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19.03.2023 Martin Mrowka

Ausblick: Die neue Woche wird für DAX und Co herausfordernd

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Dies- und jenseits des Atlantiks ringen Behörden, Notenbanken und Banken mit der Bewältigung kurzfristiger Vertrauensverluste. Die Credit Suisse wird wohl übernommen (werden müssen), die Fed sucht in der Gemengelage die richtige Zinsentscheidung. Der Gesamtmarkt fürchtet zudem eine nahende Rezession. Die neue Woche wird wohl volatil.

Die Sorgen um den Bankensektor haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung wieder eingeholt. Erneut hohe Kursverluste bei der Schweizer Großbank Credit Suisse und ein weiteres Kursdesaster für die US-Regionalbank First Republic trotz Milliardenhilfen zogen den DAX vor dem Wochenende letztlich um 1,3 Prozent auf 14.768 Punkte nach unten.

Im Wochenverlauf verlor der Leitindex mehr als vier Prozent. Der große Verfall an den Terminbörsen sorgte für weitere Kursschwankungen. Der Effekt der positiv bewerteten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Vortag verpuffte. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen bei gut 14.800 Punkten.

DAX (WKN: 846900)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte sich am Donnerstag nicht von ihrem angekündigten geldpolitischen Kurs abbringen lassen und erhöhte den Leitzins erneut um 0,5 Prozentpunkte. Allerdings legte sich die Notenbank nicht auf weitere Zinserhöhungen fest.

Zuvor veröffentlichte das Bundeswirtschaftsministerium ihren Monatsbericht. Die Bundesregierung hält demnach eine Winterrezession in Deutschland trotz zuletzt positiver Konjunkturdaten für möglich. "Eine 'technische' Rezession mit zwei aufeinanderfolgenden Quartalsrückgängen ist jetzt nicht mehr auszuschließen", heißt es da. Auch in den USA wächst die Rezessionsgefahr.

Zinsentscheidung der US-Notenbank im Fokus

Rund ein Jahr nachdem die Fed ihre aggressive Leitzinswende gestartet hatte, könnte auch bei der US-Notenbank ein Umdenken einsetzen. "Die Börsenwelt hat sich in den vergangenen sieben Tagen um 180 Grad gedreht", konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Aus der Angst vor einer Tempoverschärfung der Fed sei bei einigen Marktteilnehmern schon Hoffnung auf eine Zinssenkung geworden. "So weit sollte es zwar nicht kommen, aber der große Zinsschritt ist spätestens seit dieser Woche vom Tisch." 

Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank rechnet daher mit einer Zinserhöhung der Fed um lediglich 0,25 Punkte. "Als bedeutendste Notenbank der Welt kann sie mit einem plötzlichen Strukturbruch ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen." Die weiter nachgebende Kerninflation gebe der Fed die nötige Beinfreiheit.

Auch die Helaba-Experten werfen bereits die Frage auf, wie es nach der kommenden Zinssitzung weitergeht: "Aktuell preist der Future-Markt eine noch schnellere und deutlichere Wende der Fed ein als zuvor." Schon für den Sommer werde hier mit der ersten Lockerung gerechnet. Die Konjunkturdaten würden dagegen eine weitere Zinserhöhung wahrscheinlich machen. "In dieser Gemengelage dürften die Anleger zunächst im Team Vorsicht verharren", schrieben die Experten der LBBW. 

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Am Markt wird angesichts der angespannten Lage einiger Banken auch darüber spekuliert, ob die Fed den Leitzins überhaupt anheben wird. Sogar eine Zinssenkung sei mittlerweile denkbar. Am Donnerstag folgen außerdem weitere Zinsentscheide von Notenbanken wie der Bank of England (BoE).

Notübernahme der Credit Suisse?

Die Sorge um die Banken bleibt derweil präsent, auch wenn sie zuletzt etwas nachließen. Nach den Hilfen für die angeschlagene Credit Suisse erhielt auch die US-Regionalbank First Republic milliardenschwere Unterstützung. Die Probleme dieser Geldhäuser seien zudem eher unternehmensspezifisch und nicht systemisch, kommentierte Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. "Sollten sich die Fälle jedoch mehren, könnte das Vertrauen in den Bankensektor insgesamt sinken, was weitergehende Risiken bergen würde."

Am Samstag wurde um eine Lösung für die Zukunft der Credit Suisse gerungen. Die britische Wirtschaftszeitung Financial Times berichtete zunächst, Finma und SNB sehen eine Übernahme durch die Großbank UBS als einzige Option, um dem Vertrauensverlust entgegenwirken zu können. Es wäre die folgenreichste Banken-Fusion in Europa seit der Finanzkrise. Die UBS und die Credit Suisse lehnten am Samstag auf dpa-Anfrage einen Kommentar ab.

Auch die Deutsche Bank wurde als ein potenzieller Interessent für eine Übernahme von Unternehmens-Teilen der CS genannt. Später berichtete die FT, der Bund könnte womöglich auf Notfall-Maßnahmen zurückgreifen, um den Prozess eines Zusammengehens von UBS und CS zu beschleunigen. 

Negative Auswirkungen der Zinspolitik

Die Experten der Commerzbank verwiesen neben den Banken auch auf die Immobilien-Aktien. Die deutlichen Dividenden-Kürzungen dort seien ein weiteres Beispiel, warum die negativen Auswirkungen der restriktiven monetären Trends in den kommenden Monaten die Aktienmärkte regelmäßig belasten dürften. Zuletzt hatte unter anderem DAX-Konzern Vonovia die Dividende spürbar gekappt (DER AKTIONÄR berichtete). 

Im DAX dürfte der Fokus aber erst einmal auf Rheinmetall liegen. Der Rüstungskonzern und Autozulieferer wird ab Montag für den Dialyse-Spezialist FMC im Leitindex gelistet. Auch in den hinteren Börsenreihen werden einige Änderungen zu Wochenbeginn umgesetzt, welche bereits Anfang März angekündigt wurden. Rheinmetall hat den DAX-Aufstieg vor allem der deutlich gestiegenen Bewertung angesichts des Ukraine-Krieges zu verdanken.

Darüber hinaus stehen auch weitere Geschäftszahlen von DAX-Konzernen auf der Agenda. Am Dienstag öffnet Energiekonzern RWE die Bücher, am Donnerstag folgt Heidelberg Materials. Der Baustoff-Hersteller hatte vorläufigen Zahlen zufolge im vergangenen Jahr etwas mehr verdient als erwartet und im Schlussquartal die stark gestiegenen Energiekosten zum ersten Mal im Laufe von 2022 überkompensiert. RWE profitierte dagegen von den hohen Preisen für Energie und konnte nicht zuletzt wegen kurzfristig eingesetzter Kraftwerke zum Ausgleich schwacher Windverhältnisse die Erwartungen für das vergangene Jahr übertreffen. 

Konjunkturdaten wohl nur Beiwerk

Am Freitag geben Einkaufsmanager-Indizes weiteren Aufschluss über die Stimmung der Unternehmen in Deutschland und dem Euroraum. "Nach dem deutlichen Anstieg im Februar ist ein weiteres leichtes Plus sowohl bei der Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor als auch bei der Produktion im verarbeitenden Gewerbe zu erwarten", schrieben die Experten der BayernLB.

Zuvor läutet schon am Dienstag der ZEW-Index den Reigen der Frühindikatoren im März ein, er dürfte sich aus Sicht der BayernLB etwas eintrüben. Außerdem blicken die Anleger gespannt auf frische Erzeugerpreisdaten aus Deutschland, die schon am Montag erwartet werden. (Mit Material von dpa-AFX)

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