Die renommierte New York Times befasst sich in einem aktuellen Artikel mit den Fusionsgerüchten um die Deutsche Bank – und kommt zu einem vernichtenden Fazit mit Blick auf einen Zusammenschluss mit der Commerzbank. Durch eine Fusion könnte ein „Monster“ entstehen. Das ist aber noch nicht alles. Die NYT lässt die Deutsche Bank auch unter einem anderen Aspekt in keinem guten Licht dastehen.
Die Deutsche Bank sieht sich mit einem weiteren kritischen Pressebericht über eine mögliche Fusion mit der Commerzbank konfrontiert, mehr noch der hinter dem Vorhaben stehende „Heiratsvermittler“ Olaf Scholz. Die New York Times lässt kein gutes Haar an ihm, indem sie Sascha Steffen von der Frankfurt School of Finance and Management zitiert, der in den Bemühungen des Bundesfinanzministers das Bestreben erkennen will, die Umfragewerte seiner Partei SPD zu erhöhen, die im Einklang mit dem Aktienkurs der Deutschen Bank gefallen seien. Zum Merger sagt Steffen: „Die Bank wäre dann erst recht „too big to fail“. Das ist keine gute Idee.“
Die Deutsche Bank hat den Nimbus der unfehlbaren verwirkt, heißt es in dem Artikel weiter. Die Darstellung, als eine von wenigen Investmentbanken weltweit unbeschadet durch die Finanzkrise gekommen zu sein, sei überholt worden von Skandalen, Milliarden-Strafen und nicht zuletzt dem stark gefallenen Aktienkurs. Warum sonst sollte Berlin sich genötigt sehen, zu intervenieren? Eine gute Frage, die bisher unbeantwortet geblieben ist.
Nicht nur, dass eine Fusion der beiden führenden deutschen Banken nach Auffassung von Autor Jack Ewing der Zusammenschluss zweier schwacher Institute sei, er sieht auch die Einmischung der Politik als Symptom einer Entwicklung, die darauf hindeute, dass die führenden Parteien dazu übergingen, sich im Kampf gegen Populisten als Bewahrer von Arbeitsplätzen und Schaffer nationaler Champions darzustellen. In der Tat sorgte zuletzt etwa Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit seinem Entwurf einer „Nationalen Industriestrategie 2030“ – Stichwort Artenschutz – für jede Menge Wirbel.
Der Absatz hierzu schließt mit dem Ergebnis: Die politischen Führer in Deutschland würden durch einen forcierten Zusammenschluss beider Institute ein Monster erschaffen, das im schlimmsten Fall sehr teuer für den deutschen Steuerzahler werden könnte.
Ferner geht die NYT auf die Geschichte deutscher Bankenfusionen ein, erläutert die Folgen der Integration der Dresdner Bank durch die Commerzbank, die Schwierigkeiten im langwierigen Prozess der Integration der Postbank durch die Deutsche Bank und hält als Zwischenfazit fest: Zusammenschlüsse unter deutschen Banken – alles andere als einfach.
Regelrecht vernichtend wird es aber erst, wenn der Autor auf die Möglichkeit einer Fusion der Deutschen Bank mit einem ausländischen Institut eingeht. Kurzum: Er stellt die Hypothese auf, für die Deutsche Bank könnte es (angesichts der nationalen Problematik) Sinn machen den Schulterschluss mit einem ausländischen Institut zu suchen. Sogleich folgt das Aber: Es gäbe scheinbar keine Interessenten, und das obwohl das Institut aktuell nur 16 Milliarden Euro wert sei, gefolgt von der etwas saloppen Formulierung: „That’s very cheap for a big bank.“ Gar nicht salopp dann das Fazit: Das Fehlen von Interessenten deute darauf hin, dass potenzielle Käufer die Verfassung der Deutschen Bank abschrecken würde, sie wieder in die Erfolgsspur zu bringen mehr Aufwand als Ertrag einbringe. Oder aber: Bieter würden befürchten, der deutsche Staat schiebe derartigen Plänen einen Riegel vor. (Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag vom 18. Januar 2019.)
Der Artikel enthält wenig Positives, dafür viel Negatives. Eine deutsche Fusion würde ein „Monster“ erschaffen. Ein Zusammenschluss mit einem ausländischen Institut – mangels Interessenten keine Option. Immerhin: Dass die Deutsche Bank allein wieder auf Touren kommt – die Hoffnung darauf aufzugeben sei zu früh, zitiert die NYT Jörg Rocholl von der ESMT Berlin.
Wie DER AKTIONÄR die Aktie der Deutschen Bank einschätzt, lesen Sie hier.
Ein Beitrag von Leon Müller, Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)
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