Der Streit um die Übernahme der Commerzbank durch die UniCredit eskaliert weiter. Bundesfinanzminister Jörg Kukies und Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp üben scharfe Kritik an den Aktivitäten der italienischen Großbank, die ihren Anteil erneut erhöht hat.
Bundesfinanzminister Jörg Kukies hat der italienischen Großbank Unicredit eine klare Warnung ausgesprochen, nachdem diese ihren Anteil an der Commerzbank zuletzt erheblich aufgestockt hat. In einem Interview mit der Rheinischen Post erklärte Kukies, dass der Schritt der Unicredit als „unfreundlicher Akt“ wahrgenommen werde, was die Bank selbst öffentlich jedoch anders darstelle.
Kukies betonte, dass feindliche Übernahmen von systemisch relevanten Banken in der Regel schädlich und selten erfolgreich seien. Zudem sei er „mehr als verwundert“ über das wiederholt „unabgestimmte, unfreundliche Verhalten“ der Unicredit.
Auf die Frage, welche Schritte der Bund gegen eine feindliche Übernahme der Commerzbank unternehmen könnte, sagte Kukies, dass Unicredit im Spätsommer erklärt habe, eine Übernahme nur dann umzusetzen, wenn alle Beteiligten zustimmen würden, und dass das Investment auch rückgängig gemacht werden könne. Er hob hervor, dass „Glaubwürdigkeit und Vertrauen“ in diesem sensiblen Bereich besonders wichtig seien, vor allem für systemrelevante Banken.
Auch Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp erwartet eine ablehnende Haltung der Bundesregierung gegenüber einer Übernahme durch die UniCredit. In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung wies Orlopp darauf hin, dass sich mittlerweile parteienübergreifend Politiker klar für die Eigenständigkeit der Commerzbank ausgesprochen und ein feindliches Vorgehen kritisiert hätten. Sie sei daher zuversichtlich, dass dies auch unter der neuen Regierung so bleiben werde. Sie vertraue darauf, dass der Bund mit seinem verbleibenden Commerzbank-Anteil von zwölf Prozent verantwortungsvoll umgehe.
Orlopp schloss zudem nicht aus, dass es in Zukunft zu einem weiteren Stellenabbau bei der Bank kommen könnte, auch wenn dies unabhängig von einer möglichen Fusion der Fall sei. „Wir werden auch weiterhin unsere Kosten optimieren“, sagte sie.
Die UniCredit hat mittlerweile über Finanzinstrumente insgesamt rund 28 Prozent der Commerzbank-Anteile erworben und strebt an, diese auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Orlopp kritisierte, dass UniCredit-Chef Andrea Orcel zuvor keinen Dialog mit ihr gesucht habe, was die Situation unnötig erschwert habe. „Das hätte vieles erleichtert“, so Orlopp, „aber man kann immer noch die Strategie ändern, wenn man abblitzt.“
Ob mit oder ohne Übernahme – die Commerzbank-Aktie bleibt aussichtsreich. Selbst im Fall eines Scheiterns der Fusion hätte sie reichlich Aufwärtspotenzial. Investierte Anleger bleiben an Bord. Auch Neueinsteiger können weiter zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.