Es war das größte Ding der Tech-Szene, bevor der Chatbot-Hype kam: das Metaversum. Jedes Unternehmen, das etwas auf seine digitale Innovationsfähigkeit hielt, wollte dabei sein. Inzwischen ist die Aufregung um das Schlagwort deutlich abgekühlt. Mit Tencent hat ein chinesischer Tech-Gigant Konsequenzen gezogen.
Der Gaming- und Social-Media-Platzhirsch stellt die Entwicklung von Virtual-Reality-Hardware ein, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider Ende vergangener Woche. Grund dafür sollen Schwierigkeiten beim Erreichen schneller Rentabilität sein. Zudem sollen die erforderlichen Investitionen für ein konkurrenzfähiges Produkt sehr hoch sein. Unterm Strich wäre vor 2027 wohl kein Gewinn abgefallen.
Auch der Kauf von Black Shark, einem chinesischen Tech-Unternehmen aus dem Xiaomi-Universum, das vor allem für seine Gaming-Smartphones bekannt ist, wurde abgeblasen. Ursprünglich sollten rund 1.000 Mitarbeiter von Black Shark in Tencents Virtual-Reality-Abteilung wechseln. Inwiefern bei dieser Entscheidung auch Kartellbedenken von Chinas Behörden eine Rolle spielten, ist unklar.
Black Shark soll nun sogar Probleme haben, seinen Mitarbeitern zugesagte Abfindungen zu zahlen. Das hatte die South China Morning Post vor einer Woche berichtet. Demnach soll Black Shark bereits in den vergangenen Monaten sukzessive Personal entlassen haben. Von 1.000 Mitarbeitern sollen nur noch etwas mehr als 100 beim Unternehmen arbeiten.
Ganz aufgelöst wird die sogenannte XR-Abteilung bei Tencent aber wohl nicht.
Zwar hat Tencent zig Milliarden in finanzieller Feuerkraft in der Hinterhand, aber der Stopp ist besser, als den Weg von Meta zu beschreiten und einen Großteil des verfügbaren Kapitals in ein Projekt zu stecken, bei dem Gewinne erst in zig Jahren winken – wenn überhaupt. Ohnehin hat sich Tencent bislang nicht als Hardware-Hersteller hervorgetan. Die laufende Korrektur-Bewegung bei der Tencent-Aktie in den vergangenen Tagen ist nach dem starken Anstieg zuvor normal. Die Aktie ist derzeit aber kein expliziter AKTIONÄR-Favorit.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.