+++ Diese 15 Aktien starten jetzt erst durch +++
Foto: Börsenmedien AG
18.01.2019 Börsen. Briefing.

Deutsche Bank: Weshalb es weder mit der Commerzbank noch mit Credit Suisse, UBS, Barclays oder sonstwem eine Fusion geben wird

-%
Credit Suisse

Fusioniert die Deutsche Bank mit der Commerzbank zu einem nationalen Banken-Champion? Oder wird sie, wie von der Europäischen Zentralbank präferiert, Teil einer neuen europäischen Superbank? Die Wahrheit ist: Am Ende behält Deutsche Bank-Chef Christian Sewing recht, und die Deutsche Bank bleibt eigenständig, Gerüchte hin, Spekulationen her. Der Grund dafür ist allerdings alles andere als erfreulich. Doch erst ist nicht zu übersehen. 

„Für die deutsche Industrie ist es wichtig, eine leistungsfähige deutsche, international tätige Bank zu haben“, sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), im Rahmen einer Pressekonferenz gestern in Berlin. Diese leistungsfähige deutsche, international tätige Bank ist die Deutsche Bank. Dass es in Berlin Pläne geben soll, Deutschlands führendes Geldhaus mit der Commerzbank zu verschmelzen, ist ein alter Hut, der alle paar Tage oder Wochen aus dem Schrank geholt wird. Natürlich sprechen die Protagonisten miteinander. Und natürlich sprechen auch Vertreter des Bundesfinanzministeriums hier und da mit den Vorständen von Unternehmen mit nationaler (und internationaler) Bedeutung. Dass die Fusionspläne allerdings Form angenommen hätten, wollte bisher keiner der Beteiligten bestätigen. Im Gegenteil: Christian Sewing wiederholte inzwischen mehrfach, dass hier nichts geschehen werde, ehe die Deutsche Bank ihre Hausaufgaben gemacht habe. 

Keine ernstzunehmende Option

Durch die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank entstünde ein Institut, dass im internationalen Vergleich kaum besser dastehen würde als die Deutsche Bank allein. „Dadurch, dass sich zwei Lahme zusammentun, entsteht noch kein olympiatauglicher Leichtathlet. Die beiden Großbanken haben viel zu viel überlappende Geschäftsfelder, als dass ein solcher Zusammenschluss wirklich Sinn machen würde. Ich sehe keinen gesteigerten wirtschaftlichen Sinn in einem solchen Unterfangen“, so Klaus Nieding, Vize-Präsident des Deutschen Schutzbundes für Wertpapierbesitz (DSW), im Gespräch mit dem Börsen.Briefing. (Ausgabe #24 vom 20. Dezember 2018).

Kempf steht mit seiner Forderung, einen leistungsfähigen Partner im Rücken haben zu wollen, keineswegs allein. Auch Nieding argumentiert: „Die Deutsche Bank ist – soweit ersichtlich – das Institut, welches Großprojekte deutscher Wirtschaftsunternehmen am umfassendsten finanzieren kann. Und daher ist sie von großer Bedeutung, denn es ist sicher nicht im Interesse der deutschen Wirtschaft zukünftig vielleicht nur noch ausländische Banken bei solchen Projekten anfragen zu können.“ Der letzte Nebensatz bildet die Überleitung zu einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, in dem es heißt die Europäische Zentralbank würde die Schaffung einer europäischen Superbank unter Beteiligung der Deutschen Bank präferieren. 

