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15.01.2023 Martin Mrowka

Wochenausblick DAX: Wird die Berichtssaison die unheimliche Aktien-Rally stoppen?

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DAX

Die Konjunktur in den Industrienationen erweist sich als stärker als gedacht. Trotz Krieg, Inflation und Zinserhöhungen scheint ein großer Einbruch auszubleiben. Auch die lange befürchtete Rezession wird wohl nur ein Rezessiönchen. Viel wird von den bevorstehenden Quartalszahlen der Unternehmen abhängen. Der Wochenausblick.

Die sinkenden Inflations- und Zinsgefahren gelten an den Börsen zunächst als eingepreist. Der DAX reagierte darauf, indem er in der abgelaufenen Woche erstmals seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine im Februar 2022 wieder über die runde Marke von 15.000 Zählern kletterte. Zum Vergleich: Ende September stand er noch unter 12.000 Punkten. Seitdem stieg der deutsche Leitindex um 26 Prozent!

Am Freitag konnten selbst tendenziell schwächer als erwartet ausgefallene Quartalszahlen von US-Banken sowie der Auftrieb bei den US-Importpreisen dem DAX nichts anhaben. Er schloss bei 15.086 Punkten. Nachbörslich ging es mit der freundlichen Wall Street noch weiter aufwärts. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen bei 15.150 Punkten.

Die Bilanz für die zweite Börsenwoche des Jahres fällt mit plus 3,3 Prozent im Xetra-Handel erneut sehr erfreulich aus. Seit Jahresanfang hat der DAX nun schon 8,4 Prozent gewonnen und stellt damit die meist taktgebenden US-Börsen in den Schatten. Eine Verschnaufpause täte dem Markt gut.

DAX (WKN: 846900)

In der neuen Börsenwoche dürften nun erste Quartalszahlen von Unternehmen stärker in den Fokus der Investoren rücken und Konjunkturdaten etwas in den Hintergrund drängen. Nachdem der Inflationsdruck jüngst, so wie von Marktteilnehmern erhofft, weiter nachgelassen hat, und dadurch die Sorgen vor stärker steigenden Zinsen gemildert wurden, wird es nun darauf ankommen, ob die Geschäftszahlen der Unternehmen die Anleger überzeugen.

Weitere Quartalszahlen aus den USA 

Die Berichtssaison in den USA ist mittlerweile angelaufen – mit ersten, etwas enttäuschenden Unternehmenszahlen aus dem Finanzsektor. Nach dem Martin-Luther-King-Day am Montag (Wall Street geschlossen) stehen am Dienstag mit Goldman Sachs und Morgan Stanley weitere Banken mit Quartalszahlen im Blick.

Am Donnerstag nach US-Börsenschluss verspricht auch der Geschäftsbericht des Streaming-Dienstes Netflix  Spannung. Hier dürften die Anleger besonders auf die Abonnenten-Zahlen achten, die als Indikator für das Konsumverhalten der Amerikaner ebenso interessant sind wie die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Daten aus dem US-Einzelhandel.

Auch Konjunkturdaten im Blick 

Laut der Commerzbank dürften die Einzelhandels-Umsätze in den USA im Dezember vermutlich deutlich gesunken sein, allerdings hauptsächlich wegen der niedrigeren Benzinpreise. Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, zeigen zur Wochenmitte weitere Daten, etwa zur Industrieproduktion. Auch die Erzeugerpreise stehen am Mittwoch auf dem Programm, welche tendenziell die Verbraucherpreise beeinflussen, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet.

Die deutlichen Zinsanhebungen der Fed könnten allmählich ihre Spuren in der Wirtschaft hinterlassen, wenngleich sich der Arbeitsmarkt noch immer in robuster Verfassung zeigt.

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Neben den US-Daten haben Konjunkturdaten aus China das Potenzial, die Märkte zu bewegen. Auf der Agenda stehen am Dienstag das Wirtschaftswachstum, die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion im Reich der Mitte. In den Daten sollte sich die rigorose Covid-Politik Chinas widerspiegeln, schrieben die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Die Null-Covid-Strategie wurde von der chinesischen Regierung inzwischen aber beendet, die Wiedereröffnung des Landes war für die jüngsten Kursgewinne an den Börsen mit entscheidend.

Positive Überraschungen bei Q4-Zahlen?

Marktteilnehmer sind sich einig, dass die Entwicklung der Unternehmen im Schlussquartal die weitere Richtung am Aktienmarkt in den nächsten Wochen wieder stärker bestimmen wird. Positive Überraschungen könnten dabei der nächste Treiber für die Rally am Aktienmarkt sein, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Doch ausgemacht ist das längst nicht: So müssten die Unternehmen auch berichten, wie sie ihre Gewinne durch die Inflation und die schwächere Konjunktur beeinträchtigt sehen, hieß es etwa bei der DekaBank. Bei den Bewertungen der einzelnen DAX-Unternehmen sieht die Commerzbank bis auf einige Ausnahmen, etwa Versicherer, derzeit keine Übertreibungen.

Linde vor dem Delisting

Am Donnerstag legt in Deutschland der Software-Anbieter Suse aus dem Nebenwerte-Index SDAX Quartalszahlen vor. In der Schweiz steht die Online-Apotheke Zur Rose mit Umsatz-Kennziffern im Blick, welche den Kurs des deutschen Konkurrenten Shop Apotheke Europe bewegen könnten.

Am Mittwoch-Nachmittag hält Linde plc eine außerordentliche Hauptversammlung ab, auf der über den Rückzug vom Deutschlands Börsen abgestimmt wird. Ungeachtet des wahrscheinlichen Delisting hat die Schweizer Großbank UBS das Kursziel für Linde von 350 auf 375 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Die Zahlen zum vierten Quartal dürften besser als erwartet ausfallen, so die Analysten.  (Mit Material von dpa-AFX)


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