Nach der EZB ist vor der Fed: In der neuen Woche steht der Zinsentscheid der US-Notenbank im Fokus. Auch England, Japan und die Schweiz entscheiden über ihre Leitzinsen. DAX-Anleger dürften in der neuen Handelswoche hin und her gerissen sein. Ein erneuter Angriff auf die 16.000er-Marke ist ähnlich wahrscheinlich wie ein erneuter Abtaucher. Der Wochenausblick.
Mit den schwächeren US-Börsen ist am Freitag auch im Frankfurter Aktienhandel die jüngste Euphorie etwas verblasst. Die Hoffnung vom Donnerstag, als die Europäische Zentralbank mit der Zinserhöhung wohl am Ende des Zinserhöhungszyklus angelangt ist, hatte sich zunächst nochmals positiv ausgewirkt. Nahe der 16.000-Punkte-Marke war dann am 'Hexensabbat' aber Schluss für den DAX, denn starke Wirtschaftsdaten aus den USA dämpften die Stimmung wieder ein wenig.
Nach einem starken Start ging der DAX letztlich bei 15.893 Punkten ins Wochenende. Auf Wochensicht steht beim deutschen Leitindex aber ein Plus von knapp einem Prozent zu Buche. Die 50-Tage-Linie (bei 15.917 Punkten) wurde im Tagesverlauf zwar überwunden, konnte aber nicht gehalten werden.
Jahresendspurt voraus?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag starke Signale gesendet, dass sie tatsächlich am Ende ihrer Zinsanhebungen angelangt sein könnte. "Der Gipfel ist erreicht, nun ist es an der Zeit, die Aussicht zu genießen", schrieb Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. An den Kapitalmärkten wurde dies mit Erleichterung aufgenommen. Die Expertin sieht "gute Chancen für einen Jahresendspurt". Das aus fundamentaler Sicht stärkste Argument für deutsche Aktien sei die ausgesprochen moderate Bewertung.
Geht es nach dem Baader-Bank-Experten Robert Halver, verliert Geldpolitik derzeit international ihren Aufreger-Status. Er verweist darauf, dass an den Märkten damit gerechnet werde, dass auch die US-Notenbank mit ihren Zinsanhebungen fertig ist. Allerdings dürfte sie wie die EZB ihre "verbale Zinsdrohkulisse" zunächst aufrechterhalten, um Inflationserwartungen zu begrenzen, erwartet der Experte.
LBBW ist vorsichtiger
Auch die LBBW geht davon aus, dass die Fed am Mittwoch "eher abwarten" wird. Als entscheidend gilt neuerdings vor allem, wie lange eine Leitzins-Plateau-Phase anhält. Sollte diese länger dauern als bislang erwartet, wäre dies "für die Aktienmärkte wohl eine Bürde", schrieben die Experten der in Stuttgart ansässigen Landesbank.
Immer häufiger warnen Experten-Stimmen auch vor den konjunkturellen Auswirkungen der hohen Zinsen. Die LBBW etwa erwähnte, dass die EZB ihre Projektionen für das Wirtschaftswachstum deutlich stutzte und Finanzmarktteilnehmer die wirtschaftliche Lage in Deutschland so negativ beurteilen wie letztmals vor drei Jahren, als die Corona-Pandemie noch das große Thema war. Mehr Anhaltspunkte für die Lage in Deutschland dürfte der Ifo-Index liefern, der allerdings erst in der Woche darauf veröffentlicht wird.
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Weitere Konsolidierung?
Am Freitag allerdings werden Einkaufsmanager-Indizes aus der Eurozone erwartet, die laut der Commerzbank ein Rezessions-Szenario bestätigen dürften. "Wir erwarten, dass der Einkaufsmanagerindex aufgrund der schwachen Inlandsnachfrage und der impulslosen Außenwirtschaft auch für den September auf einem Rezessionsniveau verharren wird", schrieb der Investment-Chef des Frankfurter Geldhauses, Thorsten Weinelt. Er erwartet daher eine Fortsetzung der Konsolidierung am Aktienmarkt.
Abgesehen vom Fed-Entscheid am Mittwoch (20 Uhr deutscher Zeit) hat die Agenda weitere relevante Zinsentscheidungen zu bieten. Am Donnerstag sind die Bank of England und die Schweizerische Notenbank zu nennen und am Freitag die Bank of Japan. In Großbritannien erwartet die Commerzbank nochmals eine Leitzinserhöhung.
In Japan allerdings droht laut dem Baader-Experten Halver "kein radikaler Bruch mit der grundsätzlich ultralockeren Geldpolitik". Damit bleibt die Bank of Japan im internationalen Kontext ein Exot. Sie werde ihre Funktion" als einer der wichtigsten Liquiditätsschleudern der Welt" weiter ausüben.
Kaum Unternehmens-Termine
Für den deutschen Leitindex DAX bedeutet all dies, dass Anleger auf absehbare Zeit wohl weiter nach Impulsen suchen müssen, um die Spanne der vergangenen Wochen zu verlassen. Große Widerstände erwarten Experten bei der psychologisch wichtigen Marke von 16.000 Punkten sowie dem knapp darüber liegenden Zwischenhoch von Ende August. Sollten diese Schwellen passiert werden, könnte indes der im Juli aufgestellte Rekord von knapp 16.529 Punkten wieder ins Blickfeld rücken.
Impulse auf Unternehmensseite sind in der kommenden Woche auch rar. Abgesehen von Quartalszahlen des Software-Anbieters SUSE und dem Kapitalmarkttag des Brennstoffzellen-Anbieters SFC Energy ist die Agenda hierzulande dünn. Die Resultate des US-Konzerns FedEx könnten im Wochenverlauf relevant werden für den hiesigen Konkurrenten DHL Group. (Mit Material von dpa-AFX)
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