Airbus will die gesamten Werksaktivitäten in der Struktur- und Ausrüstungsmontage am Standort Hamburg in eine neue deutsche Einheit verlagern. So soll eine höhere betriebliche Effizienz erreicht werden. Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft laufen Sturm dagegen und fordern, dass die Bundesregierung die künftige Struktur des Flugzeugbauers zur Chefsache machen soll. Bei der Airbus-Aktie wird es derweil spannend.
Die Airbus-Belegschaft in Deutschland fürchtet eine "Zerschlagung und Verkauf" wichtiger Unternehmensteile und stellt sich gemeinsam mit der IG Metall auf eine langwierige Auseinandersetzung ein. IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner sagte, dass die Angelegenheit "die richtige Kragenweite für das Kanzleramt" habe. "Unsere Erwartungshaltung ist, es muss am Schluss eine gemeinsame Abstimmung geben zwischen den Kanzleramt und dem Elysee-Palast."
Seit der ersten Ankündigung der Umbau-Pläne im April ist Airbus zu dem Schluss gekommen, dass die Verlagerung der gesamten Hamburger Werksaktivitäten in der Struktur- und Ausrüstungsmontage in die neue deutsche Einheit eine höhere betriebliche Effizienz mit sich bringt, verlautete kürzlich aus dem Unternehmen.
Pläne voran geschritten
Diese Einheit sowie eine entsprechende Einheit in Frankreich hätten "ein ähnliches Spektrum und eine ähnliche Größe mit jeweils rund 9.500 Mitarbeitern". Die Pläne zur Gründung einer neuen Einheit, die sich in Deutschland auf die Fertigung von Einzelteilen und Kleinkomponenten konzentriert, sind inzwischen voran geschritten.
"Airbus favorisiert die Gründung einer separaten Einheit mit einem externen Partner, um für die Zukunft eine solide, wettbewerbsfähige und nachhaltige Basis zu schaffen", heißt es in einer Mitteilung. Zugleich wolle Airbus aber "Ideen der Sozialpartner prüfen und ein Szenario analysieren, in dem der separate Bereich eigenständig innerhalb des Unternehmens verbleibt".
Airbus-Aktie von Querelen belastet
Die IG Metall und die deutschen Betriebsräte bei Airbus laufen seit Wochen Sturm gegen die Pläne. Sie fürchten Verlagerungen von Teilen der Produktion in Billiglohnländer, Entgeltkürzungen für die Belegschaft und einen Verkauf der ausgegründeten Unternehmensteile.
Die Airbus-Aktie rutschte im Zuge der innerbetrieblichen Querelen zeitweise unter die 94-Euro-Marke. Am Freitag stabilisiert sich die im MDAX gelistete Wert wieder und notiert bei knapp 97 Euro. In den kommenden Tagen wird es darauf ankommen, die 50-Tage-Linie bei 98,74 Euro zurückzuerobern. Danach wäre der Weg technisch frei Richtung 105 Euro.
Ein rotes Tuch ist für die deutschen Belegschaften auch, dass Airbus seine französische Tochter Stelia in den Konzern integrieren, in der Teile-Fertigung seine deutsche Tochter Premium Aerotec aber aufspalten wolle.
Der Konzernbetriebsrats-Vorsitzende Holger Junge bekräftigte, dass sich die Beschäftigten auf eine lange Auseinandersetzung mit dem Management einrichten, die bis Herbst oder sogar Weihnachten dauern könne. Auf einer Betriebsversammlung hatte er in dieser Woche erklärt, der Konflikt sei nicht allein am Verhandlungstisch zu lösen. Welche Aktionen den Gewerkschaftern vorschweben, um den Druck auf die Konzernspitze zu erhöhen, ließen sie offen. "Wir schließen Stand heute überhaupt keine Maßnahmen aus", sagte Kerner. (Mit Material von dpa-AFX)
Der Umbau ist für den Flugzeugbauer eine wichtige Maßnahme zur Kostensenkung und Effizienz-Steigerung. Der Trouble mit der Belegschaft stört die Genesung des von Corona gebeutelten Konzerns. Längerfristig dürfte Airbus jedoch gestärkt aus der Sache hervorgehen. Die Airbus-Aktie bleibt auch vor dem Hintergrund einer Aufnahme in den ab September auf 40 Firmen erweiterten DAX haltenswert. DER AKTIONÄR hat ein Kursziel von 130 Euro ausgegeben.
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