Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer wird an diesem Mittwoch und Donnerstag (10. und 11. März) im Rahmen eines Kapitalmarkttages einen mittelfristigen Ausblick geben (DER AKTIONÄR berichtete). Experten wie Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan rechnen mit Unternehmensprognosen bis zum Jahr 2024.
Laut den von Bayer zur Verfügung gestellten Daten rechnen Analysten im Durchschnitt bis 2024 mit einem Umsatzwachstum auf 43 Milliarden Euro sowie mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sowie vor Sondereffekten von 12,1 Milliarden Euro. Das wäre eine EBITDA-Marge von rund 28 Prozent. Analyst Vosser hält diese Erwartungen für ein wenig zu hoch. Zum Vergleich: 2020 erzielte Bayer einen Umsatz von 41,4 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von knapp 11,5 Milliarden Euro.
Im Analystenkonsens könnte allerdings noch die zum Verkauf stehende Firmensparte rund um Produkte zur Schädlingsbekämpfung und Unkrautbeseitigung enthalten sein. Diese erzielte laut Unternehmensangaben zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 600 Millionen Euro.
Mit Blick auf die einzelnen Sparten werden Analysten und Investoren auf Details zu Produktneuheiten in der Agrarsparte wie niedrigwachsendem Mais, vor allem aber im Pharmageschäft achten. Denn bei den Top-Sellern Xarelto und Eylea laufen in den kommenden Jahren sukzessive die Patente aus.
Neue Produkte in der Pipeline
Analyst Alistair Campbell vom Investmenthaus Liberum verweist hier unter anderem auf die Blockbuster-Kandidaten Nubeqa und Finerenon. Nubeqa (Darolutamid) ist bereits in einigen Märkten wie den USA und der EU zur Behandlung des nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms zugelassen. Zudem stehen die Chancen für eine baldige Zulassung von Finerenon zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung bei Patienten mit Diabetes Typ 2 womöglich recht gut. Bayer hatte die Zulassung in der EU und den USA Anfang November beantragt.
Als ein "sehr interessantes Projekt" bezeichnet Campbell zudem den Arzneimittelkandidaten BAY 2433334, der aktuell Phase-2-Versuche durchläuft. Der Gerinnungshemmer, der zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern getestet wird, könnte laut dem Analysten ein günstigeres Nutzen-Risiko-Verhältnis haben als Xarelto. Bis zu einer Zulassung dürften aber noch Jahre vergehen.
Bayer in Sachen Übernahmen aktiv
Zudem investierte Bayer zuletzt viel Geld in das Geschäft mit Gen- und Zelltherapien, das das Wachstum des Konzerns in der zweiten Hälfte der Dekade antreiben soll. Unter zahlreichen Deals und Partnerschaften stechen zwei besonders hervor: Der Kauf des US-Biotechnologieunternehmen Bluerock Therapeutics 2019 und die Übernahme des US-Unternehmens Asklepios BioPharmaceutical im Herbst 2020.
Der Capital Markets Day von Bayer könnte der Aktie kurzfristig Impulse verleihen. Das übergeordnete Bild bestimmen allerdings nach wie vor die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA, denn das Problem ist immer noch nicht gänzlich vom Tisch. DER AKTIONÄR bleibt bei seiner kritischen Einschätzung und rät weiter von einem mittel- bis langfristigen Engagement beim DAX-Wert ab.
(Mit Material von dpa-AFX)