Populäre chinesische Apps wie TikTok und Tencents WeChat zensieren zunehmend Inhalte in den USA und anderen Ländern. Zu diesem Fazit gelangen die Autoren einer Studie. Unterdessen versucht China auf politischer Ebene die Kontrolle über die Datenschutz-Diskussion zu erlangen. Auch für Tencent-Investoren eine spannende Situation.
Auf WeChat werden Inhalte von Hongkonger Demokratie-Aktivisten und Nachrichten der Botschaften der USA und des Vereinigten Königreichs zensiert. Die App TikTok blendet in fast allen Ländern Wörter aus, die auf bestimmte politische oder sexuelle Orientierungen schließen lassen. Das meldet das Australian Strategic Policy Institute.
Unterdessen hat China diese Woche globale Datenschutzregeln vorgeschlagen. Diese sollen verhindern, dass sich ausländische Regierungen bei Daten bedienen dürfen, die im Ausland gespeichert sind. Das ist eine Reaktion auf Vorwürfe der Trump-Administration, China würde mit Apps wie WeChat Chinesen im Ausland ausspionieren.
TikTok-Betreiber ByteDance betont, das Unternehmen speichere seine Daten auf Servern mit Standort im Ausland und rücke keine Daten an die chinesische Regierung heraus.
Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit anzumelden, ist zur Standard-Waffe im Kampf der Big-Tech-Mächte USA und China geworden. Die Erkenntnisse der australischen Studie werfen ein Schlaglicht auf den Export der chinesischen Bevormundungsmentalität und liefern Kritikern chinesischer Unternehmen neue Munition. Ob Tencents WeChat-Zensur auf dem Willen der chinesischen Regierung oder den jeweiligen Interessen der Regierung im Ausland fußt, ist allerdings unklar. Fakt ist: Der Kampf um die Datenhoheit ist auch für die langfristigen Perspektiven der großen Tech-Konzerne entscheidend. Es gilt ein Zitat von Alibaba-Gründer Jack Ma: „Daten sind das Öl der Zukunft.“ Solange allerdings keine konkreten Ergebnisse vorliegen, können Investoren das Thema gelassen sehen – zumal Tencents Umsätze im Ausland bislang ohnehin überschaubar sind.