Am Montag veröffentlichte Rivale Airbus Zahlen über Flugzeugauslieferungen, nun folgt Boeing. Der US-Flugzeugbauer konnte im vergangenen Monat 26 Maschinen an Kunden ausliefern, fünf mehr als Airbus. Doch anders als beim europäischen Konkurrent wurden wieder Aufträge storniert. Und die Großraum-Flieger machen Probleme.
Boeing musste im Januar sechs Stornierungen verkraften, darunter zwei über im Dezember vom Flugverbot befreite 737-Max-Maschinen. Weitere 11 Max-Bestellungen werden als unsicher eingestuft. Storniert wurden auch drei Jumbos vom Typ 747-8 und ein 787-8 "Dreamliner". Immerhin gingen auch vier Neu-Bestellungen ein. Es handelt sich um Fracht-Jumbos vom Typ 747-8.
Der Auftragsbestand an bestellten, aber noch nicht ausgelieferten von Boeing-Flugzeugen belief sich zum Monatsende auf 4.016, darunter routinemäßige Anpassungen für Bestellungen, die das Unternehmen noch als gefährdet ansieht.
Konkurrent Airbus hatte im ersten Monat des Jahres weder Neubestellungen noch Stornierungen verzeichnet (DER AKTIONÄR berichtete). Auch beim Auftragsbestand sieht es bei Airbus besser als bei Boeing aus: Ende Januar belief sich dieser auf 7.163 Maschinen.
Probleme hat Boeing nach wie vor bei seinen "Dreamliner". Die Übergabe von Großraumjets vom Typ 787 an Kunden verzögert sich erneut. Erst im Laufe des ersten Quartals solle die Auslieferung wieder aufgenommen werden. Für Februar wird prognostiziert, "nur sehr wenige, wenn überhaupt" auszuliefern.
Auch die Erstauslieferung der neuen Langstrecken-Typs 777X hatte Boeing Ende Januar ein weiteres Mal verschieben müssen. Als Gründe für die erneute Verzögerung nannte der Konzern unter anderem veränderte Voraussetzungen für die Zulassung und die veränderte Nachfrage infolge der Corona-Krise.
Trotz der mageren Nachrichten zeigt sich die Boeing-Aktie im Handel an der Wall Street stabil. Der Kurs gewinnt 1,5 Prozent auf 215 Dollar. Bei 214,60 Dollar verläuft die 50-Tage-Linie.
Einen kleineren Dämpfer müssen sowohl Boeing als auch Airbus verkraften. Die Fluggesellschaft Singapore Airlines hat sich wegen der Corona-Pandemie mit den Flugzeugbauern auf eine spätere Auslieferung bestellter Jets geeinigt. Zudem wandelte das Unternehmen Bestellungen über 14 Boeing-Langstreckenjets vom Typ 787 "Dreamliner" in einen Auftrag über 11 Exemplare des größeren Modells 777-9 um, wie Singapore Airlines mitteilte.
Insgesamt verschiebt Singapore Airlines damit den Angaben zufolge Ausgaben von umgerechnet 2,5 Milliarden Euro aus den Geschäftsjahren 2020/21 bis 2022/23 auf spätere Jahre.
Den geänderten Verträgen zufolge belaufen sich die Bestellungen der Fluggesellschaft beim europäischen Hersteller Airbus jetzt auf 35 Mittelstreckenjets aus der A320-Familie und 15 Großraumjets vom Typ A350. Bei dem US-Konzern Boeing hat das Unternehmen 31 Mittelstreckenjets der 737-Reihe, 20 Exemplare der 787-Familie und 31 Maschinen vom Typ 777-9 bestellt. Bei Letzterem handelt es sich um die als "777X" bekannte Neuauflage des langjährigen Verkaufsschlagers 777.
Boeing wird noch Jahre brauchen, bis die Folgen der Coronakrise und des Debakels um seine 737 Max verarbeitet sind. Langfristig muss sich der US-Flugzeugbauer aber wie auch der auf Jahre ausgebuchte Rivale Airbus kaum ernsthafte Sorgen um mangelnde Bestellungen machen. DER AKTIONÄR bevorzugt die Airbus-Aktie, da deren Probleme relativ gesehen kleiner sind und der Auftragsbestand größer ist.
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(Mit Material von dpa-AFX)