Der Triumph von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen sorgt am Mittwoch an den Finanzmärkten für Turbulenzen. Während die meisten US-Aktien mit teils satten Kurssteigerungen reagieren, stürzen Anteile von Unternehmen der Erneuerbaren-Energien-Branche ab. Der alte neue Präsident ist als Befürworter von herkömmlichen Energiequellen bekannt.
Donald Trump ist als Befürworter fossiler Energiequellen bekannt und hatte bereits als Präsidentschaftskandidat angekündigt, soviel Öl wie möglich fördern zu wollen, sollte er gewählt werden. Er werde neue Ölbohrungen im Golf von Mexiko erlauben und Naturschutz-Gesetze lockern, sodass auch in Schutzgebieten wie der Arktis nach Öl gebohrt werden könne, versprach Trump Vertretern von 'Big Oil' bereits im Sommer. Nach dem Motto "drill, baby, drill" sollen die USA – dank Fracking schon jetzt größter Öl- und Gasexporteur der Welt – die Ausbeutung fossiler Energien weiter steigern.
Trump gilt als Gegner der Klimapolitik, leugnet auch einen menschengemachten Klimawandel. Förderungen für grüne Energien könnten daher unter Trump zurückgefahren werden. Noch unklar ist, wie stark die Förderungen aus dem US Inflation Reduction Act (IRA) gekürzt werden.
Der Ausbau von Klimaschutz-Maßnahmen könnte jedenfalls ins Stocken geraten. Gerade in den USA bestand hier zuletzt viel Hoffnung: Zum einen gibt es für große Solar- und Windparks ausreichende Flächen, zum anderen benötigen gerade die großen Tech-Konzerne angesichts des riesigen Energie-Hungers durch den Megatrend Künstliche Intelligenz immer mehr Strom für die neuen Rechenzentren.
Nun steht der gesamte 'saubere' Sektor unter Druck – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die im MDAX notierten Papiere des Windanlagen-Bauers Nordex liegen am Nachmittag gut sechs Prozent im Minus. Bei SMA Solar steht im SDAX gar ein Kursabschlag von zwölf Prozent auf dem Kurszettel.
Bei Auslandswerten sieht es noch dramatischer aus. Der Weltmarktführer für Offshore-Windanlagen Ørsted verliert an der Börse Kopenhagen zeitweilig 13 Prozent, auch der dänische Nordex-Konkurrent Vestas gibt ähnlich stark nach.
Bei den Auslands-Solar-Aktien sieht es nicht besser aus. JinkoSolar und Wechselrichter-Hersteller SolarEdge verlieren vorbörslich in den USA mehr als 15 Prozent. First Solar liegen 13 Prozent unter Vortag.
Auch Wasserstoff-Aktien werden abverkauft. Die in Norwegen beheimateten Nel-Aktien geben in Oslo rund acht Prozent nach, Hexagon Purus halten sich mit einem Abschlag von rund drei Prozent noch recht wacker.
Auch einige Aktien abseits der Erneuerbaren erleiden Kursverluste, etwa chinesische Autohersteller. BYD-Papiere etwa geben fast vier Prozent nach. "China ist Trumps Lieblingsziel für höhere Zölle", erläutert Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners die Kursverluste. Auch deutsche Autowerte stehen unter Druck. VW, Mercedes-Benz, Porsche und BMW liegen am Nachmittag zwischen 3,5 und sechs Prozent in den Miesen. Auch hier befürchten Anleger Strafzölle der USA auf deutsche Importe. Bei BMW kommt erschwerend eine enttäuschende Quartalsbilanz der Münchener hinzu, die einen massiven Gewinneinbruch erlitten haben.
Für Tesla-Investoren ist der Wahlsieg von Trump jedoch ein Festtag. Vor US-Handelsstart steht das Papier des Elektroauto-Pioniers bei 289 Dollar und damit etwa 15 Prozent höher als am Dienstag. Absolut gerechnet sind das fast 120 Milliarden Dollar. Tesla-Chef Elon Musk ist ein großer Unterstützer von Donald Trump, wurde bei der Siegesrede des Wahlsiegers ausführlich gelobt.
Die Anbieter alternativer, 'sauberer' Energien dürften es unter dem wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump schwer haben, die Förderungen der Branche durch den Inflation Reduction Act werden wohl eingeschränkt.
Noch ist offen, wie stark sich die politische Veränderung wirklich in Auftragslage und Zahlen der Anbieter von erneuerbaren Technologien widerspiegeln wird. Doch das Sentiment ist deutlich eingetrübt. Anleger sollten mit Neuengagements eine Beruhigung der Lage abwarten. Wer bereits investiert ist, hält seine wohl verlustreichen Aktien noch bzw. setzt sich individuelle Stopp-Marken.
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