhere Kosten an die Kunden weiterzugeben. Sorge bereitete zuletzt eher der anhaltend schwache Kursverlauf. Solange die Dividendenperle weiter im Abwärtstrend feststeckt, drängt sich kein Kauf auf. Bereits investierte Anleger beachten nach wie vor den Stopp bei 58,00 Euro.
Mit Material von dpa-AFX