Spezialisten für Oberflächeninspektionssysteme sind stark gefragt. Daher hat DER AKTIONÄR Anfang August mit der Viscom AG einen weiteren Vertreter aus dem Bereich Inspektionssysteme näher unter die Lupe genommen. Seit der Vorstellung als „Hot-Stock der Woche“ hat die Aktie über 20 Prozent an Wert zugelegt. Ein Ende der Aufwärtsbewegung ist nicht in Sicht
Die Produkte der Viscom AG werden vor allem in der Elektronikindustrie eingesetzt. Die Branche boomt. Materialschwächen oder Produktionsfehler haben wirtschaftliche Nachteile für den Hersteller. Die Folgen können fatal sein, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Bauteilen. Kontinuierlich steigende Qualitätsanforderungen sind unerlässlich. Hundertprozentige Fehlererkennung ist daher das Ziel für alle Viscom-Inspektionssysteme. „Wir investieren viel in die Optimierung unserer Inspektionssysteme“, so Vorstand und Gründer Dr. Martin Heuser gegenüber dem AKTIONÄR.
Ein Schwerpunkt der Inspektionsansätze ist die 3D-Inspektion. Bei der Prüfung von elektronischen Baugruppen für sicherheitsrelevante Komponenten wie ABS, Airbag und ESP gehört Viscom zu den Marktführern im Automobilbereich. Von den zehn größten Zulieferern der Automobilelektrik zählen acht zu den Abnehmern der Hannoveraner – die dabei auch von den Megatrends Elektromobilität und autonomes Fahren profitieren.
„Der Anteil der Elektronik an der Wertschöpfung eines Fahrzeugs wird auch in Zukunft weiter zunehmen“, ist der Vorstand überzeugt. „Die Zahl der in einem Fahrzeug verbauten Steuergeräte wird wachsen. Der Trend zur Vernetzung der Fahrzeuge bewirkt ein Übriges. Fahrzeuge werden über elektronische Sende- und Empfangsgeräte sowohl untereinander kommunizieren als auch mit einer dezentralen Steuerung der bereitgestellten Infrastruktur.“
Ein weiterer Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist die Vernetzung der Prüfsysteme. „Jedes System in einer Fertigung kommuniziert mit eigenen, fremden und Fertigungsleit-Systemen in einer oder mehreren Linien. Diese Ansätze kennt man auch in Zusammenhang mit dem Stichwort Industrie 4.0“, so der Firmenlenker.
Ein modernes Systemportfolio und die enge Kooperation mit den Kunden bilden die Basis für den Erfolg. Das erste Quartal ist aufgrund von Einmaleffekten zwar nicht wirklich optimal verlaufen. Die vor wenigen Tagen vorgelegten Q2-Zahlen haben eindrucksvoll gezeigt, dass sich die Orderzurückhaltung zu Jahresbeginn inzwischen aufgelöst hat, dass die Gesellschaft im zweiten Quartal wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt ist und sich dieser Trend in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt.
Mit 38,3 Millionen Euro übertraf der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten den bereits sehr erfreulich hohen Vorjahreswert um mehr als 20 Prozent. Die Umsatzerlöse in Höhe von 31,2 Millionen Euro lagen kumuliert ebenfalls um 3,8 Prozent über dem Wert des Vorjahres (30,1 Millionen Euro). Aufgrund von Investitionen für ein weiteres Wachstum, höheren Personalkosten und Währungskurseffekte fiel das EBIT niedriger aus als noch im Vorjahreszeitraum. Die EBIT-Marge lag daher mit 6,4 Prozent unter dem Vorjahreswert von 10,2 Prozent.
Der Ausblick macht aber Lust auf mehr. Eine Abschwächung der Nachfrage nach Inspektionssystemen ist nicht festzustellen, stattdessen profitiert das Unternehmen von dem stetig wachsenden Interesse der Kunden für die 3D-Inspektion. Allein ein Auftragsbestand von knapp 19 Millionen Euro steht noch zum 30. Juni 2016 in den Büchern und muss in den Folgemonaten abgearbeitet werden.
Mittelfristig befindet sich die Gesellschaft auf einem nachhaltigen Wachstumskurs. „Speziell bei großen globalen Accounts sehen wir dabei großes Wachstumspotenzial und gehen dieses gezielt an. Dabei steht im Vordergrund, dass wir uns in Evaluierungen beim Kunden vor Ort gegen die Mitbewerber durchsetzen und unsere technische Kompetenz unter Beweis stellen“, so Heuser.
Erklärtes Ziel ist dabei neben der Festigung der Marktposition im Automotive-Bereich, weiter im Bereich der Computer, Communication und Consumer (3C) Fuß zu fassen und so Kunden außerhalb des Automotive-Bereichs zu akquirieren. Das größte Wachstumspotenzial sieht der Firmenlenker nach wie vor im asiatischen Raum. Viele der aktuellen Kunden und vor allem auch potenzielle Partner befinden sich in dieser Region.
Viscom ist gut aufgestellt und wird von Trends wie autonomes Fahren, Elektromobilität, der Miniaturisierung elektronischer Bauteile und den allgemein ständig steigenden Qualitätsanforderungen profitieren. Gepaart mit der stetigen Weiterentwicklung der Produkte, der Verbesserung der Geschäftsprozesse und der ständigen Anpassung des Vertriebs dürfte sich dies in einer anhaltend starken Auftragsentwicklung und steigenden Umsätzen und Gewinnen niederschlagen. Zudem ist Viscom bekannt für seine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik mit Renditen von mehr als drei Prozent.
Die Aktie konsolidiert derzeit den jüngsten Kurssprung von mehr als 20 Prozent. Das Ziel bleibt weiter bei 18 Euro, der Stopp wird auf 11,90 Euro nachgezogen.