Hohe Lizenzeinnahmen haben der Biotechnologiefirma Morphosys im vergangenen Quartal überraschend viel Umsatz beschert. Der Antikörperspezialist konnte so seinen Betriebsverlust deutlich senken, obwohl erneut hohe Kosten etwa für Forschung und Entwicklung anfielen.
Der Umsatz kletterte in den drei Monaten bis Ende September mit 95,8 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte, wie die SDAX-Firma am späten Mittwochabend in Planegg bei München mitteilte. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet.
Dabei profitierte Morphosys erheblich von Einnahmen aus einem Lizenz-Vertrag mit dem US-Konzern Human Immunology Biosciences. Morphosys' wichtigstes Medikament Monjuvi spülte – wie bereits seit Oktober bekannt – im vergangenen Quartal in den USA 22,2 Millionen Dollar in die Kassen. Umgerechnet in Euro hätten die Monjuvi-Produktverkäufe bei 21,9 Millionen Euro gelegen, hieß es. Weil die Krebstherapie inzwischen verstärkt Konkurrenz bekommt, hatte der Vorstand im Oktober seine Ziele für das Mittel ein zweites Mal gesenkt.
Der operative Verlust kam für die Firma im Berichtszeitraum bei 29,3 Millionen Euro heraus, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 82,4 Millionen Euro angefallen war. Unter dem Strich rutschte Morphosys mit minus 122,9 (Vorjahr: minus 112,8) Millionen Euro jedoch noch tiefer in die roten Zahlen. Dies war unter anderem einem niedrigeren Steuerertrag als im Vorjahr geschuldet. Auch gab es infolge des Dollar-Anstiegs größere negative buchhalterische Effekte durch die Neubewertung von Verbindlichkeiten.
Die Morphosys-Aktie ist in dieser Woche fast ein Drittel eingebrochen, nachdem der Lizenzpartner Roche am Montag enttäuschende Nachrichten verbreitete: In einer Alzheimer-Studie mit dem Medikament Gantenerumab, das auf einem Antikörper von Morphosys basiert, waren die Schweizer gescheitert. Das Mittel hatte nicht wie erhofft zu einer Verlangsamung der Krankheit geführt. Und auch die sogenannten Beta-Amyloide, die für Alzheimer typischen Ablagerungen im Hirn, wurden weniger stark abgebaut als erhofft.
Die Aktie von Morphosys ist nach dem Crash vom Montag massiv angeschlagen. Die jüngste Meldung ist zumindest wieder ein kleiner Lichtblick, auch wenn die meisten Zahlen weitestgehend bereits bekannt waren. Aus charttechnischer Sicht würde aber erst die Rückeroberung der 16 Euro-Marke das charttechnische Bild wieder etwas aufhellen. Positive News von der Produktpipeline wären dringend nötig. Dennoch: Morphosys ist nun enorm günstig bewertet. Dies könnte Übernahme-Interessenten wieder verstärkt aufmerksam machen. Für Risikobereite mit Geduld.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Morphosys befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.