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05.06.2022 Martin Mrowka

Wochenausblick: Hilft die EZB dem DAX über den Chart-Widerstand?

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DAX

Nach den jüngsten Stabilisierungsversuchen am deutschen Aktienmarkt wird die EZB wohl ein Wörtchen mitreden. Auf der Sitzung am Donnerstag dürfte Christine Lagarde die Einstellung der Nettoanleihekäufe der EZB verkünden. Und Hinweise auf eine erste Erhöhung der Leitzinsen geben. Die Börsenwoche beginnt übrigens bereits am Pfingstmontag. Der Wochenausblick. 

Starke Jobdaten aus den USA bremsten international am Freitag das Interesse der Anleger an Aktien. Der deutsche Leitindex DAX drehte erneut nahe der Marke von 14.600 Punkten nach unten ab (siehe Chart) und schloss die Woche bei 14.460 Punkten kaum verändert zum Vorwochenfreitag. Der MDAX ging bei 30.224 Punkten ins Wochenende, verbesserte sich damit im Wochenverlauf jedoch um 1,6 Prozent.

DAX (WKN: 846900)

Laut der Landesbank Baden-Württemberg war eine vor einigen Wochen noch sehr hohe Skepsis der Nährboden für die jüngste Erholung, die jedoch "auf tönernen Füßen" stehe. "Das Umfeld bleibt weiterhin herausfordernd, wie etwa die jüngsten Inflationsdaten für Deutschland und den Euroraum einmal mehr belegten", hoben die Experten hervor. Nicht zuletzt schwebe auch das Damoklesschwert einer Gaskrise weiterhin über Europa, die hiesige Industriekonzerne schwer treffen würde.

Chefvolkswirt bleibt zuversichtlich

"Sofern es kurzfristig nicht zu weiteren Eskalationen im Zuge des Ukraine-Krieges und beispielsweise einem kompletten Gas-Lieferstopps Russlands nach Europa kommt, dürfte sich die Erholungstendenz der Aktienmärkte und des Euro aufgrund der im Vergleich zu den Vorwochen etwas optimistischeren Aussichten fortsetzen", gibt sich der Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel, Carsten Mumm, aber zuversichtlich. Charttechnisch wurden zuletzt mittelfristige Indikatorlinien überschritten, als nächste Hürde bleiben nun die gleitenden 200-Tage-Durchschnitte mit längerfristiger Relevanz.

Was kann die Inflation bremsen, wie hoch steigen die Zinsen und wie wirkt sich all dies auf die Wirtschaft aus? Dies sind die zentralen Fragen, die sich Anleger wohl noch längere Zeit stellen werden. Um Antworten zu bekommen, dürften sie am Donnerstag jedes Wort von EZB-Chefin Christine Lagarde auf die Goldwaage legen.

Falken gegen Tauben

"Anders als der amerikanischen Notenbank Fed ist es der EZB bislang nicht gelungen, ihren Weg der Inflationsbekämpfung eindeutig zu kommunizieren. Falken und Tauben im EZB-Rat scheinen hier noch um den richtigen Weg zu ringen", gibt sich Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) kritisch. Die sogenannten Falken sprechen sich im Zweifel für eine striktere Geldpolitik aus, während die sogenannten Tauben eher für eine lockere Gangart plädieren.

Laut dem Ökonomen Pietro Baffico von der Investmentgesellschaft Abrdn ist davon auszugehen, dass die Europäische Zentralbank zunächst ein frühzeitiges Ende der Netto-Wertpapierkäufe beschließen wird, bevor dann im Juli der Ausstieg aus der Negativzinspolitik beginnt. "Aber angesichts der unterschiedlichen Auffassungen innerhalb des EZB-Rats ist möglicherweise noch nicht klar, wie schnell die Politik angepasst wird", ergänzte Baffico. "Die unterschiedlichen Auffassungen, eine sich verlangsamende Wirtschaft und die Flexibilität der EZB werden wahrscheinlich zu mehr Marktvolatilität führen."

US-Verbraucherpreise am Freitag

Wenn die Europäische Zentralbank am Donnerstag entschieden hat, folgt am Freitag das nächste besonders wichtige Ereignis mit den aktuellen Zahlen zur Entwicklung der Verbraucherpreise in den USA. "Die anstehenden Verbraucherpreisdaten für den Mai werden zeigen, dass die Inflation weiter unangenehm hoch ist", erwartet die Helaba-Expertin Windt. Sie prognostiziert einen Preisanstieg um 8,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Der Preisdruck sei damit weiterhin problematisch hoch und so sei auch die US-Notenbank Fed weiter unter Handlungsdruck.

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Abseits des Problem-Dreiecks Inflation, Zinsen und Konjunktur richten sich bange Blicke weiterhin nach China. Gleich am Montag wird dort der PMI-Index Dienste des Wirtschaftsdienstes Caixin veröffentlicht.

Zudem steht in China die wieder aufgeflammte Pandemie im Fokus. Zuletzt hatte es Hoffnung gemacht, dass in Shanghai und anderen international bedeutenden Wirtschaftsmetropolen die andauernden Corona-Lockdowns etwas gelockert werden konnten. Sollte diese Tendenz anhalten, würden Experten dies positiv für die derzeit massiv gestörten globalen Lieferketten bewerten.

Am Pfingstmontag bleiben die Börsen in Dänemark, Norwegen, Schweden, Österreich und Schweiz Börsen geschlossen, in Deutschland wird am Feiertag jedoch gehandelt.

Wenig Unternehmens-News

Unternehmensseitig hat die Agenda abgesehen von diversen Hauptversammlungen in den kommenden Tagen relativ wenig zu bieten. Wegen aktueller interner Probleme könnte es am Donnerstag auf dem Aktionärstreffen der DWS Group etwas turbulenter zugehen. Die Fondstochter der Deutschen Bank ist ins Visier der Justiz geraten und bekommt nach der Veranstaltung einen neuen Chef (DER AKTIONÄR berichtete). (Mit Material von dpa-AFX)


In der vergangenen Woche standen ansonsten folgende Artikel im besonderen Fokus der Leser auf www.deraktionaer.de:

DER AKTIONÄR Nr. 23/22
Neue Chancen im neuen AKTIONÄR!

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