Der Kurs der Alibaba-Aktie liegt heute rund fünf Prozent im Minus. Die chinesischen E-Commerce-Rivalen JD.com und Pinduoduo laufen noch schwächer. Der Tencent-Kurs verliert rund sieben Prozent. Entgegen anderslautender Berichte spielt der US-Zinsmarkt für die aktuelle Entwicklung eine untergeordnete Rolle.
Der Nasdaq 100 läuft heute bislang wesentlich besser als die auffällig schwachen China-Aktien. Das spricht gegen die Zinsthese. Zumal US-Zinsen für die Entwicklung in China ohnehin nur sehr bedingt relevant sind. Vielmehr schwächelten zahlreiche China-Werte mit Internet-Bezug heute schon im Hongkong-Handel. Angesichts der extremen Anstiege bei Alibaba, Tencent und Co seit Mitte vergangener Handelswoche sind Gewinnmitnahmen und eine immer noch erhöhte Volatilität normal.
Zudem wird in China damit gerechnet, dass die Bevölkerungszahl im Land künftig nicht mehr steigen könnte. Für Alibaba und Co würden dementsprechend keine Kunden „nachwachsen“. Auch das spricht tendenziell für einen sich verschärfenden Konkurrenzdruck im chinesischen Onlinehandel (siehe aktuelle AKTIONÄR-Ausgabe).
Außerdem hat die chinesische Führung ihren Worten (Unterstützung der heimischen Wirtschaft und Börsenlandschaft) bislang keine Taten folgen lassen. Chinesische Banken haben die Zinssätze im Land zum Wochenauftakt unverändert gelassen. Die Leitzinsen für ein- und fünfjährige Kredite bleiben vorerst bei 3,7 beziehungsweise 4,6 Prozent. Damit wurde die Chance auf ein stimulierendes Signal vergeben.
Unterdessen wird in hochrangigen Politkreisen in der EU und den USA weiterhin gemunkelt, in China werde zumindest darüber nachgedacht, Russland im Ukraine-Krieg zu unterstützen. China hat bislang den russischen Angriff auf die Ukraine nicht explizit verurteilt.
Nach den jüngsten Anstiegen gehen die heutigen Kursverluste als Teil einer möglichen Konsolidierung durch. Die Verlierer von heute könnten morgen schon wieder die Gewinner sein. DER AKTIONÄR hatte nicht zuletzt am Freitag darauf hingewiesen, dass die Volatilität bei China-Aktien vorerst hoch bleiben dürfte. Auch im nächsten Heft wird es wieder einen ausführlichen Artikel zur aktuellen Situation geben.
Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, JD.com, Baidu.