Siemens kauft einen Minderheitsaktionär aus dem Windkraft-Unternehmen Siemens Gamesa heraus. Für rund 1,1 Milliarden Euro übernimmt der Münchner Konzern die 8,1 Prozent des spanischen Energiekonzerns Iberdrola, wie Siemens am Dienstagabend mitteilte. Der Anteil von Siemens steigt damit auf 67,1 Prozent, was dem Konzern eine Zweidrittelmehrheit in der Hauptversammlung sichert. Ein Übernahmeangebot für die restlichen Aktien ist nicht geplant.
Durch den Kauf der Iberdrola-Anteile löst Siemens eine Konstellation auf, die in der Vergangenheit mehrfach zu Ärger und sogar Prozessen geführt hatte. Iberdrola hatte bei der Fusion, aus der Siemens Gamesa entstanden war, zusätzliche Minderheitsrechte eingeräumt bekommen, über deren Auslegung es zu Streit gekommen war. Durch den Kauf verschönert Siemens nun die Mitgift für das neue Unternehmen Siemens Energy, das im Laufe des Jahres an die Börse gebracht werden soll und hauptsächlich aus der alten Siemens-Sparte Gas and Power und dem Anteil an Siemens Gamesa besteht.
Siemens Gamesa hatte zuletzt schwache Zahlen bekanntgegeben. Wegen Verzögerungen bei Projekten in Nordeuropa entstanden dem Joint Venture Sonderbelastungen in Höhe von 150 Millionen Euro. Das erste Geschäftsquartal schloss das Unternehmen mit einem Verlust von 174 Millionen Euro ab.
Am morgigen Mittwoch ist bei Siemens der Tag der Wahrheit. Der Industriekonzern legt seine Zahlen für das erste Quartal des gebrochenen Geschäftsjahres vor und hält zudem seine Hauptversammlung ab. Neben den Ergebnissen dürften auch die anhaltenden Proteste der Umweltaktivisten im Fokus bleiben. Ob die Zahlen frische Impulse liefern, erscheint nach den schwachen Vorgaben der Töchter Siemens Healthineers und Gamesa zumindest fraglich. Anleger sollten mit weiteren Käufen nun warten, ob eine neue Attacke auf das 52-Wochen-Hoch gelingt.
(Mit Material von dpa-AFX)