Lange lief es für den Kurs der Tencent-Aktie besser als für Alibaba. Doch in den vergangenen Wochen ist Tencent erst ebenfalls eingebrochen und anschließend fiel die Erholung im Vergleich zu anderen chinesischen Internet-Werten verhaltener aus. An dieser Schwächephase ist auch Tencents Führung schuld.
Jeder China-Beobachter weiß längst: Chinesische Behörden regulieren gerade besonders den heimischen Internet-Sektor. Die Unternehmen müssen sich anpassen. Selbstverständlich wird von den Konzernführungen ein-, zweimal erwähnt, wie gut die neuen Regeln doch letztendlich sind. Punkt.
Etwas irritierend ist aber, dass Tencent ein Jahr nach Beginn des Durchgreifens das Thema Regulierung stärker als je zuvor betont. Im Bloomberg-Bericht zu den aktuellen Quartalergebnissen des Konzerns drehten sich die ersten Absätze nur darum. Auch in der Telefonkonferenz mit Analysten wurde das Thema, das seit einem Jahr bekannt ist, einmal mehr vom Tencent-Management aufgewärmt – ohne, dass tatsächlich etwas Neues gesagt wurde.
In der aktuellen Unternehmenspräsentation zu den Zahlen wurde betont, wie „aggressiv“ das Marketing und wie „rücksichtslos“ die Expansionsbemühungen in Chinas Internet-Industrie doch früher gewesen seien. Tencent werde jetzt „proaktiv“, „nachhaltig“ und „gesünder“ … – das übliche Marketingsprech halt. Selbstverständlich ist das Unternehmen auch schon „gut positioniert“ und überhaupt.
Laut einem Bericht der Financial Times soll Tencent inzwischen auch seine Start-up-Beteiligungen bitten, nicht mehr mit Tencent als Investor zu werben.
Tencent gibt sich brav, betont devot. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass das Unternehmen bislang – anders als Meituan und Alibaba – die ganz hohen Geldstrafen vermeiden konnte. Andererseits druckst die Tencent-Führung herum, wenn es darum geht, was nun eigentlich mit der Genehmigung neuer Spiele in China ist. Ein Jahr nach Beginn der großen Regulierung ist die Botschaft des Konzerns an seine Investoren angesichts historisch schwachen Wachstums lediglich: Tencent passt sich an, durchhalten. Ein klar kommunizierter Fahrplan für die Zukunft? Eher nein.
Alibaba hat bereits zum Jahreswechsel einen Comeback-Plan formuliert und jüngst sein Aktienrückkaufprogramm auf 25 Milliarden Dollar aufgestockt. Das formale „Mea culpa“-Gelaber wurde längst auf das notwendige Minimum beschränkt. Tencent dagegen hat zuletzt zumindest in der Außendarstellung nichts getan, um Investoren auf seine Seite zu ziehen. Das heißt nicht, dass Tencent ein schlechtes Unternehmen ist. Aber es erklärt, warum die Tencent-Aktie dieser Tage relativ schwach läuft.