Die teils drastisch steigenden Corona-Neuinfektionszahlen verunsichern Börsianer. Luftfahrt-Aktien gehören am Montag zu den schwächsten Werten. Auch die TUI-Aktie sackt ab, das Chartbild trübt sich dadurch weiter ein. Aus der Reisebranche selbst sind hingegen beruhigende Stimmen zu vernehmen. Zweckoptimismus?
Die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus breitet sich in Europa aus. Besonders aufmerksam wird von Deutschland aus die Lage in Großbritannien beobachtet. Dort liegt die 7-Tage-Inzidenz bereits wieder bei über 280. Die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) machte insgesamt 54.268 Neuinfektionen in einer Woche aus. Das volle Wembley-Stadion beim EM-Finale könnte sich als Superspreader-Ereignis erweisen. Dennoch will Premier Boris Johnson heute Nachmittag verkünden, dass alle verbliebenen Corona-Regeln im größten Landesteil England zum 19. Juli aufgehoben werden.
In den Niederlanden, wo bereits zum 26. Juni fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben wurden, steigen die Neuinfektionszahlen noch schneller. Nach Angaben des staatlichen Gesundheitsinstituts RIVM wurden allein zwischen Freitag und Samstag 10.345 neue Ansteckungen festgestellt, einen Tag zuvor waren es noch knapp 7.000 und am Samstag voriger Woche 1.100.
Auch in Spanien steigen die Corona-Neuinfektionen. Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums liegt die 7-Tage-Inzidenz aktuell bei 199. Sollte die Zahl auf über 200 steigen, droht Spanien dasselbe Schicksal wie Zypern. Die ebenfalls sehr beliebte Urlaubsinsel wurde wegen besonders hoher Infektionszahlen als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Wer dort Urlaub macht und nicht geimpft oder genesen ist, muss künftig bei der Rückkehr für fünf bis zehn Tage in Quarantäne - auch wenn ein negativer Test vorliegt. Sollte das auch Spanien widerfahren, wo die Sieben-Tage-Inzidenz jetzt schon bei 199 liegt, wäre es ein harter Schlag für die Tourismusbranche.
Doch der Reiseveranstalter TUI rechnet damit, dass die aktuelle Einstufung Spaniens so gut wie keine Konsequenzen für deutsche Urlauber haben wird. "Praktische Folgen durch die neue Risikoeinschätzung ergeben sich für Urlauber in Spanien kaum", sagte Deutschland-Chef Marek Andryszak der Bild am Sonntag dazu.
"Wer mit dem Flugzeug aus Mallorca nach Deutschland zurückkehrt, führt wie bisher einen negativen Test oder einen Nachweis über eine vollständige Impfung oder Genesung mit sich und unterliegt dann keinen Einschränkungen." Die steigenden Infektionszahlen auf Mallorca haben laut Andryszak auch nichts mit den steigenden Touristenzahlen zu tun. "Die Pauschalreisenden aus Deutschland waren nie Treiber des Pandemie-Geschehens", sagte der TUI-Deutschland-Chef.
Die Buchungszahlen sind laut Andryszak weiterhin stabil, ein strengeres Vorgehen sei nicht geplant. "Wir planen keine exklusiven Hotels für Geimpfte, sondern werden weiterhin geimpfte, genesene oder getestete Gäste in unsere Hotels reisen lassen. Damit folgen wir den Vorgaben der lokalen Behörden", so der TUI-Manager.
An der Börse sorgen die jüngsten Entwicklungen vor allem der Delta-Variante jedoch für Verunsicherung. Die TUI-Aktie rutscht am Vormittag bis auf 4,04 Euro ab. Dabei hat der Kurs die charttechnische Unterstützung bei 4,08 Euro unterschritten, wenn auch nicht nachhaltig. In den kommenden Tagen könnte die gleitende 200-Tage-Durchschnitt bei 3,86 Euro getestet werden. Wird GD200 unterschritten, drohen von technischer Seite her weitere Verluste.
Das Geschäft von TUI bleibt abhängig von der Entwicklung der Corona-Pandemie. Eine vierte Welle dürfte den Kurs der TUI-Aktie erneut belasten. Charttechnisch kommt es kurzfristig darauf an, dass die 200-Tage-Linie verteidigt werden kann. Engagierte TUI-Anleger bleiben dabei, beachten jedoch den Stoppkurs bei 3,60 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)