Der chinesische Internet-Gigant hat heute seine Zahlen veröffentlicht. Diese lagen deutlich über den Prognosen der Analysten. Der Kurs reagiert zunächst trotzdem kaum und liegt nur leicht im Plus. Alte Wachstumsträger wie Fintech und Cloud haben offenbar erst einmal ausgedient. Auch beim Gaming läuft es zumindest innerhalb Chinas nicht besonders.
Der Umsatz stieg im abgelaufenen Quartal um 0,5 Prozent auf 145 Milliarden Yuan (20,8 Milliarden Dollar). Prognostiziert wurden im Vorfeld von Analysten ein Rückgang um 0,2 Prozent auf 143,85 Milliarden Yuan. Das lief also schon mal besser als erwartet.
Der Profit auf IFRS-Basis betrug 106,7 Milliarden Yuan (15,3 Milliarden Dollar) und lag damit zwölf Prozent über dem Ergebnis im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten zumindest laut Bloomberg im Vorfeld mit einem sehr deutlichen Rückgang gerechnet (Zitat: „Bei Tencent wird derzeit ein Nettogewinn von knapp 29 Milliarden Yuan erwartet. Das wäre ein Rückgang um 69 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal). Allerdings schreibt die Financial Times heute, der Nettogewinn von 29,7 Milliarden Yuan liege leicht über den Erwartungen und entspreche einem Anstieg von 19 Prozent. Womöglich wurden gestern an dieser Stelle vom Datenanbieter unterschiedliche Gewinnberechnungsmethoden zusammengeworfen.
Tencent profitierte jedenfalls unter anderem von einem Einmaleffekt (Verkäufe von Meituan-Aktien). Sparmaßnahmen im Bereich Vertrieb und Marketing führten zu besseren Margen.
Insgesamt war 2022 trotzdem ein eher schwaches Jahr für Tencent, was aber angesichts der Regulierungskeule für den chinesischen Tech-Sektor und der Covid-Lockdowns schon relativ klar war. Der Umsatz sank um ein Prozent. Beim Gewinn ging es 16 Prozent abwärts. Vor allem im Bereich Fintech und Cloud läuft es inzwischen nicht mehr so gut wie früher für Tencent.
Die Umsätze im Bereich Onlinewerbung sind bei Tencent zuletzt um 15 Prozent gestiegen. Tencent-Gründer Pony Ma betonte mit Blick auf das laufende Jahr die Perspektiven im internationalen Gaming-Sektor und beim Thema KI. Während die Umsätze im Gaming-Bereich international um fünf Prozent gewachsen sind, sank der Umsatz in China sechs Prozent (was immer noch relativ ordentlich ist, bedenkt man, dass der Gaming-Markt insgesamt in China 2022 rund zehn Prozent geschrumpft ist).
Erwartungsgemäß solide Ergebnisse. Die Messlatte lag aber auch niedrig. In China rechnet Tencent offenbar nicht mehr mit dem großen Wachstum. Spannend wird, ob die Auslandsexpansion gelingt. Dabei tun sich chinesische Unternehmen bislang – sowohl aus politischen als auch kulturellen Gründen – eher schwer. Ob Tencent seine Kompetenzen im Bereich KI in Gewinne ummünzen kann, muss sich ebenfalls erst zeigen. Ein Kauf drängt sich derzeit nicht auf. Charttechnisch sieht die Aktie aber relativ gut aus.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.