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31.05.2022 Lars Friedrich

Gazprom fliegt von der Börse! Rosneft und Co: Chaos bei Russland-Aktien

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Gazprom

Anleger mit Anteilen russischer Unternehmen im Depot müssen sich auf weitere Probleme einstellen. Dabei geht es längst nicht nur um die direkten Auswirkungen von Sanktionen und Gegensanktionen zwischen Russland und westlichen Staaten auf operative Geschäfte. Auch die Bedingungen für den Handel an den Börsen ändern sich.

Der Handel an der Börse in Moskau ist bekanntlich eingeschränkt. Verkäufe wurden in den vergangenen Monaten teilweise verboten. Viele Anleger haben ohnehin die Hinterlegungsscheine von Gazprom und Co im Depot (ADRs =  American Depositary Receipts, GDRs = Global Depositary Receipts). Diese werden an westlichen Börsen gehandelt.

Allerdings wurde nach Kriegsbeginn der Handel an westlichen Börsen ausgesetzt. Seit April gilt zudem ein russisches Gesetz, wonach heimische Unternehmen ihre Hinterlegungsscheine von ausländischen Börsen delisten und in Aktien umwandeln müssen. So soll der Handel nach Russland verlagert und westlicher Kontrolle entzogen werden.

Die betroffenen Unternehmen können Ausnahmegenehmigungen beantragen. Gazprom wurde eine solche allerdings verweigert. Der Handel in London wurde heute endgültig eingestellt. Betroffen: PJSC Gazprom Standard GDRs (ISIN: US3682872078 und ISIN: US3682871088). Damit wird Gazprom nur noch in Form der Moskauer Aktien gehandelt.

Nornickel wiederum hat eine Ausnahmegenehmigung bekommen und darf demnach von russischer Seite grundsätzlich weiter im Ausland seine Hinterlegungsscheine handeln lassen.

Die Situation ist kaum noch zu überblicken. Im Zweifel müssen Anleger bei ihren Brokern für jede Einzelposition eine Anfrage stellen. So kann es beispielsweise zu Umtauschangeboten kommen. Sollte der Broker aber keinen Handel in Russland anbieten, könnten auch Zwangsverkäufe bestehender Positionen drohen.

Drohende Enteignung bei Rosneft, Lieferstopp bei Gazprom

JPMorgan hat Mitte Mai aufgehört als Verwalter der Rosneft-GDRs aufzutreten. Und BPs Rosneft-Anteil wird wohl vom russischen Staat beschlagnahmt. Das bedeutet praktisch Enteignung.

Unterdessen hat Gazprom heute den Stopp seiner Lieferungen in die Niederlande bestätigt, weil das dortige Unternehmen Gasterra nicht in Rubel zahlt. Gasterra hatte seine Weigerung damit begründet, anderenfalls womöglich gegen Sanktionen zu verstoßen. Zudem gebe es finanzielle und operative Risiken. Gasterra hat nach eigenen Angaben bereits für Ersatz für die ausgefallenen Gas-Lieferungen gesorgt. An Gasterra ist unter anderem Shell beteiligt.

Während das Risiko für Anleger bei westlichen (Öl-)Aktien einigermaßen überschaubar ist, bleibt die Situation für Inhaber russischer Unternehmensanteile äußert komplex und kaum überschaubar. DER AKTIONÄR hat bereits seit Kriegsbeginn vom Zock mit Russland-Aktien abgeraten.

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Norilsk Nickel.

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