Dass die Kursentwicklung beim Bitcoin keine Einbahnstraße ist und heftige Kursschwankungen bei der Digitalwährung eher die Regel als die Ausnahme sind, hat der Rückschlag Mitte Mai eindrucksvoll ins Gedächtnis gerufen. Nach Einschätzung der Analysten von JPMorgan wirkt sich das jetzt negativ auf die Nachfrage aus.
Eigentlich ist es ganz einfach: Es kann maximal 21 Millionen Bitcoin geben. 18,7 Millionen wurden bereits geschaffen, täglich kommen rund 900 dazu. Das Angebot ist also begrenzt und je mehr Menschen ein Stück vom Kuchen haben wollen, desto höher steigt der Preis. Dass sich zuletzt auch immer mehr institutionelle Investoren mit tiefen Taschen für die Digitalwährung interessiert haben, ließ den Kurs in den letzten Monaten nach oben schießen. Fast 65.000 Dollar kostete ein Bitcoin auf dem Allzeithoch im April.
Laut JPMorgan-Analyst Nikolaos Panigirtzoglou könnte damit aber jetzt Schluss sein. Er sieht aktuell Anzeichen, dass ausgerechnet die Nachfrage jener großen Investoren nachlässt: Der Spot-Preis des Bitcoin sei aktuell höher als die Preise am Future-Markt – ein Phänomen, das der Profi Backwardation nennt und beim Bitcoin zum ersten Mal seit 2018 zu beobachten ist.
Warnung vor dem Bärenmarkt
„Dies ist eine ungewöhnliche Entwicklung und spiegelt wider, wie schwach derzeit die Bitcoin-Nachfrage von institutionellen Anlegern ist, die dazu neigen, regulierte CME-Futures-Kontrakte zu nutzen, um ein Engagement in Bitcoin aufzubauen“, so der Experte. Üblicherweise notieren die Future-Kontrakte über dem aktuellen Bitcoin-Kurs, was auf eine positive Einschätzung der Marktteilnehmer hinsichtlich der künftigen Kursentwicklung schließen lässt.
„Die Rückkehr zur Backwardation in den letzten Wochen ist ein negatives Signal, das auf einen Bärenmarkt hindeuten könnte“, warnt Panigirtzoglou. Der Grund dafür ist aber schnell gefunden: Angesichts des jähen Endes der monatelangen Aufwärtsbewegung und dem kurzfristigen Pullback um mehr als 50 Prozent vom Allzeithoch dürften gerade neue Marktteilnehmer ihr Engagement am Kryptomarkt aktuell noch einmal überdenken.
Ärgerlich, aber nicht ungewöhnlich
Das ist einerseits verständlich. Andererseits waren solche Rücksetzer in der Vergangenheit keine Seltenheit und nicht das Ende der langfristigen Aufwärtsbewegung. Der Bitcoin ist nun einmal hochvolatil – die Kräfte, die ihn an guten Tagen um zehn oder 20 Prozent nach oben treiben können, wirken an schlechten Tagen in die umgekehrte Richtung.
Natürlich haben die jüngsten Kurskapriolen die Stimmung getrübt. Von einem Bärenmarkt würde DER AKTIONÄR aber noch nicht sprechen. Entscheidend wird sein, in welche Richtung der Bitcoin-Kurs die aktuelle Seitwärtsrange verlässt.
Bei einem Rückfall unter das bisherige Korrekturtief bei rund 30.700 Dollar dürfte sich die Talfahrt noch einmal beschleunigen. Gelingt dagegen ein nachhaltiger Ausbruch über den Widerstand bei 40.000 Dollar, kann die Rallye wieder Fahrt aufnehmen. Dann würde sich sehr wahrscheinlich auch die Lage am Future-Markt schnell wieder normalisieren.
In der Zwischenzeit rät DER AKTIONÄR bereits investierten Langfrist-Anlegern, dabeizubleiben, und Neueinsteigern, die bevorstehende Richtungsentscheidung im Chart abzuwarten.
Hinweis auf Interessenskollision: