Wochenausblick: DAX sucht seinen Weg zwischen Hoffen und Bangen

Wochenausblick: DAX sucht seinen Weg zwischen Hoffen und Bangen
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Martin Mrowka 18.08.2024 Martin Mrowka

Die Sorgen vor einer US-Rezession, die auch am deutschen Aktienmarkt für Turbulenzen sorgten, sind in den Hintergrund gerückt. Doch trotz der jüngsten Erholung bleibt eine gewisse Skepsis. Zu schnell seien die Indizes gestiegen, eine Verschnaufpause könnte anstehen. Nach dem Ende der Berichtssaison sucht der Markt nach neuen Impulsen. – Der Wochenausblick.

Längst hat der deutsche Leitindex DAX die Schwächephase zu Monatsbeginn überwunden und ist auf bestem Weg zu seinem bisherigen Rekordhoch bei 18.892 Punkte. Am Freitag schloss der DAX aufgrund nachlassender Rezessionssorgen in den USA bei 18.322 Punkten und verbuchte damit den neunten Gewinntag in Serie. Zudem erreichte er mit plus 3,4 Prozent den größten Wochengewinn seit Mai. Seit dem Zwischenverlaufstief bei 17.020 Punkten hat der DAX damit 1.300 Punkte aufgeholt.

Auch in den USA ist die Unsicherheit zumindest aktuell verflogen. Der US-Aktienmarkt hat am Freitag an seine jüngsten Gewinne angeknüpft und weiter zugelegt. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg am Freitag auf 40.659 Punkte und schaffte mit einem Wochen-Plus von 2,94 Prozent den größten Wochengewinn des Jahres. 

Denn nach dem Kurseinbruch von Anfang August zeigte sich die Wirtschaft zuletzt widerstandsfähig. Aktuelle Konjunkturdaten änderten nicht viel an diesem optimistischen Bild. So enttäuschten zwar die Baugenehmigungen und die Baubeginne im Juli. Das von der Universität Michigan erhobenen Konsumklima für August aber überraschte positiv.

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DAX (WKN: 846900)

Die Börsen präsentieren sich damit so launisch wie das Wetter, das in den vergangenen Wochen zwischen Gewitter und strahlendem Sonnenschein schwankte. Die Gründe für den raschen Wechsel sind die Weltkonjunktur im Allgemeinen und die US-Wirtschaft im Besonderen. Trieb deren Entwicklung den Marktteilnehmern kürzlich noch die Sorgenfalten auf die Stirn, ist nun Zagen der Hoffnung gewichen.

"Die zuletzt veröffentlichten Daten schoben die Sorgenwolken rund um die US-Konjunktur beiseite", schreibt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einem Kommentar. Fast schon euphorisch wurden zuletzt jegliche Signale aufgenommen, dass die US-Wirtschaft nicht in die Rezession abdriftet und die Inflation nachlässt. Zunächst hätten Preisdaten gezeigt, dass der Trend bezüglich des Rückgangs der Inflationsrate intakt sei, heißt es dazu von LBBW. Dann hätten die US-Konsumenten einmal mehr bewiesen, dass auf sie Verlass ist.

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Hohe Bewertungen mahnen zur Vorsicht

Doch ist damit wirklich schon wieder eitel Sonnenschein angesagt? Nicht ganz. Denn wie eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, läuten ein paar Konjunkturdaten noch keine Hausse ein. Die Experten der LBBW betonen, dass lediglich die Ausgangslage vor dem Kurseinbruch wieder hergestellt sei – und damit eine ganze Reihe ungelöster Fragen weiterhin bestehe. "Die hohen Bewertungen in den USA mahnen zur Vorsicht, der US-Wahlkampf bringt Unsicherheit, geopolitische Risiken sind besonders hoch, und die Konjunktur im Euroraum, vor allem in Deutschland lahmt", so die Experten. Hinzu komme die für den Aktienmarkt traditionell ungünstige saisonale Phase.

Auch Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, rät zur Vorsicht: "Trotz der zuletzt günstigen Signale bewegt sich die Kerninflation in den USA, die besonders die Preisdynamik bei Dienstleistungen abbildet, hartnäckig über der Drei-Prozent-Schwelle". Daher gelte der Blick in der kommenden Woche besonders den anstehenden Konjunkturdaten und dem Treffen von Zentralbankern in Jackson Hole. "Notenbanker und Ökonomen aus aller Welt kommen dort zusammen, um ihre Einschätzungen zur weiteren geldpolitischen Entwicklung zu präsentieren", schrieb Kater.

Auch die Einkaufsmanager-Indizes für den Euroraum am Donnerstag könnten Akzente setzen. Angesichts der jüngsten Frühindikatoren sollte die Erwartungen an die Daten nicht zu hoch angesetzt werden, warnt Kater: "Die Industrie fällt als Wachstumsmotor weiterhin aus und der gut laufende Dienstleistungssektor reicht für eine hohe Konjunkturdynamik alleine nicht aus."

Wichtige DAX-Marke im Fokus

Der DAX könnte daher mit seiner jüngsten Erholung das Potenzial weitgehend ausgeschöpft haben. Dies gilt um so mehr, als der Index die entscheidende Hürde noch nicht übersprungen hat. "Eine besondere Bedeutung kann im DAX nun dem Widerstand bei 18.600 Punkten beigemessen werden", heißt es vom Handelshaus CMC Markets. "Dort begann der ganze Spuk, der den Index in der Spitze um über 1.500 Punkte einbrechen ließ."

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, gibt zu bedenken, dass die Skepsis ein gutes Zeichen sei "für alle, die auf einen weiteren Anstieg der Kurse setzen." Denn die Pessimisten müssten irgendwann einen Punkt zum Wiedereinstieg finden. "Umso höher die Kurse jetzt steigen, desto größer wird die Sogwirkung, weil mehr und mehr Anleger Angst bekommen, die Rally zu verpassen."

Sollte es gelingen, die 18.600er-Marke zu überwinden, würde sich die technische Lage weiter merklich aufhellen. Angesichts der bestehenden Risiken sollten Anleger aber auch das gegenteilige Szenario im Kopf behalten. "Übertriebener Optimismus könnte wieder in eine Korrekturwelle führen, wie sie gerade über die Aktienmärkte geschwappt ist", so Kater.

Die Berichtssaison ist derweil zu Ende, nur noch ein paar Nachzügler melden noch (endgültige) Quartals- oder Halbjahres-Zahlen, etwa CTS Eventim, DocMorris und Zoom Video Communications.

(Mit Material von dpa-AFX) 

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