Coronavirus, eine ohnehin schon schwächelnde Konjunktur und dann auch noch strengere Emissions-Grenzwert durch die EU – die Lage der deutschen Automobilindustrie ist ernst. In Folge der Coronavirus-Pandemie musste zuletzt auch BMW die Produktion stoppen. Zuvor hatten bereits Daimler und VW Produktionsstopps bekannt gegeben.
Neben den Folgen der Corona-Krise belasten auch die ab diesem Jahr geltenden, strengeren CO2-Vorgaben der EU-Kommission die deutschen Autobauer. So dürfen Neuwagen ab 2020 den Emissions-Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer nicht übersteigen, andernfalls drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe.
Zahlreiche Hintertürchen
Allerdings gibt es bei der Ermittlung dieses Grenzwertes einige Begünstigungen für die Autobauer. Beispielsweise fließen reine Elektroautos mit Null Gramm pro Kilometer die in Berechnung mit ein und werden zudem, als Anreiz für die Hersteller, doppelt gewertet.
Zusätzlich kommen auch Hybrid-Fahrzeuge, dank dem verbauten E-Motor, auf einen niedrigeren CO2-Ausstoß und drücken so das Gesamtergebnis der Hersteller. Dass die rein elektrische Reichweite bei Hybrid-Fahrzeuge derzeit oft nur zwischen 50 bis 100 Kilometern liegt, spielt dabei keine Rolle.
Wie stark die Auswirkungen der Hybrid-Fahrzeuge tatsächlich ist, zeigt folgender Vergleich: Während der aktuelle BMW 330i mit reinem Verbrennungsmotor auf eine CO2-Emission von 133-131 Gramm pro Kilometer kommt, beträgt der CO2-Ausstoß desselben Modells als Hybrid-Fahrzeug (BMW 330e) lediglich 38-36 Gramm pro Kilometer.
E-Offensive folgt 2021
Nachdem BMW in den vergangen Jahren seinen Flottenausstoß durch Hybrid-Fahrzeuge kontinuierlich senken konnte, folgt 2021 die E-Auto-Offensive. Neben dem i4 will wollen die Münchner auch den iNext im kommenden Jahr auf den Markt bringen. Dabei kann sich der Autobauer jedoch keine Verzögerung leisten, denn die Konkurrenz hat bereits vorgelegt. So ist Daimlers erstes rein elektrisches E-Auto, der EQC, bereits erhältlich und Volkswagen plant den Marktstart seines ersten auf der Basis des MEB-Baukastens errichteten rein elektrischen Autos, den ID.3, für den Sommer 2020.
Milliardeninvestitionen
Zudem muss BMW weitere Milliarden in die Hand nehmen, um die Forschung im Bereich Elektromobilität voranzutreiben. Bis 2025 will der Konzern mehr als 30 Milliarden Euro investieren.
„Neue Technologien sind der Schlüssel zur Zukunft der Mobilität. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Fähigkeit, unterschiedlichste Technologien in ein Gesamtsystem zu integrieren: Wer Hardware und Software gleichermaßen beherrscht und zusammenführt, wird nachhaltig die Zukunft des Automobils gestalten. Wir sehen uns hier ganz klar auf der Überholspur“, betonte CEO Oliver Zipse.
Im Zuge des globalen Ausverkaufs an den Finanzmärkten war auch die BMW-Aktie ordentlich unter die Räder gekommen. Zwischenzeitlich fiel die Aktie dabei auf ein neues Mehrjahrestief bei 38,50 Euro. Auch im heutigen Handel muss die Aktie wieder deutliche Verluste hinnehmen und notierte deutlich unterhalb der Marke von 40 Euro. Die Stabilisierungsversuche der vergangenen Tage sind somit gescheitert. Seit Jahresbeginn summieren sich die Kursverluste bei BMW auf über 47 Prozent, Anleger warten eine Bodenbildung ab.