Rechtsrisiken sind bei Bayer ein Dauerthema. Nicht nur der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat beschert den Leverkusenern immer noch Sorgenfalten. Auch bei der Causa PCB (Polychlorierte Biphenyle) hat das DAX-Unternehmen in der laufenden Handelswoche erneut einen Rückschlag vor Gericht hinnehmen müssen.
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern werde wohl in die Berufung gehen wie in ähnlichen vorherigen PCB-Fällen, schrieb Analyst Jo Walton von der UBS in einer Studie nach dem Urteil. Für etwaige Belastungen aus dem Rechtsstreit gebe es bislang kaum Rückstellungen. Walton stuft den DAX-Titel unverändert mit "Neutral" und einem Kursziel von 34 Euro ein.
Bayer hat einen Fahrplan mit dem Umgang der PCB-Rechtsrisiken entwickelt. "Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien von Rechtsstreitigkeiten zu PCB: Auf der einen Seite Fälle, bei denen es um Umweltverschmutzung geht, auf der anderen Seite um Gesundheitsschäden und Gebäudefälle. Wir haben in allen Fällen überzeugende rechtliche Verteidigungsargumente und ziehen Vergleiche nur in Erwägung, wenn diese zu vernünftigen Bedingungen möglich sind", so Bayer.
Gestern noch angeschnitten, inzwischen ist das Urteil da: Erneut keine guten Neuigkeiten für #Bayer. #PCB @CWRoehl @Tiefseher https://t.co/0Ux38chi9f https://t.co/9jvsbyDi65
— Michel Doepke (@doepke_michel) December 19, 2023
Weiter heißt es: "Basierend auf Daten der US-Umweltbehörde EPA über die PCB-Verschmutzung von Gewässern sowie der Tatsache, dass die PCB-Belastung in der Umwelt 40 Jahre nach Produktionsstopp abnimmt, gehen wir davon aus, dass das Potenzial möglicher künftiger Klagen von US-Bundesstaaten begrenzt ist. Zwar sind weitere Verfahren möglich, es gibt aber kein landesweites Risiko in den USA."
Kurzum: Von PCB geht ein wohl weitaus geringeres Rechtsrisiko als bei den Glyphosat-Klagen aus.
PCB bleibt für Bayer ein Problem neben weiteren Rechtsrisiken. Hinzu kommt die Patentklippe in der Pharma-Sparte und die hohe Nettoverschuldung, die wenig finanziellen Spielraum für anorganisches Wachstum bietet. Im März muss CEO Bill Anderson auf dem Kapitalmarkttag eine überzeugende Strategie vorlegen, um bei der Aktie eine nachhaltige Trendwende einzuleiten. Anleger bleiben vorerst weiter an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, plant unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate einzugehen: Bayer.