Nach der überraschenden Prognosesenkung Ende Oktober hat ASML-Konzernchef Christophe Fouquet in der vergangenen Woche auf dem Kapitalmarkttag einen Blick über den Tellerrand geworfen. Die unverändert starken mittelfristigen Aussichten des Chipausrüsters im Bereich der EUV-Litographiesysteme kamen bei einigen Analysten gut an.
AKTIONÄR-Leser wissen: ASML bekam zuletzt die Kaufzurückhaltung der Kunden zu spüren. Viele Chiphersteller haben ihre Investitionspläne verschoben oder komplett zu den Akten gelegt, auch wegen einer trägeren Entwicklung der Elektromobilität.
Der Spezialist für sogenannte Lithographie-Systeme zur Herstellung modernster Computerchips, die auch für KI-Anwendungen wichtig sind, hält trotz der zuletzt schwierigeren Geschäfte an seinen weit gefassten längerfristigen Zielen fest.
Schwung liefern soll auch die zunehmende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI). Der Umsatz soll bis 2030 auf 44 bis 60 Milliarden Euro steigen. Zum Vergleich: Erst Mitte Oktober hatten die Niederländer den Umsatzausblick für 2025 auf 30 bis 35 Milliarden Euro gesenkt. Vom Umsatz sollen im Jahr 2030 dann 56 bis 60 Prozent Bruttomarge hängen bleiben.
ASML habe mit dem Kapitalmarkttag einen Schlussstrich unter ein schwieriges Jahr gezogen, so Analyst Sandeep Deshpande. Es habe positive Aspekte gegeben, es seien aber auch Fragen unbeantwortet geblieben. Die Aktie habe Luft nach oben in allen Szenarien, doch der Markt sei besorgt über den Zeitpunkt und das Ausmaß von Verbesserungen in der Branche. Seine Einschätzung für die Aktie des Chipindustrie-Ausrüsters hat der JPMorgan-Experte mit "Overweight" und einem Kursziel von 1057 Euro bestätigt.
Auch bei Goldman Sachs geht der Daumen weiter nach oben. Der Kapitalmarkttag des Chipausrüsters habe die langfristigen Chancen zur Schau gestellt, insbesondere das KI-Potenzial, so Analyst Alexander Duval. Der Konzern erwarte eine Rückkehr zu nachhaltigem Umsatzwachstum ab dem Jahr 2026. Er teile diese Auffassung und geht davon aus, dass sich die Aktie nachhaltig von den Tiefstständen lösen sollte, sobald das Vertrauen der Anleger wieder zurückkehrt. Duval hat daher seine Kaufempfehlung mit einem fairen Wert von 1010 Euro nach der Veranstaltung erneuert.
Die Aktie arbeitet nach dem kräftigen Rücksetzer Mitte Oktober an einer Bodenbildung. Nicht ohne Grund: Kurzfristig überwiegt noch die Verunsicherung über den Zeitpunkt einer Belebung der Nachfrage. Die langfristigen Perspektiven für Europas größten Ausrüster für die Halbleiterindustrie sind dagegen weiter gut.
Es bleibt dabei: Zeichnet sich ab, dass sich die Ausführungen von Konzernchef Fouquet auf dem Kapitalmarkttag bewahrheiten, und zieht die Nachfrage im kommenden Jahr tatsächlich wieder an, dürfte sich die Aktie bereits von den aktuellen Kursniveau gelöst haben. Mit dem nachhaltigen Anstieg über die Marke von 667 Euro würde es die ersten antizyklischen, technischen Kaufsignale geben.