Der Kurs der Meituan-Aktie verliert heute rund 8 Prozent. Der Grund: Nach Alibaba-Gründer Jack Ma im vergangenen Jahr hat sich nun auch Meituan-Schöpfer und Milliardär Wang Xing öffentlich in einer Art geäußert, die als kritisch gegenüber der chinesischen Führung aufgefasst werden kann. Nicht nur deswegen gehen Anleger lieber in Deckung.
Wang Xing hat ein Gedicht auf einer Social-Media-Plattform geteilt und anschließend gelöscht. Das Werk wurde von einigen Lesern als versteckte Kritik an Peking interpretiert, berichtet Bloomberg unter Berufung auf die Hong Kong Economic Times. In Hongkong gab der Kurs der Meituan-Aktie heute zeitweise fast 10 Prozent nach. Das entspricht einem Verlust von rund 20 Milliarden Dollar Börsenwert.
Es geht um ein klassisches Gedicht über die Bücherverbrennung durch den Kaiser während der Qin-Dynastie. Wang Xing hat inzwischen klargestellt, er habe das Gedicht in Bezug auf Meituan-Konkurrenten verwendet.
Stimmen aus Asien
„Bis zu einem gewissen Grad kann man das Gedicht, das Wang Xing gepostet hat, ähnlich interpretieren wie Jack Mas Kritik an den Bankenaufsichtsbehörden“, sagte Kerry Goh, Chief Investment Officer bei Kamet Capital Partners, einem Family Office aus Singapur. Es sei keine gute Zeit für laute Töne.
Meituan hat momentan mit mutmaßlichen Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht zu tun.
„Was der CEO gepostet hat, ist ein sehr bekanntes Anti-Establishment-Gedicht, das zeigt, dass er möglicherweise unter großem Druck durch die laufenden Ermittlungen steht“, sagte Hao Hong, Leiter der Research-Abteilung des Hongkonger Finanzdienstleisters Bocom International.
Alternative Interpretation
Der Meituan-Gründer selbst hat folgende Stellungnahme abgegeben: „Ein Gedicht aus der Tang-Dynastie hat mich in letzter Zeit sehr inspiriert: Die Qin-Dynastie hatte Angst vor Gelehrten, aber Liu Bang und Xiang Yu, deren Aufstand das Qin-Regime stürzte, hatten nicht viel Bildung. Das hat mich daran erinnert, dass die gefährlichsten Konkurrenten oft nicht die sind, die man erwartet.“
Alibaba habe sich in den vergangenen Jahren auf JD.com konzentriert, nur um von Pinduoduo bei den Nutzerzahlen übertroffen zu werden, so Wang Xing weiter. Im Liefergeschäft sei anscheinend Alibabas Ele.me der größte Konkurrent von Meituan. Womöglich könnten aber letztendlich ganz andere Unternehmen und Geschäftsmodelle eine schockartige Wirkung haben.
DER AKTIONÄR hatte Meituan ohnehin nicht auf der Empfehlungsliste, weil das Lieferdienstgeschäft sehr umkämpft und kapitalintensiv ist. Meituan schreibt Verluste und hat mit der Regulierung durch die chinesischen Behörden zu tun. In dieser Situation als Chef des Unternehmens so ein Gedicht zu posten, anschließend zu löschen und eine Erklärung dazu abzugeben, wirkt zumindest unglücklich. Die Kursreaktion verdeutlicht, wie nervös Anleger in Bezug auf chinesische Internet-Unternehmen und die politische Lage sind. Der Chart ist seit Wochen im Abwärtstrend. Kein Kauf.