Der US-Luftfahrtkonzern Boeing schien sich gerade aus der Krise befreit zu haben – doch es gibt neuen Ärger. Betroffen ist ausgerechnet Boeings wichtigste Modellserie 737 Max, die dem Airbus-Rivalen nach zwei verheerenden Abstürzen schon einmal eine lange Misere eingebrockt hatte. Wegen Fertigungsmängeln und nötiger Inspektionen müssten die Auslieferungen gedrosselt werden, teilte Boeing mit.
Anleger reagierten nervös, die Aktie gibt fast sechs Prozent nach auf 201,45 Dollar. Die Aktie ist damit der größte Verlierer des Tages im Dow Jones.
Boeing erklärte, dass es sich nicht um ein akutes Sicherheitsrisiko handele und nicht die 737-Max-Flotte im Flugbetrieb beeinträchtige. Jedoch betreffe das Problem eine "erhebliche Anzahl" noch nicht an Kunden übergebener und noch in der Produktion steckender Maschinen. Die US-Flugaufsicht FAA sei informiert. Die neuen Mängel wurden beim Zulieferer Spirit AeroSystems festgestellt, der die Flugzeugrümpfe von vielen der 737-Max-Mittelstreckenjets fertigt. Das Unternehmen sprach in einer eigenen Mitteilung von einem "Qualitätsproblem". Für die Spirit-Aktie geht es sogar mehr als 20 Prozent nach unten.
Konkret geht es laut Boeing und Spirit AeroSystems um ein falsch verbautes Teil am hinteren Teil des Flugzeugrumpfs. Spirit arbeite an einer Lösung, um die Mängel zu beheben. Laut Boeing sollen die fehlerhaften Teile, wenn nötig, ersetzt werden. Bis dahin sei mit geringeren Auslieferungszahlen zu rechnen. Für den US-Flugzeugriesen kommt das Problem äußerst ungelegen und zu einem kritischen Zeitpunkt. Die 737-Max-Baureihe ist Boeings gefragteste Modellserie und einer der wichtigsten Gewinnbringer. Eigentlich war geplant, die Produktion bis Juni deutlich hochzufahren. Stattdessen drohen nun teure Reparaturen.
Aufgrund der tragischen Vorgeschichte der 737 Max sind neue Probleme für Boeing zudem besonders unangenehm. Denn dem Mittelstreckenjet haftet ohnehin schon das Image eines Unglücksfliegers an. Die Modellserie hatte Boeing wegen zwei Abstürzen aufgrund einer defekten Steuerungssoftware, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen starben, schon einmal tief in die Krise gebracht. Nachdem die Baureihe rund anderthalb Jahre lang mit Startverboten belegt war, schien das Debakel des US-Konzerns rund um die 737 Max eigentlich gerade erst weitgehend überwunden. Im ersten Quartal gelang es Boeing sogar, mehr Flugzeuge auszuliefern als der Erzrivale Airbus.
Die Aktie von Airbus kann zwar am heutigen Freitag nicht profitieren. Sie zeigt sich nahezu unverändert. Die Aktie hatte sich aber zuletzt bereits stark entwickelt. DER AKTIONÄR bleibt dabei. DER AKTIONÄR favorisiert unter den beiden großen Flugzeugbauern nicht zuletzt aufgrund der Auftragslage weiterhin die Aktie von Airbus. Der Aktie von Airbus ist zuletzt die Rückeroberung der 38-Tage-Linie gelungen, was als positives Signal gewertet werden kann. Nun gilt es, den Ausbruch auf ein neues Mehrmonatshoch auch nachhaltig zu bestätigen. Gelingt dies, rückt das Allzeithoch aus dem Jahr 2020 bei 139,40 Euro wieder in Reichweite. Gewinne laufen lassen.
(Mit Material von dpa-AFX)