Die US-Aktienindizes konnten ihre Tagesgewinne zum Schluss nicht ganz verteidigen. Der Dow Jones rutschte sogar ins Minus. Immerhin haben die Technologiewerte einen erneuten, erfolgreichen Erholungsversuch unternommen. Sie profitierten von erfreulichen US-Inflationsdaten. Allerdings blieben die Sorgen hinsichtlich der Zollkonflikte der USA präsent.
Der von Tech-Werten beherrschte Nasdaq 100 gewann zur Schlussglocke 1,1 Prozent auf 19.596 Punkte. Es ist bereits der fünfte Anlauf für eine Erholung im seit Ende Februar gültigen Abwärtstrend. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,5 Prozent auf 5.599 Zähler nach oben. Der Leitindex Dow Jones hatte im Tagesverlauf zwischen Gewinn und Verlusten geschwankt und ging letztlich mit einem kleinen Minus von 0,2 Prozent bei knapp 41.351 Punkten in den Feierabend.
In den USA hat sich die Inflation dank geringerer Kosten für Energie im Februar überraschend stark abgeschwächt. Die US-Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 2,8 Prozent. Im Vormonat hatte die Teuerung noch 3,0 Prozent betragen und war so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang der Rate gerechnet, aber nur auf 2,9 Prozent. In den kommenden Monaten jedoch erwarten Ökonomen wegen der US-Zollpolitik wieder eine höhere Inflation.
Am heutigen Mittwoch sind US-Zölle auf Stahl- und Aluminium-Importe in Kraft getreten. Die EU kündigte daraufhin bereits eine entschiedene Reaktion an. In einem ersten Schritt sollen von April an Extrazölle auf die Einfuhr von US-Produkten wie Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter greifen. Weitere Maßnahmen sollen dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten Mitte April folgen.
Kanada reagierte auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent mit Gegenzöllen. Dagegen will die britische Regierung trotz ihrer Kritik an den neuen US-Zöllen vorerst keine Maßnahmen ergreifen. Ähnlich hatte sich zuvor schon Australien geäußert, ein weiterer, bisher enger Verbündeter der USA.
Unter den viel beachteten Tech-Riesen, den sogenannten Glorreichen Sieben, stiegen die Aktien von Tesla zeitweilig um mehr als acht Prozent. Zum Schluss blieb ein Plus von 3,8 Prozent. Zu Wochenbeginn hatten sie mit gut 15 Prozent den heftigsten Tageseinbruch seit September 2020 und tags darauf den tiefsten Stand seit Oktober verzeichnet, bevor die Gegenbewegung einsetzte.
Für die Anteilsscheine von Nvidia ging es um 6,4 Prozent nach oben. Die Papiere des Chipkonzerns böten hochwertiges Wachstum zu einem sehr attraktiven Preis, schrieben die Analysten der Bank of America.
Noch etwas mehr, nämlich 7,2 Prozent, konnte die Palantir-Aktie zulegen. Heute war bekannt geworden, dass Cathie Wood mit ihrem ARK-Invest-Team nach Monaten endlich die Seite gewechselt hat und wieder zu den Käufern gehört.
Intel konnte bis zum Schluss einen Aufschlag von viereinhalb Prozent verteidigen. Der Halbleiter-Riese TSMC hat mehreren Chipriesen einen Deal zur Gründung eines Joint Ventures für den Betrieb von Intels Gießerei-Geschäft in den USA angeboten. Nachbörslich springt die Intel-Aktie über die 23-Dollar-Marke. Grund ist die Ernennung von Lip-Bu Tan zum CEO. Ab 18.März wird Tan, ein angesehener Veteran der Halbleiter-Industrie, den Konzern leiten.
Mit einem Abschlag von 1,75 Prozent auf 216,98 Dollar zeigte sich auch die Apple-Aktie weiter abgeschwächt. Die britische Wettbewerbsbehörde hatte sich kritisch zum Duopol mit Google geäußert. In einer umfassenden Untersuchung waren zuvor die Praktiken der beiden Konzerne im Bereich mobiler Browser unter die Lupe genommen worden.
Ein Kursplus von vier Prozent nach einer wochenlangen Talfahrt stand bei ServiceNow zu Buche. Der Technologie-Konzern unter Führung des ehemaligen SAP-Chefs Bill McDermott erwarb das KI-Start-up Moveworks. Es ist die größte Transaktion in der knapp 13-jährigen Börsen-Historie des 2004 gegründeten Unternehmens. Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr abgeschlossen werden.
Die Aktien von iRobot sackten auf ein Rekordtief und büßten zuletzt gut 35 Prozent ein. Der Robotersauger-Pionier hatte enttäuschende Quartalsergebnisse präsentiert, darunter einen höher als erwarteten Verlust und einen Umsatz, der hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben war. Zudem sagte das Unternehmen seine Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen ab.
Weiter stark zeigte sich hingegen mit einem Aufschlag von 6,3 Prozent die Reddit-Aktie. Bereits am Vortag hatte das Papier zweistellig zugelegt. Auslöser ist eine Analysten-Stimme: Loop Capital hat den jüngsten Kursrutsch bei Reddit als "übertrieben" bezeichnet, wie CNBC aus einer Analystennotiz zitierte.
Nach US-Handelsschluss präsentierte Adobe frische Geschäftszahlen. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres konnte der Gewinn pro Aktie auf 5,08 Dollar gesteigert werden, 0,11 Dollar besser als die durchschnittliche Analystenschätzung von 4,97 Dollar. Auch der Umsatz von 5,71 Milliarden Dollar übertraft die Konsensschätzung von 5,66 Milliarden. Dennoch rutscht die Aktie im nachbörslichen Handel um 2,5 Prozent ab. Der Ausblick auf das laufende Quartal enttäuscht.
Enthält Material von dpa-AFX