+++ Diese 15 Aktien starten jetzt erst durch +++
Foto: Shutterstock
21.04.2022 von Financial Times

Big Tech: Neues EU-Gesetz zum Schutz vor illegalen Inhalten

-%
Alphabet

Von Javier Espinoza
Financial Times
Übersetzung: Laura Markus

Die EU will am Freitag ein wichtiges Gesetz verabschieden, das die Big-Tech-Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Plattformen strenger auf illegale Inhalte zu kontrollieren. Es ist eine weitere Maßnahme der Aufsichtsbehörden, um die Macht der großen Technologiekonzerne einzuschränken.


Nutzer werden online oft aufgrund ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung angegriffen. Das Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act – DSA) soll dies nun verbieten.

Der DSA ist ein Gesetzespaket, das zum ersten Mal festlegt, wie Big-Tech-Unternehmen die Nutzer online schützen sollen. Nur einen Monat zuvor hatte die EU das Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act) verabschiedet. Damit treibt sie die umfassendste Gesetzesreform für die weltgrößten Tech-Unternehmen seit mehr als zwanzig Jahren weiter voran.

Der DSA sieht auch ein Verbot von sogenannten Dark Patterns vor. Dabei handelt es sich um manipulative Tricks, die Menschen dazu bringen, ungewollt auf Inhalte im Internet zu klicken.

Margrethe Vestager, die Vizepräsidentin für Digitalpolitik der EU, ist zuversichtlich, dass am Freitag ein Durchbruch erzielt wird. Sie erklärte, dass der DSA den Aufsichtsbehörden ermöglicht, so zu handeln, dass die Nutzer „sich sicher im Internet bewegen, Produkte kaufen und ihre Meinung äußern können“.

Foto: Shutterstock

Im Rahmen des Abkommens, das in Brüssel zwischen den Mitgliedstaaten, der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament vereinbart wird, werden neue Schutzmaßnahmen für Kinder ergriffen. Das heißt, dass Online-Plattformen wie YouTube oder TikTok ihre Geschäftsbedingungen so formulieren müssen, dass sie für Minderjährige verständlich sind. Unternehmen wie die Facebook-Muttergesellschaft Meta können nach den neuen Vorschriften nicht mehr gezielt Werbung für Minderjährige schalten.

„Der DSA zeigt, dass Online-Plattformen nicht machen können, was sie wollen, und dass sie nicht allein festlegen können, was die Nutzer sehen können und was nicht“, erklärte ein EU-Beamter, der an dem Gesetz mitarbeitet.

Die Regulierungsbehörden werden auch einen Notfallmechanismus einführen. Dadurch müssen die Plattformen offenlegen, welche Maßnahmen sie gegen Falschinformationen und Propaganda im Zusammenhang mit Corona und dem Krieg in der Ukraine ergreifen.

Mittelgroßen Plattformen wird wahrscheinlich eine Gnadenfrist gewährt, bis sie in der Lage sind, die neuen Vorschriften vollständig einzuhalten. Große Unternehmen wie Google und Amazon hingegen müssen die Bestimmungen umsetzen, sobald sie in Kraft treten.

Foto: Shutterstock

Die Big-Tech-Unternehmen werden die Aufsichtsgebühren finanzieren, um sicherzustellen, dass sie ihren Pflichten zur Überwachung des Internets nachkommen, heißt es aus Insiderkreisen.

Große Plattformen mit mindestens 45 Millionen Nutzern in der EU werden jährlich zwischen 20 und 30 Millionen Euro zahlen müssen. Unternehmen, die gegen die Vorschriften verstoßen, müssen mit Geldbußen von bis zu sechs Prozent ihres weltweiten Umsatzes rechnen.

Auch Suchmaschinen müssen sich an die neuen Regeln halten. Das heißt, dass Unternehmen wie Google die Risiken abschätzen und mindern müssen, wenn Nutzer Falschinformationen über ihre Suchplattform verbreiten.

Der EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat davor gewarnt, dass die Big Tech „zu groß geworden sind, um sich darum zu kümmern“.

Die Aufsichtsbehörden gehen zwar davon aus, dass am Freitag eine Einigung erzielt wird, doch einige warnten davor, dass sich der Zeitplan verschieben und der endgültige Beschluss in letzter Minute noch geändert werden könnte.

Im Europäischen Parlament gibt es nach wie vor Spannungen zwischen den Grünen, die einen stärkeren Schutz der Privatsphäre fordern, und den Liberalen, die sich für wirtschaftsfreundliche Regelungen einsetzen.

Aber Christel Schaldemose, eine EU-Abgeordnete, die die Debatte über den DSA anführt, sagte der Financial Times: „Jetzt ist der beste Zeitpunkt für eine Einigung“.

„Wir brauchen bessere Regeln und einen besseren Schutz für die Nutzer. Der DSA zieht die Plattformen für ihre Algorithmen zur Verantwortung, sie müssen eine Risikobewertung und Risikominderung vornehmen, um uns zu schützen“, sagte sie.

© The Financial Times Limited [2022]. Alle Rechte vorbehalten. FT und Financial Times sind Marken der Financial Times Limited. Der Inhalt darf nicht weiterverbreitet, kopiert oder in irgendeiner Weise verändert werden.

Die Börsenmedien AG ist allein für die Bereitstellung dieser Übersetzung verantwortlich. Die Financial Times Limited übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit oder die Qualität der Übersetzung.

Hinweis auf Interessenkonflikte:

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Alphabet - €
Meta Platforms - €
Apple - €
Microsoft - €

Buchtipp: Genesis: Der Beginn des KI-Zeitalters

In seinem letzten Buch erforscht Politik-Legende Henry Kissinger zusammen mit dem ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt und dem früheren Microsoft-Topmanager Craig Mundie die epochalen Herausforderungen und Chancen der Revolution der künstlichen Intelligenz. KI wird uns helfen, enorme Krisen zu bewältigen – vom Klimawandel über geo­poli­tische Konflikte bis hin zur Einkommensungleichheit. Aber sie bedroht auch unser unabhängiges Urteilsvermögen und unsere Handlungsfähigkeit. Dieses Buch zeichnet einen Weg jenseits von blindem Glauben und ungerechtfertigter Angst und skizziert eine wirksame Strategie, um das Zeitalter der KI zu meistern.

Genesis: Der Beginn des KI-Zeitalters

Autoren: Kissinger, Henry Schmidt, Eric Mundie, Craig
Seitenanzahl: 336
Erscheinungstermin: 15.05.2025
Format: Softcover
ISBN: 978-3-68932-008-9

Jetzt sichern Jetzt sichern