An den Finanzmärkten hat sich vor dem 4. Advent Unbehagen breit gemacht. Zum einen wägen die Anleger ab, welche konkreten Konsequenzen von der Corona-Variante Omikron zu erwarten sind. Dies könnte demnächst auch konjunkturelle Belastung mit sich bringen. Zudem verunsichert, dass immer mehr Notenbanken wegen der hohen Inflation geldpolitisch den Fuß vom Gaspedal nehmen. Der Wochenausblick.
Am deutschen Aktienmarkt dürfte der Handel in den von Weihnachten und dem Neujahrsfest geprägten zwei Wochen zunehmend dünner und lustloser werden. Eine Jahresendrally, die noch vor wenigen Wochen allseits erwartet wurde, scheint derzeit wenig wahrscheinlich.
Am Freitag ging der DAX bei 15.531 Punkten ins Wochenende, womit sich auf Wochensicht ein Minus von 0,6 Prozent ergab. Der Leitindex schloss aber über der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie, die aktuell bei 15.493 Zählern verläuft.
Ein erneuter nachhaltiger Rutsch unter den GD200 – schon im November tauchte der DAX unter die Durchschnittslinie – könnte das Chartbild weiter verschlechtern. Technisch wichtiger erscheint jedoch die Horizontale bei 14.816 Punkten, die der DAX in den vergangenen Monaten mehrfach erfolgreich verteidigt hat.
Ob nochmals großer Abwärtsdruck aufkommt, muss indes bezweifelt werden. Die meisten Investoren haben ihre Bücher angesichts der bevorstehenden Feiertage wohl bereits geschlossen. Zufrieden dürften sie dennoch sein, denn trotz der immer noch wütenden Corona-Pandemie, sehr hoher Inflationsdaten und der weiter bestehenden Lieferengpässe war 2021 ein gutes Aktienjahr.
Im bisherigen Jahresverlauf steht die DAX-Bilanz bei gut 12 Prozent im Plus und der MDAX der mittelgroßen Werte legte etwa 11 Prozent zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zeichnet sich aktuell sogar ein Plus von 16 Prozent ab und für den Wall-Street-Index Dow Jones Industrial ein Zuwachs von ebenfalls knapp 16 Prozent.
Optimismus für 2022
Und auch für das neue Jahr 2022 bleiben die meisten Börsenexperten optimistisch, obwohl prozentual zweistellige Steigerungen eher nicht erwartet werden. Stratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck begründet dies in erster Linie mit einer nachlassenden geldpolitischen Unterstützung angesichts der jüngsten Entscheidungen der US-Notenbank (Fed). Und auch die Pandemie sei weiterhin nicht überstanden. Sie wird wohl noch bis ins neue Jahr hinein entscheidend für das Wohl und Wehe an den Börsen sein.
Außerdem spielt die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie samt einer Normalisierung der Produktionsbedingungen und Lieferketten eine wesentliche Rolle - und damit nicht zuletzt auch die Preisentwicklung. "Leider ist kurzfristig bei keinem der Faktoren eine Trendwende in Sicht, sodass wir konstatieren müssen, dass der Jahresausklang und der Start ins neue Jahr aus konjunktureller Sicht unerfreulich zu werden drohen", warnt die Landesbank Baden-Württemberg.
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Wichtige Konjunkturdaten erst zum Jahreswechsel
Ob das Vordringen der Omikron-Variante des Coronavirus neue Wachstumssorgen ausgelöst hat, darüber sollten laut der Helaba-Analystin Claudia Windt zum Jahreswechsel die Umfragen unter den Einkaufsmanagern Auskunft geben. Am Donnerstag, 30. Dezember, steht in den USA der Chicago Einkaufsmanager-Index auf der Agenda und am 4. Januar dann der besonders wichtige ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe. Am Silvestertag werden die chinesischen Einkaufsmanager-Indizes veröffentlicht und am Montag, 3. Januar, der Einkaufsmanager-Index für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone.
Vor Weihnachten rückt zudem die weltgrößte Volkswirtschaft nochmals mit Inflationsdaten und der Frage nach womöglich neuen Steigerungsrekorden in den Blick. Für den Euroraum werden die Verbraucherpreise am Freitag, 7. Januar, veröffentlicht. Doch hier dürfte nach einer Inflationsrate im November von 4,9 Prozent "der Hochpunkt zunächst erreicht sein", wie die Analysten der Commerzbank erwarten. Unter anderem wegen eines deutlichen Rückgangs der Energiepreise rechnen sie für Dezember mit einer auf 4,5 Prozent sinkenden Rate.
Ausblick auf US-Arbeitsmarkt
Ebenfalls an jenem Freitag stehen weitere wegweisende Daten auf der Agenda: zur deutschen Industrie und zum US-Arbeitsmarkt im Dezember. "Im Oktober hat die Industrieproduktion in Deutschland deutlich zugelegt und damit die seit Anfang 2021 zu beobachtende Talfahrt zumindest vorerst gestoppt. Im November dürfte es das nächste kräftige Plus gegeben haben", heißt es mit Blick auf die heimische Konjunktur-Agenda von der Commerzbank.
Für die USA rechnen die Commerzbank-Experten dagegen mit einem "eher mäßigen Arbeitsmarktbericht" und erinnern daran, dass bereits im November die Zahl der neu geschaffenen Stellen enttäuscht hatte. Die Arbeitslosenquote sollte zugleich aber weiter sinken, wenn auch geringfügiger als zuvor. "Der Arbeitsmarkt verengt sich damit aber weiterhin", konstatieren sie. Jedem Arbeitslosen stünden eineinhalb offene Stellen gegenüber, was – so lautet ihr Fazit – die US-Notenbank daher im März dazu veranlassen sollte, "ihre Anleihekäufe einzustellen und ab dem zweiten Quartal die Zinsen zu erhöhen".
Index-Änderungen ab Montag
Im MDAX und SDAX werden direkt zum Wochenstart einige Veränderungen umgesetzt. So zieht Deutsche Wohnen in den Index der mittelgroßen Werte ein und ersetzt dort die Aktien von Zooplus. Der Online-Händler für Haustiefbedarf soll nach dem Willen der Finanzinvestoren EQT und Hellman & Friedman bald von der Börse genommen werden. Für Mittwoch, 22.12.21 ist eine außerordentliche Hauptversammlung vorgesehen.
Im Nebenwerte-Index SDAX ersetzt die vom Autozulieferer Continental abgespaltene Antriebstochter Vitesco den Online-Möbelhändler Home24. Die Heidelberger Druckmaschinen AG wird für den Rüstungstechnologie-Konzern Hensoldt in den Index aufgenommen und der IT-Dienstleister GFT Technologies ersetzt den Online-Möbelhändler Westwing.
Im TecDAX ersetzt Nagarro den Spezialpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum. (Mit Material von dpa-AFX)
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