Netflix soll in den nächsten fünf Jahren um 150 Millionen Abonnenten wachsen. Das meint zumindest Alan Gould, Analyst von Loop Capital. Deshalb bestätigt er seine Kaufempfehlung und erhöht das Kursziel für die Aktie von 490 Dollar auf 500 Dollar. Aktuell notiert die Aktie im US-Handel bei etwa 428 Dollar. Aber woher sollen diese ganzen neuen Abonnenten kommen?
„Auch nach Covid-19 sollte Netflix in der Lage sein, mindestens in den nächsten fünf Jahren um 30 Millionen Abonnenten pro Jahr zu wachsen,“ sagt Gould. Allerdings erwartet Netflix im zweiten Quartal selbst nur noch 7,5 Millionen neue Kunden (von 15,7 in Q1). Für das zweite Halbjahr warnte der Konzern nach den letzten Quartalszahlen schon jetzt vor schwächerem Wachstum. Viele hätten die Entscheidung für ein Abo durch die Lockdowns früher gefällt als erwartet. Auch der zunehmende Wettbewerbsdruck im Streamingmarkt, durch beispielsweise Disney+ (50 Millionen Abonnenten in sechs Monaten), erschwert die Kundengewinnung.
Außerdem rechnet der Analyst mit einem positiven freien Cashflow bis 2022. Bis 2025 soll Netflix seiner Meinung nach auch schuldenfrei sein. Aber allein 2019 hat der Konzern 14,2 Milliarden Dollar langfristige Verbindlichkeiten angehäuft und gibt jedes Jahr im Schnitt weitere 15 Milliarden Dollar für neue Produktionen aus. Der Verschuldungsgrad liegt bei sagenhaften 317 Prozent.
Zum Vergleich: Von 2015 bis 2019 stieg die Zahl der Abonnenten um 96 Millionen von 71 auf 167 Millionen. Im selben Zeitraum legte der Jahresumsatz von 6,8 um gute 13 Milliarden Dollar auf 20,2 Milliarden Dollar zu. Bei den nun angenommenen 150 Millionen neuen Abonnenten bis 2025 müsste Netflix in den kommenden fünf Jahren seinen Jahresumsatz erneut mehr als verdoppeln – durch die starke Konkurrenz und sich abschwächende Wirtschaft dank Corona eine Herausforderung.
Die Aktie von Netflix konsolidiert nach dem Erreichen eines neuen Allzeithochs bei 449,52 Dollar am 16. April und selbst dieser Wert ist noch 12 Prozent vom neuen Kursziel entfernt. Einerseits unterstützt der positive Cashflow durch die Produktionsstopps in Q1 die Erwartungen. Andererseits hat der Konzern vor kurzem erst eine Milliarde Dollar neue Schulden aufgenommen. So wird das auch vorerst weitergehen, um neue Inhalte produzieren zu können. Das und der harte Wettbewerb machen einen Schuldenabbau und starkes Wachstum vorerst unwahrscheinlich.
DER AKTIONÄR meint, dass steigende Abonnentenzahlen bei Netflix bereits eingepreist sind (2021er-KGV von 50). Dazu ist die Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von nur 23 Prozent schwach. Die Aktie ist auf diesem Niveau kein Kauf.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.