Nach einem freundlichen Start in die neue Börsenwoche ist den Anlegern am Nachmittag ein wenig die Kauflaune abhanden gekommen. Es fehlen positive Impulse. Stattdessen bremsen neue Verunsicherungen über die weitere US-Zinspolitik und anziehende Energiepreise die Börsen am Montag aus. Im DAX gewinnt die Aktie der Deutschen Telekom als Tagessieger hinzu.
Am Vormittag setzte sich am deutschen Aktienmarkt die freundliche Stimmung vom Freitag noch fort. Der DAX hangelte sich bis auf 16.114 Punkte nach oben. Positive Konjunkturdaten stützten. So ist der deutsche Außenhandel solide ins zweite Quartal gestartet. Die Ausfuhren erhöhten sich gegenüber März um 1,2 Prozent auf 130,4 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt mit. Analysten hatten dagegen im Schnitt einen Rückgang um 2,5 Prozent erwartet. Die Einfuhren gingen von März auf April um 1,7 Prozent auf 112 Milliarden Euro zurück. Die Handelsbilanz wies einen Überschuss von 18,4 Milliarden Euro aus.
Hingegen hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum im Juni zum zweiten Mal in Folge verschlechtert. Der vom Analyseinstitut Sentix erhobene Konjunkturindikator sank um 3,9 Punkte auf minus 17,0 Zähler. Analysten hatten im Schnitt eine etwas moderatere Eintrübung auf minus 15,1 Punkte erwartet.
"Die Konjunktursorgen nehmen zu", kommentierte Sentix das Resultat. Größtes "Sorgenkind" in der Eurozone bleibe Deutschland. Ungünstiger wird dort vor allem die aktuelle Konjunkturlage bewertet, während sich die Erwartungshaltung nur leicht eintrübte. Die aktuelle Umfrage wurde Anfang Juni unter knapp 2.000 Anlegern durchgeführt.
Enttäuscht reagierten Investoren dann auf US-Konjunkturdaten. Der Index für den Dienstleistungssektor lag im Mai nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Auftragseingang der Industrie wuchs um 0,4 Prozent, halb so stark wie erhofft. Das Plus hier ging vor allem auf das Konto gestiegener Militärausgaben.
Der DAX schloss den Xetra-Handel mit einem Tagesabschlag von einem halben Prozent bei 15.963 Punkte.
Auch die Analysten von Morgan Stanley rechnen mit einem schwächeren Aktienmarkt in Europa. Über die Sommermonate dürften europäische Aktien um zehn Prozent korrigieren, prognostizieren die Kapitalmarktstrategen.
Ein Lichtblick am deutschen Aktienmarkt war am Montag mit einem Plus von fast zwei Prozent die Aktie von Deutsche Telekom. Nach dem neunprozentigen Kurseinbruch vom Freitag griffen die Anleger auf gedrücktem Niveau zu. Auch die Papiere der Mobilfunk-Anbieter Telefonica Deutschland und 1&1 legten überdurchschnittlich zu.
Nachrichten über eine mögliche Konkurrenz durch Amazon in den USA hatten den Sektor am Freitag massiv belastet, egal ob die Unternehmen in den USA aktiv sind oder nicht. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf Insider berichtete, prüft der Internethändler ein Mobilfunk-Angebot für seine Prime-Kunden in den USA. Ein Amazon-Sprecher erklärte jedoch, dass dieses Thema derzeit nicht auf der Agenda steht.
Zweitgrößter Tagesgewinner im DAX war mit einem Plus von 1,7 Prozent die Porsche-Holding. Die Siemens-Aktie notierte zuletzt nahe an einer wichtigen Marke, die für die weitere Entwicklung von hoher Bedeutung ist. Ein erster Ausbruchversuch ist gescheitert, das Papier des Industriekonzerns gibt 0,6 Prozent nach.
Am DAX-Ende enttäuschten die Aktien von Zalando mit einem Abschlag von 3,2 Prozent. JPMorgan-Analystin Georgina Johanan blickt skeptisch auf die Geschäftsentwicklung des Online-Modehändlers. Internet-Zugriffsdaten und Indikatoren für die Markendynamik belegen der Expertin zufolge für den Mai eine nachlassende Geschäftsdynamik in Deutschland. Ihr Urteil: "Negative Catalyst Watch".
Im SDAX setzten die Papiere von Verbio ihre dynamische Erholung vom Freitag mit plus 2,4 Prozent fort. Damit schafften es die Aktien des Biokraftstoffherstellers erstmals seit Dezember wieder über ihre 50-Tage-Linie. Sie gilt als Indikator für den mittelfristigen Trend und fällt seit Monaten. Kein Wunder, dass Verbio mit einem Jahresminus von rund 38 Prozent immer noch schwächster SDAX-Wert des laufenden Jahres sind.
Noch besser liefen im SDAX mit einem Xetra-Tagesplus von 4,2 Prozent die MorphoSys-Aktien. Das Biotech-Unternehmen hat sich über die 25-Euro-Marke geschwungen und dabei auch die 50-Tage-Linie hinter sich gelassen.
Bei Uniper haben weiterhin Spekulanten das Sagen: So schnell wie der Aktienkurs des verstaatlichten Versorgers zuletzt stieg, so rasant geht derzeit der Verfall. Am Montag brachen die Papiere auf Xetra nochmals um 20 Prozent ein. Nach einer Unternehmensmeldung vom 23. Mai hatten sie sich in wenigen Tagen bis Anfang Juni mehr als verdoppelt und den höchsten Stand seit Ende November 2022 erreicht. (Mit Material von dpa-AFX)
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