Die Anleger werden zum Wochenschluss nach einer turbulenten Woche etwas vorsichtiger. Die wichtigen Indices an der Wall Street geben heute leicht nach. Am deutlichsten erwischt es den technologielastigen Nasdaq 100. Die Erzeugerpreise waren im Januar in den Vereinigten Staaten etwas stärker gestiegen als erwartet und dies erinnerte die Anleger einmal mehr an die Gefahr, dass die Zinsen vielleicht doch nicht so schnell sinken wie zuletzt erhofft.
Der Dow Jones Industrial gab um 0,37 Prozent auf 38.627,99 Punkte nach, während der marktbreite S&P 500 um 0,48 Prozent auf 5.005,57 Zähler fiel. Im Tech-Sektor war das Minus etwas größer, der davon geprägte Nasdaq 100 fiel um 0,90 Prozent auf 17.685,98 Punkte. In der Wochenbilanz hat der Dow damit 0,1 Prozent und der Nasdaq-Index 1,5 Prozent verloren.
Alle drei Indizes hatten sich nach Rücksetzern am Dienstag zuletzt wieder den davor aufgestellten Rekorden genähert. Dabei hatten die Anleger zuletzt einen Haken an bereits enttäuschende Inflationszahlen gemacht, die am Dienstag noch Verluste verursacht hatten. Die Erzeugerpreisdaten stachelten nun aber wieder die Sorgen vor womöglich noch länger hohen Zinsen an. Zuletzt waren solche Ängste der Investoren aber auch mit dem Vertrauen in eine weiche Landung der Wirtschaft abgewogen worden.
Ein überraschend guter Umsatzausblick des Halbleiterausrüsters Applied Materials machte Anlegern Hoffnung auf eine Belebung der Chipbranche. Dies trieb die Rekordrally der Aktien, die schon länger vom Künstliche-Intelligenz-Hype beflügelt werden, erstmals über die 200-Dollar-Marke. Über die Ziellinie ging die Aktie 6,4 Prozent höher. Die Papiere der Branchenkollegen Lam Research und KLA legten um jeweils mehr als ein Prozent zu.
Mit deutlichen Kursausschlägen fielen die Papiere der Kryptowährungsböse Coinbase auf, die mit unerwartet starken Quartalszahlen punktete und erstmals seit zwei Jahren wieder einen Gewinn erwirtschaftete. Die Aktien sprangen um 8,8 Prozent nach oben.
Überraschend schwache Geschäftsziele lieferte dagegen der Online-Lieferdienst Doordash , dessen Aktien um acht Prozent in die Knie gingen. Keine guten Nachrichten sendete auch Dropbox mit seinem Quartalsbericht. Dessen Papiere brachen um 23 Prozent ein. Die Resultate und Begleitaussagen deuteten nach gutem Lauf der Aktien auf eine negative Wendung des Chance-Risiko-Profils hin, hieß es von Bank of America. Deren Analyst Michael Funk stufte sie gleich doppelt auf "Underperform" ab.
Der Rekordrally des Pharmakonzerns Eli Lilly verlieh eine positive Analystenstudie mit einem Anstieg um 3,2 Prozent weiteren Schwung. Das Unternehmen profitiert aktuell vom Hype um seine neuartigen Diabetesmittel und Appetitzügler. Der Morgan-Stanley-Analyst Terence Flynn spekuliert deshalb, dass Eli Lilly bald zum elitären Club jener Konzerne mit einer Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar gehören könnte. Auf diesen Börsenwert kommen bislang nur große Techwerte.
Eine Achterbahnfahrt erlebten die Papiere von Super Micro Computer. Erst verteuerte sich das Papier auf 1.003,50 Euro. Dann, zwar nicht unmittelbar nach Öffnung der Wall Street, aber doch kurz darauf, der Kollaps. Am Ende des Tages steht ein Minus von 19,99 Prozent. Ausgehend vom Tageshoch bei 1.077,87 US-Dollar - zugleich das bisherige Allzeithoch - beträgt das Minus gar 25 Prozent. Nach der Rekordjagd der vergangenen Tage und Wochen haben offensichtlich einige Anleger Kasse gemacht.
Der Euro hat sich am Freitag nahe dem Vortagsniveau bewegt, nachdem die Erzeugerpreise zunächst eine Berg- und Talfahrt ausgelöst hatten. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0777 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Euro-Referenzkurs auf 1,0743 (Mittwoch: 1,0713) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9308 Euro.
Die Kurse von US-Staatsanleihen gaben nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen fiel zuletzt um 0,34 Prozent auf 109,80 Punkte. Die Rendite der Staatspapiere mit dieser Laufzeit stieg im Gegenzug auf 4,29 Prozent.