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02.10.2020 ‧ Adam Maliszewski

Grenke: Shortseller erklärt exklusiv: Noch mehr Details zu Betrugsvorwürfen

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Grenke

Viceroy Research kritisiert seit Wochen die Bilanzierung und die Franchisestruktur bei dem Grenke-Konzern aus Baden-Baden. Der Manager des Anlaysehauses, Fraser Perring, hatte unter anderem Teile des Geschäftsmodells von Grenke als Betrugskonstrukt bezeichnet, die Badener würden falsche Zahlen ausweisen. Der Brite zählt zu den Shortsellern der Grenke-Aktie. Grenke wehrte sich gegen die Betrugsvorwürfe und versprach Aufklärung. Seit dem Aufflammen der Diskussion befindet sich die Grenke-Aktie auf Talfahrt, der AKTIONÄR berichtete mehrfach. Nun liegen dem AKTIONÄR mehr Details und Ausführungen der Viceroy-Argumente vor.

Aufgrund von Unterlagen, die erstmalig dem AKTIONÄR heute vorgelegt wurden spricht Viceroy Research von Betrug durch Grenke und seine Geschäftspartner, den Werbevermarktern Viewble Media und Rhino Media, an britischen und irischen Vertragspartnern. Die Einzelhändler und teilweise auch Start-ups hatten mit Viewble und Rhino Verträge über Leasingprodukte von Grenke geschlossen, als Sahnehäubchen wurden ihnen Webeflächen- und schalten in den Webauftritten von Viewble Media und Rhino Media vertraglich zugesichert – völlig kostenfrei. 

Als die Vergütungen seitens Viewble Media an diese Kunden ab dem Herbst 2018 abrupt endeten, und die britische Firma insolvent wurde, war der Aufschrei groß; sie blieben auf den Kosten des Leasingvertrages mit Grenke sitzen. Großteil der Kunden warte immer noch auf Entschädigung, so Viceroy.

Grenke (WKN: A161N3)

In der Abwicklung wurden die Produkte von Viewble Media und Rhino Media bevorzugt durch den Broker Vission Asset Finance vermittelt. Hier sieht Viceroy die personale Union zwischen dem Vision Finance Mangement und der internen Sales Abteilung bei Grenke Northern Ireland. Das Analysehaus Viceroy behauptet, beide Firmen standen letztendlich unter voller Kontrolle von Grenke-Mitarbeitern, in konkreten Fall der Eheleute Jonathan und Sarah Launchbury. Das liegt nahe, dass die Konzernzentrale in die Roundtripping-Aktivitäten eingeweiht gewesen sei, in jedem Falle aber Kenntnis über falschgemeldete Umsatz- und Ertragszahlen hatte. Fraser Perring stellt damit durch den Grenke-Vorstand zugesagte „straffe Compliance-System“ abermals in Frage.

Gleichzeitig hebt Viceroy in den dem AKTIONÄR vorliegenden Ausführungen hervor, dass nach seinen Erkenntnissen, Grenke die Kontrolle über die „Scams“ Viewble und Rhino verloren hatte, und gegen elementare Bestimmungen der Geldwäsche-Richtlinien und des KYC (Know-Your-Customer-Prinzip) verstoßen habe. Ferner insistiert Viceroy eindringlich, dass die Franchisefirmen, die Grenke übernommen hatte (gemeint ist die Mutter der CTP Handels- und Beteiligungs GmbH, Sacoma) heftige Verluste verursachen, die in der Bilanz in Baden-Baden jedoch versteckt würden!

Seit Freitag steht Grenke nun auch im Fokus der Financial Intelligence Unit (FIU), der Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls, meldet das Handelsblatt. Das Wirtschaftsmagazin beruft sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage. Die FIU reagiere damit auf die Vorwürfe des Analysehauses Viceroy Research.

„Wir suchen unsere Aktien, die wir shorten, grundsätzlich nach dem gleichen Muster aus: Unternehmen, die durch (auch ansatzweise) betrügerische Handlungen, mangelnde interne Aufsicht und Managementversagen auffällig werden, kommen auf unsere Verkaufsliste“ sagte Fraser Perring jüngst zu AKTIONÄR TV.

Sollten sich die Vorwürfe der koordinierten Bilanzfälschung und des organisierten Roundtripping von Umsätzen bestätigen, dann ist mit Grenke nach Wirecard ein weiterer deutscher Konzern in einen Skandal geschliddert, aus dem es kein Entkommen gibt. Die Grenke-Aktie stand vor der Short-Attacke nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR und sie steht dort auch nach dem Kurseinbruch nicht drauf.

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