Immer die Rolle des Junior-Partners

Weder der BDI noch Christian Sewing noch Politiker in Verantwortung können ein solches Szenario heute in Erwägung ziehen. Denn eine Beteiligung der Deutschen Bank an einem solchen Superinstitut hätte Stand heute immer zur Folge, dass die Deutsche Bank die Rolle des Junior-Partners einnehmen würde. Warum die Sinnigkeit eines solchen Vorhabens stets negiert werden muss, zeigt ein einfacher Blick auf den europäischen Bankensektor. Gemessen an der Marktkapitalisierung reiht sich die Deutsche Bank hier ganz unten in der Tabelle ein. Mit gerade einmal 16,8 Milliarden Euro ist sie ein Zwerg. Selbst in fragwürdigen Konstellationen, wie einem Zusammenschluss etwa mit der belgischen KBC Groep müsste sie kleinbeigeben, weil selbst diese – hierzulande kaum bekannte Bank – mit 24,5 Milliarden Euro deutlich mehr wert ist als Deutschlands größte private Bank. Britische Fusionspartner dürften vor dem Hintergrund des nahenden Brexit nicht in Frage kommen. Institute wie Standard Chartered (22,7 Mrd. €), Royal Bank of Scotland (30,8 Mrd. €) und Barclays (30,9 Mrd. €) fallen unter diesem Gesichtspunkt aus dem Raster. Andere wie die HSBC spielen in einer anderen Liga (147,4 Mrd. €). Denkbar wäre ein Zusammengehen mit Credit Suisse (27,4 Mrd. €) oder UBS (45,4 Mrd. €). Doch selbst um in Schlagdistanz zur kleineren Credit Suisse zu gelangen, müsste die Deutsche Bank beim Börsenwert um fast zehn Milliarden Euro zulegen. Umgerechnet auf die einzelne Aktie würde das bedeuten, dass diese auf mindestens 12,80 Euro steigen müsste. Und selbst dann hätte die Deutsche Bank gerade einmal Augenhöhe erreicht. Von einer Lead-Position bei einer Fusion kann da noch nicht die Rede sein. 

Ergo muss man feststellen, dass weder die Spekulationen um einen Zusammenschluss von Deutsche Bank und Commerzbank einen Sinn machen, noch die Schaffung einer europäischen Superbank unter Beteiligung der Deutschen Bank. Oder anders gesagt: Es gibt derzeit für die Deutsche Bank keine ernstzunehmende Option eines Zusammenschlusses mit einem anderen Bankhaus. Sie muss – wie Sewing richtig feststellt – erst ihre Hausaufgaben erledigen, um dann gegebenenfalls aus einer Position der Stärke heraus in etwaige Gespräche gehen zu können. Dazu muss sie erstens wieder damit beginnen Gewinne zu erwirtschaften (am 1. Februar wird sie die vorläufigen Zahlen für 2018 veröffentlichen), und zweitens den Konzernumbau mit aller Entschlossenheit vorantreiben. Selbst wenn dabei schmerzhafte Schritte zu gehen sein sollten, etwa die vierte Kapitalerhöhung seit der Finanzkrise.

Dieser Beitrag ist dem heutigen Börsen.Briefing. entnommen – dem neuen täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR.

Der Newsletter ist unverbindlich und kostenlos. Zum Abbestellen reicht ein Klick auf den Abmelde-Link am Ende des Newsletters.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Credit Suisse - €
Deutsche Bank - €
Commerzbank - €
COMMERZBK SPONS.ADR - €
CREDIT SUISSE GP ADR - €

Buchtipp: Kapitalismus und Marktwirtschaft

In diesem bahnbrechenden Buch bietet Jonathan McMillan eine neue Perspektive auf unser Wirtschaftssystem. Er zeigt, dass Kapitalismus und Marktwirtschaft nicht das Gleiche sind, und deckt dabei einen grundlegenden Fehler in unserer Finanzarchitektur auf. Das hat handfeste Konsequenzen – gerade für Europa.

McMillan stellt die Probleme der Eurozone in einen größeren historischen Zusammenhang und entwickelt einen radikalen, aber durchdachten Reformvorschlag. Dabei wird klar: Wer eine freie und demokratische Gesellschaft im 21. Jahrhundert bewahren will, kommt an einer neuen Wirtschaftsordnung nicht vorbei.

Kapitalismus und Marktwirtschaft

Autoren: McMillan, Jonathan
Seitenanzahl: 208
Erscheinungstermin: 18.04.2024
Format: Softcover
ISBN: 978-3-86470-943-2

Jetzt sichern Jetzt sichern