Europas größter Softwarehersteller SAP hat die Umsätze aus den Laufzeitverträgen in der Cloud plötzlich nötiger als gedacht: Während das Geschäft mit lukrativen Lizenzen einbricht, spielen die Software-Abos dem Konzern nun sogar stärker in die Karten als erhofft.
Im April musste SAP die eigenen Prognosen stutzen – das kennen Aktionäre der Walldorfer eigentlich nicht. Doch das erste Quartal ist bei SAP ohnehin das saisonal schwächste. Und schon mit den Eckdaten des zweiten Quartals erwiesen sich die Geschäfte als widerstandsfähiger, auch wenn die gewohnten Zuwachsraten noch nicht wieder erreicht werden konnten.
Zwar bremsten die transaktionsabhängigen Erlöse bei den Cloudangeboten Ariba, Fieldglass und Concur noch, weil die Wirtschaft angesichts der Beschränkungen rund um die Welt lahmte. Dennoch legten die Cloudumsätze insgesamt um rund ein Fünftel zu. Auch der Auftragsbestand in der Sparte ist um rund ein Fünftel gestiegen. Die Nachfrage nach digitalen Logistikketten, E-Commerce, der Cloudplattform und nach Lösungen der Marktforschungstochter Qualtrics sei weiterhin hoch.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 1,96 Milliarden Euro. Die operative Marge konnte ebenfalls klar um 1,8 Prozentpunkte auf 29,1 Prozent zulegen, weil der Umsatz nicht ganz so stark wie das Ergebnis um 2 Prozent auf 6,74 Milliarden Euro wuchs und SAP auf die Kostenbremse trat.
Starkes Cloud-Wachstum, Lizenzgeschäft schwächt sich weiter ab
Weil die stetiger fließenden Erlöse aus der Cloud und der Softwarewartung weiter wuchsen und die Lizenzerlöse einen erneuten Dämpfer erhielten, erhöhte sich der Anteil der wiederkehrenden Erlöse am Gesamtumsatz um 5 Prozentpunkte auf rund 73 Prozent. Der Umbau hin zu den besser planbaren Umsätzen zahlt sich damit in der Krise aus - sie sind quasi eine Versicherung gegen die stark konjunkturanfälligen IT-Ausgabenentscheidungen der Unternehmen.
Der Software-Riese aus Walldorf überzeugt aktuell sowohl durch fundamentale Stärke als auch durch strategisch kluge und weitsichtige Unternehmensausrichtung. Deswegen sieht DER AKTIONÄR beim SAP-Papier noch viel Luft nach oben. Anleger nutzen den kleinen Rücksetzer zum Einstieg, Investierte bleiben an Bord.
(Mit Material von dpa-AFX)
Der Autor Emil Jusifov hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: SAP.