Der Wirecard-Skandal gehört zu den größten Betrugsfällen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Management schaffte es über Jahre hinweg seine Investoren und die Öffentlichkeit zu täuschen und die Bilanz künstlich aufzublähen. Viele Aktionäre hielten all diese Jahre Wirecard die Treue und das trotz zahlreicher Warnsignale und mit Fakten unterlegter kritischer Berichterstattungen. Doch manchmal lässt sich vermeiden, dass man in ein betrügerisches Unternehmen investiert, hilfreich sind dabei die Tipps von Investmentlegenden wie Warren Buffett.
So antwortete der Investmentguru auf der Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway 2003 auf die Frage, ob er irgendwelche Bücher zum Thema Bilanzwesen empfehlen könne:
Lesen Sie viele Jahresberichte. Lernen Sie das Bilanzwesen indem Sie gute Wirtschaftsartikel zu dem Thema lesen, speziell solche zu Bilanzskandalen. Versuchen Sie zu verstehen wie die Zahlen zusammengestellt werden.
Begreife man die Zahlen dann trotzdem nicht, liege das möglicherweise daran, dass die Geschäftsführung gar nicht möchte, dass jemand sie versteht. Arbeitet das Management mit Verschleierungstaktiken, hat das immer einen Grund.
Auch bei Wirecard warfen die Zahlen mehr Fragen als Antworten auf: Dubiose Drittpartnergeschäfte, zu hohe Margen, undurchsichtige Transaktionen. Kurz vor Bekanntwerden des Betrugs führte DER AKTIONÄR mit dem renommierten Finanzexperten und Bankeninsider Dr. Markus Krall ein Interview und fragte ihn zu seiner Einschätzung zu Wirecard.
Ich sage es mal so: Wirecard produziert seit Jahren Zahlen, die ich nicht verstehe. Da halte ich mich an das Diktum von Warren Buffett, dass ich keine Investments tätige, die ich nicht verstehe.
Beim Investieren passieren immer wieder Fehler. Und gerade im Fall Wirecard war der Betrug alles andere als einfach zu erkennen. Das Unternehmen agierte sehr geschickt und schaffte es über Jahre hinweg nicht nur die Kleinanleger, sondern auch namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Analysten und Investmentfonds zu täuschen. So gesehen sollten sich die Anleger keinen Vorwurf machen, dass sie diesem geschickten Betrug aufgesessen waren.
Eine Lehre kann man trotzdem aus dem Betrugsskandal von Wirecard ziehen: Anleger sollten sich die Mühe machen, sich selbst mit dem Geschäftsmodell und der Bilanz der Unternehmen zu befassen, in welche sie investieren wollen. Denn auch auf renommierte Finanzexperten und Analysten ist nicht immer Verlass. Wie das Beispiel Wirecard eindrucksvoll zeigt.