Bei dem chinesischen Solarwert geht die Schere ganz weit auf. Der Kurs ist zuletzt deutlich unter Druck geraten. Das passt aber nicht so recht zu den Kurszielen der Analysten großer Finanzhäuser. So eine extreme Lücke zwischen dem ausgerufenen fairen Wert für die JinkoSolar-Aktie und dem Kurs gab es schon seit vielen Jahren nicht mehr.
67,58 Dollar lautet derzeit laut Bloomberg-Datenbank der Kurszielkonsens der Analysten. Das impliziert bei einem aktuellen Kurs um die 44 Dollar rund 54 Prozent Aufwärtspotenzial. Die aktuellen Kursziele nach den Zahlen fallen im Schnitt sogar noch optimistischer aus.
Es gibt sieben Kaufempfehlungen, eine „Halten“-Empfehlung und zwei Verkaufsempfehlungen. Zu den wenigen Skeptikern gehört Goldman Sachs mit einem Kursziel von 38,00 Dollar. Auf der Long-Seite sind dagegen unter anderem Jefferies mit einem Kursziel: 86,89 Dollar für JinkoSolar, Credit Suisse (Kursziel: 71,00 Dollar) und HSBC (Kursziel: 77,00 Dollar).
Die Zahl der Kaufempfehlungen hat in den vergangenen Wochen sogar zugenommen. Auf Sicht der vergangenen zwei Jahren ist ein ziemlich stetiger Anstieg der Analystenerwartungen zu verzeichnen. Doch der Kurs läuft seit mehreren Quartalen nur seitwärts.
2020 war es umgekehrt, 2014 noch extremer
Das aktuelle Missverhältnis zwischen Kurszielkonsens und tatsächlichem Kurs hat in seinem Ausmaß bei JinkoSolar aber Seltenheitswert. Zuletzt gab es das 2020, damals aber unter umgekehrten Vorzeichen (die Kursziele lagen eher bei 43 Dollar, während der Kurs bei mehr als 60 Dollar notierte). Mittelfristig behielt der Kurs recht: Die Kursziele wurden nach unten angepasst.
Dass die Kursziele noch deutlicher als derzeit über dem Kurs lagen, war 2014 der Fall. Damals wurden Kursziele um die 43 Dollar ausgerufen, während die Aktie um die 23 Dollar gehandelt wurde.
Wer diesmal bei JinkoSolar richtig liegt – Analysten oder der Markt? DER AKTIONÄR glaubt grundsätzlich an das Potenzial der chinesischen Solaraktie. Aber die Vergangenheit hat gezeigt: Manchmal nimmt der Markt schon eine längere Abschwungphase vorweg, die Analysten noch nicht eingepreist haben. Charttechnisch gibt es schon seit längerer Zeit keine klare Richtung. DER AKTIONÄR bevorzugt derzeit auch angesichts des China-Risikos bei JinkoSolar andere Solaraktien wie SolarEdge oder First Solar.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: JinkoSolar