Nio hat zuletzt ordentliche Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt. Mit einem Umsatz von 10,3 Milliarden Yuan (umgerechnet und 1,5 Milliarden Euro) konnte sich der Elektroautobauer gegenüber dem Vorjahr (8,4 Milliarden Yuan) deutlich verbessern. Mit den Zahlen für das zweite Quartal hat Nio nicht nur die eigene Prognose, sondern auch den Analystenkonsens übertroffen.
Die Positionierung im Premium-Segment macht Sinn. Und wird sich langfristig auszahlen. DER AKTIONÄR sprach mit Hui Zhang, Vice-President von Nio Europa über die Zukunft des EV-Start-Ups.
DER AKTIONÄR: Herr Zhang, zuletzt wurde von Nio das neue Modell ES7 ausgerollt. Wie kommt das Auto bei den Kunden an – und wie ist die Nachfrage in China sowie in neuen Märkten?
Hui Zhang: Wir versuchen seit Einführung unserer Modelle die Absatzzahlen immer zu steigern. Seit 2018 konnten wir unsere Auslieferungen nahezu in jedem Jahr verdoppeln. Von 11.000 ging es auf 22.000 im Jahr 2019 nach oben. 2020 waren es bereits 43000 und bis 2021 haben wir die Auslieferungen auf 93.000 gesteigert.
Seit unserer Gründung bis jetzt haben wir insgesamt 228.000 Autos ausgeliefert. Der neue NIO ES7 basiert übrigens auf unserer neuesten Plattform. Das Modell ist ein Upgrade des NIO ES6 wenn man so will.
Das Tempo das wir seit der Gründung von Nio an den Tag gelegt haben, wollen wir auf jeden Fall fortsetzen. Dabei wird uns der Eintritt in neue Märkte sicherlich helfen. Was Europa angeht, gehen wir davon aus, dass unsere Produkte aufgrund unserer Qualität überzeugen werden. Bis 2025 werden wir dabei peu a peu unsere Modelle in 25 Märkte weltweit ausrollen.
DER AKTIONÄR: Zuletzt hatte auch Nio mit Problemen durch verzögerte Lieferketten und Lockdowns in China zu kämpfen. Gibt es hier bereits erste Signale der Entspannung der Situation?
Hui Zhang: Der so genannte Lockdown der von März bis Juni lief hat natürliche deutliche Einschränkungen für uns mit sich gebracht. Die Produktion konnte nur eingeschränkt betrieben werden und die Fahrzeuge konnten zum Teil gar nicht an die Kunden ausgeliefert werden. Jetzt sind die Nio-Auslieferungscenter aber wieder offen.
Wir arbeiten sehr eng mit unseren Partnern in der Lieferkette zusammen, um die Produktion jetzt weiter zu beschleunigen. Die Auslieferungen von NIO-Fahrzeugen werden in der zweiten Jahreshälfte 2022 aller Voraussicht ein starkes Wachstum verzeichnen.
DER AKTIONÄR: Wie hoch sind die Produktionskapazitäten der einzelnen Fabriken?
Hui Zhang: Wir haben derzeit zwei Fabriken, die sich beide in der Stadt Hefei in der Provinz Anhui befinden. Die erste Fabrik haben wir schon 2018 in Kooperation mit mit JAC eröffnet, Die Kapazitäten liegen derzeit bei maximal 300.000 Fahrzeugen.
Vor einem Jahr haben wir mit dem Bau einer zweiten Fertigung begonnen. Das erste Serienfahrzeug, das auf der neuen Plattform gebaut wird, ist der NIO ET7. Je nach Marktentwicklung und –bedarf können wir die Kapazitäten ausbauen.
DER AKTIONÄR: Gestartet ist Nio mit SUVs im Premium-Segment. Es folgte der ET7 und der ET5, beides Limousinen. Wie lautet der Plan von Nio – sind günstigere Segmente auch angedacht?
Hui Zhang: Nio legt den Fokus definitiv auf Premium, was die Qualität und auch das Design angeht. Das gilt für unsere SUVs als auch unsere Limousinen. Der NIO ET5 ist etwas kleiner als der ET7. Aber auch hier gilt trotz des günstigeren Preises: Nio steht als Brand für Premium-Qualität.
Ohnehin müssen Smart EVs, auf welche wir uns ausschließlich fokussieren, heutzutage ganz andere Voraussetzungen erfüllen, um die veränderten Wünsche unserer User zu erfüllen.
Beispielsweise müssen Softwareupdates so einfach und störungsfrei wie möglich aufgespielt werden können. NIO bietet deshalb die Möglichkeit des Firmware-over-the-Air-Updates (FOTA) an. Das bedeutet, unsere Elektroautos müssen für ein Update nicht mehr in der Werkstatt an einen Diagnosecomputer angeschlossen werden, sondern bekommen das Update per mobiler Internetverbindung aufgespielt.
DER AKTIONÄR: Anders gefragt: Wollen Sie auch Premium-Autos in einem günstigeren Preissegment anbieten?
Hui Zhang: Nio will definitiv in unterschiedlichen Preissegmenten Produkte in höchster Qualität ausrollen.