Die US-Regierung hat in der Nacht von Sonntag auf Montag die umfassende Absicherung von Einlagen bei der Silicon Valley Bank angekündigt. Damit sollen die Marktturbulenzen eingedämmt werden. Das war wohl auch deshalb notwendig, weil ein weiteres Finanzinstitut abgewickelt wird. An den Börsen dürften die Rettungsmaßnahmen positiv aufgenommen werden.
Nach der Schieflage des US-Start-Up-Finanzierers Silicon Valley Bank (SVB) und einer weiteren Bank aus New York ist die US-Regierung eingeschritten und hat eine Absicherung aller Einlagen bei den Geldhäusern angekündigt. Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und die US-Einlagensicherung FDIC gaben am Sonntagabend (Ortszeit) in einer gemeinsamen Stellungnahme bekannt, alle Einlagen der SVB würden vollständig geschützt und könnten ab Montag auf ihr gesamtes Geld zugreifen.
Eine ähnliche Regelung gelte auch für die Signature Bank in New York, die am Sonntag von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen worden sei. US-Präsident Joe Biden erklärte, die Menschen bräuchten sich um ihre Einlagen nicht zu sorgen. Er kündigte außerdem Konsequenzen für jene an, die die Turbulenzen ausgelöst hätten.
Am Freitag war die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das hatte weltweit für Unruhe gesorgt. Die Aktien von SVB waren am Freitag nach einem Kursrutsch aufgrund der akuten Notlage vom Handel ausgesetzt worden. Auch andere Banken gerieten an der Börse erheblich unter Druck. Die Furcht vor Kreditausfällen im Bankensektor verstärkte sich wieder. Die Probleme der US-Banken sorgten auch an den europäischen Börsen für Verunsicherung.
Das US-Finanzministerium, die Federal Reserve und die Einlagensicherung FDIC bemühten sich nun, der allgemeinen Nervosität entgegenzuwirken. Das US-Bankensystem sei nach wie vor widerstandsfähig und stehe auf soliden Füßen, hieß es in ihrer gemeinsamen Stellungnahme. Bei den jetzt beschlossenen Schritten handele es sich um wichtige Maßnahmen zum Schutz der US-Wirtschaft, indem das öffentliche Vertrauen in das amerikanische Bankensystem gestärkt werde. „Der Steuerzahler wird keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen“, hieß es weiter. Das gelte auch für die Signature Bank.
Eine hochrangige Mitarbeiterin des Finanzministeriums betonte, es gehe bei den Vorkehrungen um Hilfe für die Einleger, nicht um eine Rettung der Banken selbst. Diese seien Risiken eingegangen und müssten die Verluste selbst tragen. Es handele sich nicht um eine Situation wie in der Finanzkrise von 2008.
Yellen hatte zuvor eine staatliche Rettung der Silicon Valley Bank ausgeschlossen. In der Finanzkrise vor einigen Jahren sei die Regierung zwar auf diese Weise eingeschritten, sagte Yellen am Sonntag auf eine entsprechende Frage in einem Interview des Senders CBS. Sie betonte aber: „Das machen wir nicht noch einmal.“
Es bestehen gute Chancen, dass die bisher bekannten Maßnahmen der US-Regierung die hohe Unsicherheit am Markt reduzieren können. Das schnelle Handeln verwundert nicht, denn eine Krise im Bankensektor hätte weitreichende Folgen – auch für die restliche Wirtschaft.
Anleger, die in US-Großbanken wie JPMorgan, Bank of America oder Morgan Stanley investiert sind, sollten Ruhe bewahren. Die aktuellen Probleme dürften in der Hauptsache kleinere Regionalbanken betreffen. Mit der Garantie für die Kundeneinlagen bei den beiden unter Aufsicht gestellten Banken und dem neuen Liquiditätsprogramm der Fed könnte sich die Lage zum Wochenstart stabilisieren.
Mit Material von dpa-AFX.