Die jüngsten Kursschwankungen bei DAX und Co dürften nur ein Vorgeplänkel gewesen sein, quasi die Ruhe vor dem Sturm. In der neuen Woche dürfte das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl maßgeblich Einfluss auch auf die Aktienkurse hierzulande nehmen. US-Zinsentscheid und Quartalszahlen-Flut rücken ein wenig in den Hintergrund. – Der Wochenausblick.
Am Freitag hatte der DAX seine dreitägige Minusserie gestoppt. Nach einem freundlichen Börsenstart zog der deutsche Leitindex im Tagesverlauf bis knapp 19.300 Punkte weiter an und schloss letztlich 0,9 Prozent fester bei 19.255 Punkten. Seinen Wochenverlust dämmte der deutsche Leitindex damit auf gut ein Prozent ein.
Als Kursstütze erwiesen sich am Nachmittag etwas schwächer als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten, die eine weitere Leitzinssenkung ermöglichen sollten, sowie die freundlichen New Yorker Börsen.
Nach drei Tagen mit deutlichen Kursverlusten, die den DAX zeitweilig auch unter die für den kurzfristigen Trend wichtige 21-Tage-Linie gedrückt hatten, berappelte er sich zuletzt also etwas. Die 50-Tage-Linie, die als Indikator für die mittelfristige Entwicklung gilt, konnte verteidigt werden. Seit Jahresbeginn steht für den deutschen Leitindex immer noch ein sattes, prozentual zweistelliges Plus zu Buche. Auch das Mitte Oktober erreichte Rekordhoch von knapp 19.675 Punkten ist noch in Sichtweite.
Wahlausgang völlig offen
Ob der DAX in der neuen Woche die Bestmarke wieder ins Visier nimmt oder weiter nachgibt, dürften die US-Wahlen am Dienstag maßgeblich beeinflussen. Letzte Umfragen versprechen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der demokratischen US-Vizepräsidentin Kamala Harris und dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump – "mit zuletzt leichten Vorteilen für Trump", wie Strategin Claudia Windt von der Landesbank Helaba am Freitag schrieb. Am Samstag zeigte eine Bloomberg-Umfrage jedoch wieder einen Mini-Vorsprung von Harris.
Ungewiss sind auch die künftigen Mehrheiten in den beiden Kongress-Kammern Senat und Repräsentantenhaus. Diese haben erheblichen Einfluss auf die politischen Gestaltungsmöglichkeiten des künftigen Amtsinhabers.
Erst Erleichterung – und dann?
Kapitalmarkt-Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets rechnet mindestens bis Mittwoch mit Schwankungen an den Aktienmärkten – "oder auch darüber hinaus, sollten wir (dann) den Sieger noch nicht kennen". Unabhängig vom Wahlausgang dürfte die erste Reaktion an der Wall Street Erleichterung sein, "dass das Ereignis hinter dem Markt liegt".
Voraussetzung sei allerdings, dass der Verlierer seine Niederlage anerkenne, betont Molnar. Im Januar 2021 hatten Anhänger des noch amtierenden, aber abgewählten Amtsinhabers Donald Trump den Kongresssitz gestürmt, um die Ernennung des siegreichen Demokraten Joe Biden zu verhindern. Bis heute erkennt Trump seine damalige Niederlage nicht an.
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Lähmende Unsicherheit droht
Ein nicht eindeutiger Wahlausgang könnte dazu führen, dass der Verlierer juristisch erneute Stimmauszählungen erzwinge, warnt Helaba-Expertin Windt. Die damit drohende politische Lähmung und Unsicherheit dürfte an den Finanzmärkten zu weiteren Umschichtungen in "sichere Anlagehäfen" wie Gold und Anleihen führen, wie schon die jüngsten Rekord-Meldungen für den Goldpreis und die Kursverluste bei Aktien gezeigt hätten.
Die heimische Konjunktur brumme und die Arbeitslosigkeit sei niedrig, was eigentlich Harris und den Demokraten zugutekommen sollte, konstatiert Ökonom Alexander Buhrow von der DZ Bank. Dennoch sähen viele Wähler die wirtschaftliche Lage skeptisch. Zudem billigten sie Trump mehr Wirtschaftskompetenz zu als Harris.
In den meisten US-Bundesstaaten gilt bereits als sicher, welcher Kandidat sich durchsetzen wird. Umkämpft sind lediglich die sieben sogenannten Swing States. Sie sind der Schlüssel zur notwendigen Mehrheit im Wahlleute-Gremium. Am Ende kann auch der Kandidat gewählt werden, der landesweit weniger Stimmen als sein Konkurrent bekommen hat – so wie Trump bei seinem Sieg 2016 gegen Hillary Clinton.
Fed entscheidet über Leitzinsen
Die US-Wahlen drängen andere, ebenfalls wichtige Ereignisse in der neuen Woche weitgehend in den Hintergrund. So steht am Donnerstag-Abend europäischer Zeit der Zinsentscheid der Fed an. Eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte gilt als so gut wie sicher. Dies zeigt das "Fed Watch Tool" der Optionsbörse CME, das Wetten auf die künftige Zinsentwicklung abbildet.
Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht, der die Märkte kaum bewegte, verstärkte diese Erwartungen sogar noch etwas. Seine Bedeutung sei diesmal aufgrund von Verzerrungen durch Stürme und den Streik beim US-Flugzeugbauer Boeing allerdings geringer als sonst, heißt es in einem Kommentar der DekaBank.
Im Fokus dürften zudem Aussagen der amerikanischen Währungshüter zum künftigen Zinspfad stehen. Für die Geldpolitik kommt dem Ausgang der US-Wahlen eine große Bedeutung zu, da Joe Bidens Nachfolger einen neuen Fed-Chef bestimmen kann – den dann allerdings der Senat bestätigen muss.
Zwölf DAX-Werte legen Quartalszahlen vor
Abgesehen von Politik und Geldpolitik dürften auch Unternehmenszahlen weiterhin das Marktgeschehen beeinflussen. In Deutschland eröffnen der Logistik-Konzern DHL Group (ex Deutsche Post) und Zalando am Dienstag den Zahlenreigen der DAX-Unternehmen.
Zur Wochenmitte berichten dann Commerzbank, Fresenius, Henkel, Vonovia, Qiagen und BMW über ihre Geschäftsentwicklung.
Am Donnerstag folgen der Rückversicherer Munich Re, der Nutzfahrzeug-Hersteller Daimler Truck, der Rüstungskonzern Rheinmetall sowie der Baustoffkonzern Heidelberg Materials. Auch aus zweiter und dritter Reihe der DAX-Familie melden viele Unternehmen ihre Quartalszahlen. (Mit Material von dpa-AFX)
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