78 mal konnte man sich in den USA seit 1960 auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen. Eine 79. Einigung steht nun bevor. Am Samstag hat sich die US-Regierung mit den Republikanern im Kongress auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze verständigt. Den Aktienmärkten dürfte das frischen Rückenwind geben. Am Freitag steht zudem der neue US-Arbeitsmarktbericht im Fokus. Der Wochenausblick.
Im US-Schuldenstreit haben Präsident Joe Biden und der Republikaner Kevin McCarthy einen Durchbruch erzielt und einen Zahlungsausfall der größten Volkswirtschaft der Welt voraussichtlich abgewendet. Im Laufe der nächsten Tage würden die Verhandlungsteams den Gesetzestext fertigstellen, eine Abstimmung im Repräsentantenhaus ist für Mittwoch vorgesehen.
Der Entwurf muss so schnell wie möglich in beiden Kammern des Kongresses verabschiedet und vom Präsidenten unterzeichnet werden, damit ein drohender Zahlungsausfall der US-Regierung tatsächlich abgewendet wird.
Weekend-DAX mit Aufschlag
An den internationalen Börsen dürfte die Einigung mit Erleichterung aufgenommen werden. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Vormittag bereits bei 16.050 Punkten.
Am Freitag hatte die Hoffnung auf eine baldige Einigung im US-Schuldenstreit dem DAX bereits einen versöhnlichen Wochenausklang beschert. Der Leitindex schloss mit einem Tagesplus von 1,2 Prozent bei 15.984 Punkten, womit er seinen Wochenverlust auf 1,8 Prozent eindämmte. Am vergangenen Freitag hatte er mit 16.331 Punkten noch ein Rekordhoch erreicht.
Am kommenden Freitag steht mit dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht das zweite wichtige Wochenereignis auf der Agenda – er ist ein entscheidender Faktor für die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Laut dem Protokoll zur jüngsten Zinssitzung von Anfang Mai zeichnet sich derzeit kein eindeutiger geldpolitischer Kurs ab.
Auswirkungen auf US-Geldpolitik
Um so wichtiger dürften die Einigung auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze sowie die US-Beschäftigungsentwicklung für die nächste Zinssitzung Mitte Juni werden. Angesichts der deutlichen geldpolitischen Straffung seit März 2022 im Kampf gegen die Inflation rechnen Beobachter derzeit am ehesten mit einer Zinspause.
Wegen des steilen Anstiegs der Zinsen machen schon seit längerem Befürchtungen die Runde, die US-Wirtschaft könnte in diesem Jahr in eine Rezession abgleiten. Noch vor wenigen Wochen hatten zudem Marktturbulenzen durch die Probleme mehrerer US-Spezial- und Regionalbanken infolge der hohen Zinsen die Anleger beunruhigt. Diese waren nach Europa übergeschwappt und hatten die Schweizer Großbank Credit Suisse in den Abgrund gezogen.
Auch diesseits des Atlantik gibt die Konjunktur genug Grund zur Sorge. So war jüngst bekannt geworden, dass die größte europäische Volkswirtschaft Deutschland im ersten Quartal überraschend in die technische Rezession gerutscht ist.
Erneuter Ausbruch aus Seitwärts-Bewegung?
Wegen der Verunsicherung über die hartnäckige Teuerung und die konjunkturellen Rahmenbedingungen seien die Kapitalmärkte schon seit geraumer Zeit in einer breiten Seitwärtsbewegung gefangen, rief Claudia Windt von der Landesbank Helaba in Erinnerung. Dies zeigt sich auch beim DAX, der nach einer kurzen Stärkephase und dem daraus resultierenden Rekordhoch schnell wieder in die Handelsspanne der vergangenen Wochen abgerutscht ist. Eine schnelle Einigung im Schuldenstreit dürfte den Aktienmärkten neuen Rückenwind verleihen.
Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sieht es nicht viel anders aus – nur ist dieser im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant noch weit von einer neuen Bestmarke entfernt. Dementsprechend dürften außer dem US-Arbeitsmarktbericht einige weitere Konjunkturdaten einen Blick wert sein.
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Die neue Woche beginnt – abgesehen von der Einigung im US-Schuldenstreit – wohl eher gemächlich: Am deutschen Aktienmarkt wird am Pfingstmontag zwar gehandelt, an etlichen anderen Börsen aber nicht. So feiern unter anderem New York (Memorial Day) und London ein verlängertes Wochenende, und auch wichtige Konjunkturdaten und Unternehmenstermine stehen nicht auf der Agenda.
Wenig Unternehmens-Zahlen
Am Dienstag zeichnet sich ebenfalls eine noch vergleichsweise ruhige Nachrichtenlage ab. Angekündigt sind unter anderem die Quartalszahlen des MDAX-notierten Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown, sowie Daten zum Wirtschafts- und Industrievertrauen in der Eurozone und zum Verbrauchervertrauen in den USA.
Zur Wochenmitte folgen der Quartalsbericht des Finanzdienstleisters Wüstenrot & Württembergische (W&W), Einkaufsmanager-Indizes aus dem für Deutschland wichtigen Markt China und Verbraucherpreise aus Deutschland. In den USA wird das Beige Book der Fed veröffentlicht.
Nach der Abstimmung über die US-Schuldengrenze stehen am Donnerstag dann weitere Einkaufsmanager-Indizes sowie der ADP-Berichts zur Beschäftigungsentwicklung der US-Privatwirtschaft im Fokus, der als wichtiger Indikator für den Arbeitsmarktbericht der Regierung am Freitag gilt.
Restrisiko eines Regierungsstillstands in den USA bleibt
Bereits am Freitag hielten die Ökonomen der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin einen US-Zahlungsausfall für sehr unwahrscheinlich. Das Risiko eines Regierungsstillstands sei aber sehr real und könnte erhebliche Auswirkungen auf die weltgrößte Volkswirtschaft haben. Bei einem Scheitern der Verhandlungen sei der japanische Yen als Absicherungsinstrument erste Wahl. Daneben empfehlen die Sarasin-Experten Gold und den Schweizer Franken.
Am Freitag sieht die Nachrichtenagenda recht übersichtlich aus – abgesehen vom US-Arbeitsmarktbericht. Beim Elektronikhändler Ceconomy könnte ein Kapitalmarkttag den Aktienkurs bewegen. (Mit Material von dpa-AFX)
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