Die Coronakrise stellt die Autobauer vor nie gekannte Probleme. Werkschließungen über mehrere Wochen in zahlreichen Ländern dürften auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Produktion und Verkauf liegen vielerorts weitgehend lahm. Ende Ende dieser Maßnahmen ist kurzfristig nicht in Sicht. Eine Bestandsaufnahme!
“Wir gehen momentan davon aus, dass Autoproduktion und -absatz im Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2019 weltweit um zehn bis 20 Prozent einbrechen werden”, so Frank Schwope, Autoexperte bei der NORD/LB. Der Absatz des Volkswagen-Konzerns dürfte beispielsweise von elf Millionen Einheiten auf neun bis zehn Millionen sinken. “Die Rückgänge der Gewinngrößen der Unternehmen dürften prozentual deutlich höher sein, wenngleich sie kaum zu kalkulieren sind”, so Schwope.
Der Experte ist sicher: “Unternehmen, die vor der Krise schon Probleme hatten, werden noch größere Schwierigkeiten bekommen. Aber auch Firmen, die noch relativ solide dastehen, werden zu kämpfen haben, wenngleich zahlreiche Regierungen staatliche Unterstützung zugesagt haben.”
Hintergrund: Kommt es zum Abwürgen der Wirtschaft oder sogar zu einer schwereren Rezession, dürften Autos sicherlich nicht das erste sein, was sich die Leute nach harten Wochen durchlittener Krise mit erheblichen Verdienstausfällen kaufen werden.
Doch auch Schwope schreibt die Branche nicht ab: “Letztlich gilt die Hoffnung, dass der Höhepunkt der weltweiten Krise spätestens im Sommer erreicht ist und in der zweiten Jahreshälfte Aufholeffekte möglich sind. Immerhin wird in China die Produktion in den Werken vieler Automobil-Konzerne sukzessive wieder hochgefahren.”
Es ist schwierig zu sagen, wie weit der Ausverkauf an den Märkten noch gehen kann. Die angespannte Lage durch die Coronapandemie und die weltweiten Konjunktursorgen verhindern zwar eine schnelle Erholung. Die führenden Protagonisten und Entscheidungsträger rund um den Globus dürften allerdings weiter alles versuchen, die Ausbreitung des Virus und die Auswirkungen der Krise einzudämmen.
Bei DAX und Co läuft aktuell eine erste kleine Gegenbewegung. Prozentual zweistellige Kurssprünge sind bei einzelnen Werten keine Seltenheit – auch die Kurse der Autobauer legen zu, nachdem sie zuletzt durch die Bank über 40 Prozent an Wert verloren haben. Im aktuellen Umfeld ist aber auch ein erneuter Abverkauf nicht auszuschließen. Für Anleger mit einem langem Atem ist und bleibt die Marschroute: Durchhalten und gestaffelt abstauben.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.