Wie poliert man sein Image auf und lockt neue Kunden an? Indem man Netflix für ein Jahr verschenkt. Das dachte sich wohl die E.ON-Tochter „E wie einfach“, die seit heute (30. April) jedem Bestands- und Neukunden Netflix für ein Jahr bezahlt. Damit erhält Streamingriese Zugriff auf über 900.000 potenzielle Abonnenten. Das hat aber einen Beigeschmack.
Netflix hat bereits über 6,4 Millionen Abonnenten in Deutschland. Einige dürften davon aber schon "E wie einfach"-Kunden sein. Andere nutzen womöglich das Streaming-Angebot über das Profil eines Freundes. Im Schnitt teilt ein deutscher Netflix-Abonnent sein Konto mit zwei Freunden, die auch gleichzeitig den Service nutzen können. Das relativiert das Potenzial.
Deswegen könnte Netflix laut Produktchef Greg Peters bald andere Saiten aufziehen, um neue Abonnenten zu gewinnen. Peters hat Ende vergangenen Jahres das Teilen von Passwörtern als Hindernis beim Abo-Wachstum ausgemacht.
Durch die Aktion wird der Streamingriese neue Kunden in Deutschland gewinnen. Aber es ist keinesfalls sicher, dass diese nach dem kostenlosen Jahr auch Abonnent bleiben. Das Wachstumspotenzial solcher Partnerschaften dürfte in der hoch bewerteten Netflix-Aktie (2021er-KGV von 50) bereits eingepreist sein.
Eine Preiserhöhung der Netflix-Abos (11,99 Euro im Standard-Abo) ist durch den Kampfpreis von Disney+ (6,99 Euro) nicht realistisch. Außerdem hat Disney mit sieben Profilen (fünf bei Netflix) und vier gleichzeitigen Streams (zwei im Netflix-Standard-Abo) bewusst das Teilen der Zugangsdaten mit eingeplant. Wegen der Schlagkraft bevorzugt DER AKTIONÄR Walt Disney (2021er-KGV von 23) als langfristiges Investment.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.