Die Spekulation über eine mögliche Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank sind nicht neu, wurden durch neue Medienberichte am Wochenende aber erneut angeheizt. Gleichzeitig regt sich allerdings Gegenwind und auch bei den Aktionären ziehen die Gerüchte über einen Zusammenschluss nicht mehr so recht.
Bereits am Freitag sorgte ein Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) für Schlagzeilen, der den regen Austausch von Vertretern des Bundesfinanzministeriums und der Deutschen Bank bestätigt. Wie aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Danyal Bayaz hervorgeht, habe es im vergangenen Jahr 23 Treffen des Ministeriums mit hochrangigen Vertretern des Instituts wie Konzernchef Christian Sewing gegeben.
Gegenstand der Gespräche mit Finanzminister Olaf Scholz und Staatssekretär Jörg Kukies waren demnach „regelmäßig auch strategische Optionen der jeweiligen Institute und Bewertungen durch die Leitung des Bundesministeriums der Finanzen“. Dem Bericht zufolge steht „die Bundesregierung wirtschaftlich sinnvollen Optionen offen gegenüber“.
Auch Sewing und Zielke in regem Austausch
Wenig später berichtete das Handelsblatt, dass Sewing auch im engen Kontakt mit Commerzbank-Chef Martin Zielke steht. Insidern zufolge hätten sich die beiden Top-Manager in den vergangenen Monaten regelmäßig getroffen. Eine Fusion sei dabei zwar nicht Teil der offiziellen Agenda gewesen, aber dennoch regelmäßig angesprochen worden, heißt es in dem Bericht. Konkrete Verhandlungen gebe es jedoch nicht – weder Vorstände noch Aufsichtsräte seien damit betraut worden.Ein solcher Schritt sei kurzfristig kein Thema, zudem sei eine Fusion für die beiden Institute nicht die einzige Option.
Gewerkschaften üben Kritik
Das ist womöglich auch besser so, denn der Widerstand gegen einen Zusammenschluss der beiden größten deutschen Finanzinstitute wächst. Ebenfalls am Wochenende haben sich Vertreter der Gewerkschaften Verdi und DBV mit kritischen Worten zu den Gerüchten geäußert. Verdi-Vertreter Jan Duscheck fürchtet im Zuge einer möglichen Fusion erneute Stellenstreichungen, während der DVB-Vorsitzende Stephan Szukalski vor einer Verschlimmerung der Lage warnt.
„Beide Häuser haben ihre eigenen, sehr unterschiedlich gelagerten Probleme. Diese löst man nicht mit einer Fusion, sondern potenziert sie. Ein solches Gebilde wäre auf viele Jahre nur noch mit sich selbst beschäftigt, mit ungewissem Ausgang“, sagte er dem Handelsblatt. Für Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre und die Steuerzahler sei ein Zusammenschluss die schlechteste Lösung.
Aktuell kein Kauf
Auch DER AKTIONÄR zweifelt daran, dass sich die Lage der beiden Banken durch eine Fusion verbessern würde – geschweige denn, dass dadurch der erhoffte „nationale Champion“ entsteht. Auch den angeschlagenen Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank können immer neue Meldungen für und gegen eine Fusion keine Impulse liefern. Entsprechend bleiben die Papiere weiterhin auf der Beobachtungsliste.